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Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)
Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

Politik und Stadtwerke stehen wegen der umstrittenen Tarifreform unter Zugzwang. Nun sollen Korrekturen vorgenommen werden.

Augsburg
26.01.2018

AVV-Tarifreform wird nach Kritik wohl korrigiert

Von Michael Hörmann

Stadtwerke und Politik stehen wegen der Tarifreform massiv in der Kritik und wollen jetzt Korrekturen vornehmen. Die müssten auch auf den ländlichen Raum übetragen werden.

Mehr als 60 Millionen Fahrgäste befördern die Stadtwerke Augsburg jährlich im öffentlichen Nahverkehr mit Bus und Straßenbahn. Ein Teil der Kundschaft ist seit Jahresbeginn mächtig sauer. Grund ist die neue Tarifreform, die im Augsburger Verkehrsverbund (AVV) gilt. Das Gebiet umfasst neben dem Stadtgebiet Augsburg die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen.

Während sich der Ärger in den ländlichen Gebieten in Grenzen hält, kommt der Protest in Augsburg umso lauter an. Die Leserbriefspalten in der dortigen Lokalausgabe unserer Zeitung sind seit drei Wochen bald täglich mit Klagen über die Tarifreform gefüllt. Den größten Ärger gibt es, weil ein neu eingeführtes Kurzstreckenticket zumindest für einen Teil der Gelegenheitsfahrer massive Verteuerungen verursacht hat. Die Fahrt für eine etwas längere Strecke kostet unter Umständen 2,90 Euro. Bis Januar waren es 1,45 Euro.

Empörung in Augsburg größer als im Umland

Die Stadtwerke stehen nun mächtig in der Kritik. Aber auch die Politik kommt nicht ungeschoren davon, denn sie hat die Reform abgesegnet. Der Gegenwind ist in Augsburg besonders massiv. Die Protestwelle hat dafür gesorgt, dass die Tarifreform kurzfristig auf die Tagesordnung des Stadtrats genommen wurde. Stadtwerke-Chef Walter Casazza erstattete Bericht, wobei er auf positive Entwicklungen der aktuellen Verkaufszahlen hinwies. Die Rathauspolitiker wollten in diesem Fall aber lieber auf die Beschwerden der Bürger hören.

Sie gaben dem Chef der Stadtwerke mit auf den Weg, bis Ende März belastbares Zahlenmaterial vorzulegen. In der April-Sitzung will sich der Augsburger Stadtrat dann wieder mit den Tarifen befassen – schneller als geplant. Dass es Nachbesserungen geben wird, ist wahrscheinlich. Das geht aber deshalb nicht so leicht, weil der AVV ein Verbund ist. Korrekturen im Stadtgebiet müssen auch auf den ländlichen Raum übertragen werden. Dazu bedarf es der politischen Unterstützung.

SPD lehnte die Reform ab

In Augsburg macht Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) Druck, da die CSU die Reform beschlossen hat und nun erkennt, dass es mächtigen Ärger gibt. Im regierenden Dreierbündnis waren auch die Grünen für die Reform, lediglich die SPD lehnte sie ab. Diese sieht sich daher jetzt als Anwalt der Bürger.

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