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Augsburg: Mann betäubt Ehefrau und missbraucht sie im Schlaf

Augsburg

Mann betäubt Ehefrau und missbraucht sie im Schlaf

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    Wegen seiner Taten muss der 38-Jährige für sechs jahre ins Gefängnis. Und in Therapie.
    Wegen seiner Taten muss der 38-Jährige für sechs jahre ins Gefängnis. Und in Therapie. Foto: Symbolbild: Kaya

    Veronika Graf (Name geändert) kann sich ihren körperlichen Verfall nicht erklären. Seit 2010 hat die junge Frau, Mutter von zwei Kindern, mehr als 20 Kilo abgenommen. Ebenso rätselt sie, warum sie kaum noch Augenwimpern hat. Und im Büro, wo sie als Industriekauffrau arbeitet, kämpft sie ständig mit dem Sekundenschlaf. Die heute 32-Jährige, die mit ihrer Familie im Raum Landsberg lebt, wird erst sehr viel später die furchtbare Wahrheit erfahren.

    Als sie eines Morgens weiße Medikamentenkrümel am Boden neben dem Ehebett findet, fürchtet sie durchzudrehen. Denn von Tabletten im Mund hat sie gerade in dieser Nacht geträumt.

    Der Mann mischt ihr die Betäubungsmittel ins Essen

    Doch was Veronika Graf für einen schlechten Traum hält, ist erschreckend wahr. Ihr Ehemann hat ihr über drei Jahre hinweg unbemerkt Betäubungsmittel untergemischt, mutmaßlich in Essen und Getränke. Es sind Medikamente mit den Inhaltsstoffen Diphenhydramin und Doxylamin, rezeptfrei erhältlich. Dennoch sind sie gefährlich, können bei unkontrollierter Einnahme Horrortrips und Psychosen auslösen. Sobald die 32-Jährige abends in narkoseähnlichen Schlaf verfiel, lebte ihr Mann seine sexuellen Fantasien an ihr aus. Und filmte sich dabei mit einem Handy. Das wird ihm zum Verhängnis.

    Eine Strafkammer des Landgerichts hat den Kfz-Mechaniker jetzt zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Schuldig des schweren sexuellen Missbrauchs an einer Widerstandsunfähigen und der gefährlichen Körperverletzung. Gleich zum Prozessauftakt hatte der 38-Jährige über seinen Verteidiger Moritz Bode alle in der Anklage aufgeführten 39 Taten gestanden.

    Sogar Videos dreht der 38-Jährige von seiner bewusstlosen Frau

    Der Angeklagte lehnte es ab, Fragen nach seinem Motiv zu beantworten. Während die Staatsanwältin die Anklage vortrug, hörte Michael Graf (Name geändert) mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen zu. Es schien, als schäme er sich. Denn detailliert kam zur Sprache, was in Filmsequenzen, die zehn Minuten und länger dauern, alles an sexuellen Spielarten zu sehen ist. Seine Frau, die sich vor wenigen Wochen hat scheiden lassen, ist bis heute schwer traumatisiert.

    Als Richter Klaus-Dieter Triebel das Urteil verkündet, wendet er sich direkt an den Angeklagten: „Es ist dringend erforderlich, dass Sie sich im Gefängnis sexualtherapeutisch behandeln lassen.“ Nach Feststellung des Psychiaters Ralph-Michael Schulte bereitet es dem Mann Lust, Macht über Frauen auszuüben, kann er doch so „funktionale Sexualstörungen“ kompensieren. Das Gericht hält ihn ohne eine Therapie für extrem rückfallgefährdet. Ihm droht bei einer erneuten Tat lebenslange Sicherungsverwahrung.

    Die Frau gelangt an das Smartphone ihres Mannes

    Noch bevor ihn seine Frau anzeigte, hatte sich der 38-Jährige im vorigen August selbst der Polizei gestellt. Der Umstand, dass er so gut wie nie sein Smartphone aus der Hand gab, hatte seine Frau misstrauisch werden lassen. Sie vermutete, ihr Mann habe ein Verhältnis. Eines Nachts gelang es ihr, an sein Handy zu kommen und die Speicherkarte, auf der der Missbrauch dokumentiert ist, auf ihr Laptop zu kopieren; gerade noch rechtzeitig, bevor ihr Mann erwachte und panisch nach seinem Telefon suchte. Als Michael Graf am nächsten Tag von der Arbeit nach Hause kam, standen seine Koffer auf der Straße. Das Türschloss war ausgewechselt.

    Veronika Graf weiß heute auch, warum sie bis vor einem Jahr immer wieder ihre Augenwimpern verloren hat. Ihr Mann hatte ihr vor jedem Missbrauch gewaltsam die Augen geöffnet, um sicher zu sein, dass sie tatsächlich betäubt ist

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