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Augsburg: Nach geplatztem Auftritt: AfD-Politiker erhebt Vorwürfe gegen Bischof Mixa

Augsburg

Nach geplatztem Auftritt: AfD-Politiker erhebt Vorwürfe gegen Bischof Mixa

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    Walter Mixa, ehemaliger Bischof, wollte bei einer AfD-Veranstaltung in Augsburg sprechen. Am Montag sagte er seinen Auftritt ab.
    Walter Mixa, ehemaliger Bischof, wollte bei einer AfD-Veranstaltung in Augsburg sprechen. Am Montag sagte er seinen Auftritt ab. Foto: Fred Schöllhorn (Archiv)

    Der zurückgetretene frühere Augsburger Bischof Walter Mixa hat seinen geplanten Vortrag zum Thema „Islamisierung? Christentum“ bei einer AfD-Veranstaltung im Augsburger Zeughaus abgesagt. Seine Begründung: Er habe nicht gewusst, dass der Augsburger AfD-Stadtrat und -Landtagsabgeordnete Markus Bayerbach, der ihn vor gut einem Monat dazu eingeladen hatte, „ein AfD-Mann ist“.

    Das sagte Mixa am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. Mixa fügte hinzu, er habe inzwischen noch andere Einladungen der AfD erhalten, unter anderem aus Hamburg. Auch diesen werde er nicht folgen. Seine Absage sei unabhängig von einer entsprechenden Aufforderung des Bistums Augsburg erfolgt.

    AfD-Politiker Bayerbach widerspricht dem ehemaligen Augsburger Bischof Mixa

    AfD-Politiker Bayerbach wollte das am Montagmittag so nicht stehen lassen. Mixa habe ihn ihm Frühjahr bei einer Veranstaltung als AfD-Landtagsabgeordneter kennengelernt, zudem habe es Korrespondenz mit Mixa über die Veranstaltung „auf Papier mit AfD-Logo“ gegeben, so Bayerbach. Mixa habe am Montag mit seinem Büro telefoniert und den Termin am 24. Mai abgesagt. Bayerbach kündigte an, es werde an diesem Tag ein Veranstaltung geben – „zum Thema Religion und Meinungsfreiheit“.

    Der geplante Auftritt Mixas bei einer Veranstaltung der AfD im Augsburger Zeughaus hatte Entrüstung ausgelöst – auch innerhalb der katholischen Kirche. „Die Nachricht über den Auftritt des emeritieren Bischofs Dr. Walter Mixa bei einer bevorstehenden (Wahl)-Veranstaltung der AfD in Augsburg hat die Diözesanleitung mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, teilte das Bistum Augsburg am Montagmorgen mit. Weiter führte es aus, dass dieser Auftritt „weder mit Bischof Dr. Konrad Zdarsa noch mit seinem Generalvikar Harald Heinrich abgestimmt“ gewesen sei.

    Ein solcher Auftritt werde von den beiden „ausdrücklich abgelehnt und nicht gutgeheißen“, hieß es: „Der Bischof wird den emeritierten Bischof auch noch schriftlich auffordern, bei dieser Veranstaltung auf dem Gebiet des Bistums Augsburg nicht aufzutreten. Hierbei könnte er sich nach Recherchen unserer Redaktion auf eine Verlautbarung des Apostolischen Stuhls berufen, in der die Beziehungen zwischen einem Diözesanbischof und einem emeritierten Bischof geregelt sind. "Offenbar ist es dem emeritierten Bischof nicht bewusst", hieß es in der Mitteilung weiter, "dass er mit seinem Verhalten bei vielen Menschen, insbesondere auch bei zahlreichen Gläubigen, große Verärgerung verursacht und damit dem Bistum Augsburg und der Kirche insgesamt schweren Schaden zufügt.“

    AfD-Politiker Markus Bayerbach wollte den ehemaligen Bischof Walter Mixa auf einer Wahlveranstaltung sprechen lassen.
    AfD-Politiker Markus Bayerbach wollte den ehemaligen Bischof Walter Mixa auf einer Wahlveranstaltung sprechen lassen. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Ehemaliger Bischof Mixa wollte bei AfD-Veranstaltung in Augsburg sprechen

    Dazu sagte AfD-Politiker Bayerbach im Gespräch mit unserer Redaktion am Montagmittag: „Ich finde es äußerst erschreckend, wie Kirche hier Politik macht. Als überzeugter Katholik fällt es mir langsam schwer, mit dem Bodenpersonal der Kirche zufrieden zu sein.“ Der Augsburger Bistumsspitze warf er vor, sie biedere sich den Grünen an. Bayerbach verlangte: „Ich erwarte nun ein Gesprächsangebot von Bischof Konrad Zdarsa und seinem Generalvikar Harald Heinrich an uns.“ Sie grenzten aus und nähmen ihre Aufgabe der Seelsorge nicht ernst, wenn es nicht zu einem klärenden Gespräch komme, sagte Bayerbach.

    Der ehemalige Augsburger Bischof Walter Mixa wollte bei der Veranstaltung am 24. Mai – also nur zwei Tage vor der Europawahl – über das Thema „Islamisierung? Christentum“ sprechen. Damit hätte er – ob gewollt oder nicht – die Alternative für Deutschland im Wahlkampf unterstützt.

    Die Veranstaltung wurde auf der Internetseite des AfD-Kreisverbands Augsburg-Land am Montagmittag noch als eines der „Highlights im Mai“ beworben. In sozialen Netzwerken wurde daran am Wochenende heftige Kritik geübt. So sprach Cemal Bozoglu, Augsburger Landtagsabgeordneter der Grünen, von einem „Skandal“. Er kommentierte: Dass der ehemalige Bischof Walter Mixa „Teil der AfD-Propaganda“ werde, sei zum Kopfschütteln. Zwei Tage vor den Wahlen zum Europäischen Parlament werde die Stadt des Religionsfriedens Augsburg damit Schauplatz einer Veranstaltung, die die Gesellschaft spalten und Ängste schüren wolle. Die Münchner Grünen-Vorsitzende Gudrun Lux, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, schrieb auf Facebook kurz und umso prägnanter: „Er sollte sich schämen.“

    Der Augsburger AfD-Stadtrat und Landtagsabgeordnete Markus Bayerbach konnte die Aufregung nicht verstehen. Auf Anfrage unserer Redaktion betonte er am Montagmorgen, dass es sich bei dem Auftritt Mixas „um keine Parteiveranstaltung des KV Augsburg Stadt, sondern um einen Vortragsabend vom MdL Markus Bayerbach (in organisatorischer Zusammenarbeit mit Augsburg Land)“ handele.

    AfD-Abgeordneter Bayerbach wehrte sich gegen Kritik

    Die Kritik Bozoglus wies Bayerbach scharf zurück: „Wenn ein katholischer Landtagsabgeordneter im katholischen Bayern einen katholischen Würdenträger für einen Vortrag einlädt, dürfte das eine Selbstverständlichkeit sein. Dass er sich von einem Grünen-Politiker mit Migrationshintergrund dafür angehen lassen muss, und von Ängsten schüren, Spaltung der Gesellschaft geschrieben wird, ist nichts als plumpe Wahlkampfpropaganda gegen die AfD.“ Und weiter: „Als Christ lade ich meine Kirchenvertreter ein, wann und wohin ich will, und lasse mir das nicht in Frage stellen. Gerade wenn uns wie hier von einem einzelnen islamischen Mitbürger das Recht abgesprochen wird, die Rolle des Islam in unserer Gesellschaft zu hinterfragen, wir unsere Bischöfe dazu nicht mehr hören dürfen, ist die Frage nach einer möglichen Fehlentwicklung offensichtlich und relevant.“

    Bozoglu, so Bayerbach, sei seines „Erachtens zudem vollkommen ungeeignet, solche Äußerungen zu tätigen, und veranstaltet hier nur kurz vor der Wahl populistische Stimmungsmache gegen die AfD“. Ihn habe „einfach persönlich das Thema aus Sicht eines Bischofs interessiert“ – darum habe er Mixa für einen Vortrag eingeladen. „Wer mich kennt, weiß, dass provozieren nicht mein politisches Stilmittel ist, allerdings totschweigen von Problemen auch nicht“, erklärte Bayerbach.

    Bereits im Januar hatte Walter Mixa bei einer AfD-Veranstaltung in Stuttgart über dasselbe Thema gesprochen. Damals sagte er einem Zeitungsbericht zufolge unter anderem, dass Islam „Unterwerfung“ heiße. Der Islam habe die Perspektive, dass man die töten könne, „die sich nicht unterwerfen“. Zudem sprach Mixa vom Willen „zur Moslemisierung Europas“.

    Nicht nur das macht ihn als Redner für die AfD interessant. Seine Positionen zur Familienpolitik oder zur Abtreibung entsprechen nicht nur denen rechter bis erzkonservativer Kirchenkreise – sondern auch denen der AfD. Zwar hat der Landesverband Bayern der AfD in seinem Wahlprogramm für die Landtagswahl 2018 katholische wie evangelische Kirche als „Lobbygruppe“ bezeichnet. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, große sogar, zwischen Traditionalisten innerhalb der katholischen Kirche und der AfD. „Abtreibung ist daher grundsätzlich Unrecht“; „Durch gewollte, ideologisch motivierte Desorientierung soll das in den Familien überlieferte Werte- und Bezugssystem aufgebrochen, neutralisiert und durch pseudofamiliäre Leitbilder ersetzt werden“; „Statt der immer weiteren Durchdringung der Gesellschaft mit der Gender-Ideologie ist das bewährte traditionelle Familienbild zu stärken“ – so lauteten Kernsätze aus dem AfD-Wahlprogramm.

    Mixa wiederum ist unvergessen und umstritten geblieben für seine Aussagen während seiner Zeit als Diözesanbischof. Etwa, als er Parallelen zog zwischen dem Holocaust, also den sechs Millionen getöteten Juden, und der Zahl der Abtreibungen. Im April 2010 musste er dem Papst wegen Prügel- und Veruntreuungsvorwürfen den Rücktritt anbieten. Seitdem ist es – zumindest phasenweise – ruhiger um ihn geworden. Walter Mixa lebt als Ruhestandsgeistlicher im „Bischöflichen Haus ,Barbara‘“, einer Jugendstilvilla in Gunzenheim im Kreis Donau-Ries, das zum Bistum Eichstätt gehört. Er hält Gottesdienste und darf – mit „Zustimmung und damit im Auftrag von Bischof Gregor Maria Hanke“ – im Juli 2019 auch das Sakrament der Firmung für den Pfarrverband spenden, wie es auf Anfrage unserer Redaktion im Januar hieß.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Ex-Bischof Mixa schadet der Kirche mit seiner Aktion

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