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Augsburg/Landsberg: Gemeinden auf dem Lechfeld überwinden alte Gräben

Augsburg/Landsberg

Gemeinden auf dem Lechfeld überwinden alte Gräben

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    Als Standort für Logisitikzentren – im Vordergrund der Komplex von Amazon, weiter hinten die Niederlassung von Aldi Süd – wird das Lechfeld seit einigen Jahren in der Region wahrgenommen.
    Als Standort für Logisitikzentren – im Vordergrund der Komplex von Amazon, weiter hinten die Niederlassung von Aldi Süd – wird das Lechfeld seit einigen Jahren in der Region wahrgenommen. Foto: Ulrich Wagner

    Diese Zahlen bringen Zuversicht. Auf rund 15.000 Menschen addieren sich die Einwohner der Gemeinden Untermeitingen, Graben, Klosterlechfeld und Obermeitingen auf dem südlichen Lechfeld. „Das sind so viele wie in Schwabmünchen“, stellt Grabens Bürgermeister Andreas Scharf fest.

    Mit seinen drei Bürgermeisterkollegen ist er sich einig: Kommunalpolitik muss stärker die Region in den Blick nehmen und für sie planen – etwa ein gemeinsames Kulturportal im Internet. Die könnte zum Jahreswechsel starten. „Wir wollen unser Angebot künftig so präsentieren wie Augsburg, Gersthofen und Neusäß“, kündigt Scharf an. Auch andere Projekte sind am Werden, an Ideen herrscht kein Mangel.

    Lange Zeit plante jede Kommune nur für ihr Gebiet

    Denn die Bewohner auf dem südlichen Lechfeld sind ein gewichtiger Faktor – als Kunden des Einzelhandels, als Steuerzahler und als Bürger, die vielfältige Lebensqualität im Wohnumfeld erwarten. Um hier mehr zu erreichen, ziehen die vier Kommunen seit 2011 an einem Strang – dem GEL. Die Abkürzung steht für „Gemeinsames Entwicklungskonzept der Lechfeldgemeinden“, ein Projekt des Bund-Länder-Städtebauförderprogramms „Kleinere Städte und Gemeinden“.

    Lange Zeit plante auch auf dem Lechfeld jede Kommune nur für ihr Gebiet. Das spürten besonders die Menschen in Lagerlechfeld. Der Ort mit rund 2700 Einwohnern an der B17 ist fast hälftig aufgeteilt auf die Gemeinden Graben (im Norden) und Untermeitingen. In den 1980er Jahren entstand direkt südlich der Gemeindegrenze ein Baugebiet – ohne Verbindung nach Norden.

    Weihnachtsbeleuchtung gab es früher nur im Norden von Lagerlechfeld

    Anfang der 1990er Jahre bauten Graben und Untermeitingen je einen Kindergarten in ihrem Teil von Lagerlechfeld. 1994 verabschiedete sich Graben aus der 1978 gebildeten Verwaltungsgemeinschaft Lechfeld – gemeinsames Planen rückte noch weiter weg. Eine Weihnachtsbeleuchtung gab es für Jahre nur im Norden von Lagerlechfeld.

    Neuen Schwung brachte – wie so oft – die Städtebauförderung. Wenn kleine Städte und Gemeinden gemeinsam planen, können auch ihre Einzelprojekte mit bis zu 60 Prozent bezuschusst werden. Dass Obermeitingen, dessen Bürger sich seit jeher nach Norden orientieren, in Oberbayern liegt, ist kein Hemmschuh. Im Herbst 2011 gingen die vier Kommunen das Projekt an – und stießen in der Bürgerschaft gleich auf Zuspruch. Vor allem in Lagerlechfeld forderten Bewohner, Graben und Untermeitingen sollten den Ort als Gesamtheit sehen und dafür eine Mitte planen. Die Pläne hat Graben bereits ausgearbeitet.

    Aber auch in den Altorten hat GEL inzwischen zu neuer Dynamik geführt. Das Stichwort „interkommunal“ ist allenthalben zu hören. „Gemeinsam können wir Dinge stemmen, die sich die einzelnen Gemeinden nicht leisten könnten“, betont Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp. So steht in Klosterlechfeld die Entscheidung über ein drei Millionen Euro teures Bürgerzentrum an, dessen Betrieb sich nur rentiert, wenn es auch von den umliegenden Orten genutzt wird. An der Kirche St. Martin in Graben wurde kürzlich der erste Abschnitt eines „interkommunalen Friedenswegs“ eröffnet, der sich in einigen Jahren – vielleicht als Halbmarathon-Strecke – durch alle vier GEL-Gemeinden ziehen soll.

    Gemeinsam Planen ist kein ungewohnter Gedanke mehr

    Gemeinsam Planen ist für die Bewohner des Lechfelds kein ungewohnter Gedanke mehr. Sie haben es schon seit 2000 in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Lechfeld eingeübt. Sie praktizieren es seit heuer im Jugendfußball mit der gemeinsamen Fördergemeinschaft JFG dreier Sportvereine. Sie schicken ihre Kinder inzwischen in die Musikschule Lechfeld und denken bei den örtlichen Feuerwehren über mehr gemeinsame Übungen und vielleicht sogar einer Kooperation bei Neuanschaffungen nach.

    Dabei hilft, dass sich die vier Bürgermeister – neben Schropp sind auch Rudolf Schneider in Klosterlechfeld und Losert in Obermeitingen seit Mai neu im Amt – persönlich gut verstehen. So weckte es keine Eifersüchteleien, dass Andreas Scharf schon seit letztem Jahr das Kulturangebot in Graben forciert. Die Kollegen griffen seine Anregung auf, in einem Kulturportal alle Angebote auf dem südlichen Lechfeld im Internet zu präsentieren.

    „Interkommunal“ präsentiert sich seit Anfang des Jahres auch der Nachwuchs. Ein gewählter Jugendrat Lechfeld hat zwei Mitglieder aus jeder GEL-Gemeinde und wird von diesen jährlich mit 4000 Euro finanziert. Die jungen Leute haben bisher einen Skitag und eine Jugenddisco organisiert und festgestellt, dass nicht alle Ideen einfach umzusetzen waren, wie sie jüngst bei einem Infoabend berichteten. „Das ist auch die Erfahrung bei uns Bürgermeistern“, ermunterte sie Scharf.„Man hat viele Ideen, man kann nur wenig umsetzen, man braucht einen wahnsinnig langen Atem.“

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