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Auf großer Fahrt für eine Fahrkarte: Meitingerin braucht sechs Stunden, bis sie ein Ticket hat

Auf großer Fahrt für eine Fahrkarte

Meitingerin braucht sechs Stunden, bis sie ein Ticket hat

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    Fahrkartenautomat 030909
    Fahrkartenautomat 030909

    Sechseinhalb Stunden hat Martina Graf vergangene Woche gebraucht, um sich eine Fahrkarte zu kaufen. Weniger geduldige Zeitgenossen hätten da wohl aufgegeben und wären schwarz gefahren. Nicht so die Beamtin aus Herbertshofen (Landkreis Augsburg). "Inzwischen kann ich darüber schmunzeln", sagt die 33-Jährige, die im siebten Monat schwanger ist.

    Zurück zu besagtem Tag. Auf dem Rückweg von der Arbeit will sich Martina Graf am Münchner Hauptbahnhof eine Fahrkarte besorgen. Sie pendelt seit einem halben Jahr vom Meitinger Ortsteil Herbertshofen in die Landeshauptstadt. Und muss am nächsten Morgen den Zug um halb sechs nehmen. Für das Gesamtgebiet des MVV (Münchner Verkehrs- und Tarifverbund) hat sie bereits ein Ticket. Was ihr fehlt, ist eine Fahrkarte für die Teilstrecke Herbertshofen - Althegnenberg.

    Die Odyssee beginnt. Im Reisezentrum des Hauptbahnhofs versucht Martina Graf ihr Glück am Touch-Screen-Automaten. Doch der verweigert ihr konsequent die gewünschte Wochenkarte. Dreimal.

    Also weiter zum DB-Service-Schalter. Zwischen ihr und ihrer Wochenkarte steht nur noch eine lange Schlange von Reisenden. "Althegnenberg und Herbertshofen?", fragt die hilfsbereite Dame am Schalter, als Martina Graf schließlich an der Reihe ist. Die Angestellte fragt noch mehrmals nach. Althegnenberg kennt ihr System nicht. Kein Wunder. "Da ist doch der AVV zuständig, nicht wir", weiß ihre Kollegin.

    Jetzt muss Martina Graf sich sputen: "Ich wusste, dass der AVV in der Halderstraße nur bis 18 Uhr geöffnet hat." Halb sechs, Ankunft in Augsburg. Wieder steht eine lange Schlange zwischen Martina Graf und ihrer Fahrkarte. "Systemausfall", entschuldigt sich schulterzuckend die Frau am Schalter, als die 33-Jährige an der Reihe ist. Also keine Kundenkarte für Martina Graf. Und somit auch keine Wochenkarte. Denn erstere ist Voraussetzung für letztere.

    "Die Frau hat mir aber eine Familientageskarte empfohlen und versprochen, dass die Kundenkarte spätestens übermorgen in meinem Briefkasten liegt", erinnert sich die Beamtin. Für Martina Graf eine passable Lösung, doch das bedeutet: Noch immer kein Feierabend, die Reise geht weiter.

    In Herbertshofen angekommen will sie endlich ihr Ticket lösen. "Ich dachte, dass der Automat EC- oder Kreditkarten akzeptiert." Ihre allerdings nicht. Stattdessen blinkt es: "Ihre Chipkarte enthält kein Guthaben". Gegen 20 Uhr fährt sie leicht entnervt nach Hause. "Dort hat mir mein Mann einen 20-Euro-Schein in die Hand gedrückt." Eine Fahrkarte gibt es dafür auch nicht. "Dumm, dass der

    Also bricht sie ein letztes Mal auf. Um 22 Uhr mit dem Fahrrad nach Meitingen. Nicht, ohne vorher einen Halt in einem Café einzulegen, um den Schein zu wechseln.

    "Um 22.36 Uhr hatte ich dann endlich meine Fahrkarte in der Hand", berichtet Martina Graf. Die Kundenkarte war übrigens einen Tag später im Briefkasten. Trotz ihrer sechsstündigen Odyssee wird die 33-Jährige wohl Bahn und AVV treu bleiben. "Ich habe keine Lust, täglich im Stau auf der A 8 zu stehen", sagt sie.

    Eines ärgert sie jedoch wirklich: "Schade, dass ich am nächsten Tag nicht kontrolliert worden bin."

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