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Augsburg: Ekelfleisch-Prozess: Zwei Jahre Haft für Fleischhändler

Augsburg

Ekelfleisch-Prozess: Zwei Jahre Haft für Fleischhändler

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    Der in Wertingen ansässige Fleischhändler Wolfgang L. muss ins Gefängnis. Der heute 60-Jährige, der vor genau vier Jahren durch einen „Gammelfleischskandal“ bundesweit für Schlagzeilen sorgte, ist vor dem Landgericht zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Allerdings sprach ihn die Strafkammer gestern nur des gewerbsmäßigen Betrugs in 22 Fällen schuldig. Überraschend jedoch nicht wegen des schwerwiegenderen Vorwurfs, genussuntaugliches Fleisch verkauft zu haben. Mit Zustimmung des Staatsanwalts wurde dieser Anklagepunkt fallen gelassen. Richter Wolfgang Natale sprach von einem „formalen Verstoß“.

    Haftstrafe in Augsburger Ekelfleisch-Prozess

    Der Angeklagte hatte durch die Erklärung seines Verteidigers Steffen Ufer eingeräumt, in den Jahren 2006 und 2007 an mehrere Döner-Verkäufer in Berlin 130 Tonnen Fleisch geliefert zu haben. Dabei verschwieg ihnen Wolfgang L., selbst gelernter Metzgermeister, dass es sich bei der von ihm verkauften Ware um sogenanntes K 3-Material handelte, dass er selbst äußerst preisgünstig aufgekauft hatte. Denn dieses ist für den menschlichen Verzehr nicht geeignet, darf aber beispielsweise zu Hundefutter verarbeitet werden. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben später, dass etliche Tonnen der Ware zuvor in Kühlhäusern lagerten, die keine Zulassung der EU besaßen. Das Fleisch war deshalb nach den Vorschriften automatisch als Handelsware in eine schlechtere Kategorie zurückzustufen, womit es auch drastisch an Wert verlor: von etwa 350 000 auf 30 000 Euro. Auf Umwegen war das Fleisch dann in Wertingen gelandet.

    Ausgerechnet beim achten und letzten Transport flog der Lebensmittelskandal auf – dank des Lkw-Fahrers Miroslaw Strecker, der am 24. August 2007 rund 20 Tonnen K 3-Fleisch bei der Wertfleisch GmbH in Wertingen abzuliefern hatte. Der 53-Jährige beschrieb gestern als Zeuge, wie er damals beobachtet hatte, wie Firmenchef Wolfgang L. sofort nach dem Abladen das minderwertige Fleisch umetikettierte und zu Lebensmittel deklarierte. Noch auf dem Nachhauseweg nach Brandenburg verständigte er über den Notruf die bayerische Polizei. „Der Beamte hat mir erklärt, dass er nicht zuständig sei und gab mir eine Nummer der IHK“, schilderte Strecker sein damaliges Gespräch. Doch als er diese Nummer anrief, wurde er an die Berufsgenossenschaft weiter verwiesen. Erst dort zeigte man sich alarmiert und handelte. Doch für den Lkw-Fahrer war die Sache damit noch nicht ausgestanden. Etwa eine Stunde später meldete sich die Polizei bei ihm. „Sie sagten mir, sie hätten nichts gefunden.“ Nur weil er beharrlich blieb, auf seine Lieferpapiere verwies, suchten Polizisten und Mitarbeiter des Landratsamtes in Dillingen weiter und wurden am Ende doch fündig. Strecker wurde 2007 für sein vorbildliches Verhalten mit einer goldenen Plakette ausgezeichnet. Überreicht wurde sie vom damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer.

    Gammelfleischskandal sorgte bundesweit für Schlagzeilen

    Nur sein Arbeitgeber, eine in Baden-Württemberg ansässige Spedition, verübelte ihm offenbar seine Tat. „Ich habe gegen ein ungeschriebenes Gesetz in der Branche verstoßen, dass man Kunden nicht anschwärzt.“ Strecker fühlte sich in der Folge als Fahrer ausgegrenzt. Ihm wurde fristlos gekündigt. Nach mehrmonatiger Arbeitslosigkeit hat der 53-Jährige, verheiratet und Vater zweier Kinder, seit Juli wieder ein Job als Fernfahrer. „In Zukunft werde ich viel in Italien und in Deutschland unterwegs sein.“ Seinem neuen Arbeitgeber, eine

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