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Atomkraftwerk Gundremmingen: Terrormauer für Zwischenlager: Wie akut ist die Gefahr wirklich?

Atomkraftwerk Gundremmingen

Terrormauer für Zwischenlager: Wie akut ist die Gefahr wirklich?

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    Luftbild des Kernkraftwerks Gundremmingen: Im Bild das Zwischenlager. Dieses soll nun mit einer zehn Meter hohen, 85 Zentimeter dicken und 210 Meter langen Stahlbetonmauer zusätzlich gesichert werden.
    Luftbild des Kernkraftwerks Gundremmingen: Im Bild das Zwischenlager. Dieses soll nun mit einer zehn Meter hohen, 85 Zentimeter dicken und 210 Meter langen Stahlbetonmauer zusätzlich gesichert werden. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Gefahr eines möglichen Terroranschlags auf ein deutsches Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll scheint womöglich akuter zu sein, als angenommen. Diesen Schluss lässt ein unserer Redaktion vorliegendes Schreiben des Umweltministeriums Niedersachsens an die Umweltorganisation Greenpeace vom November vergangenen Jahres zu. Darin heißt es, dass im

    Beteiligten betonen die Routine

    Nachdem gestern bekannt wurde, dass an den Sicherheitsvorkehrungen in deutschen Zwischenlagern bundesweit nachgerüstet werden soll, sprachen Umweltministerium und Kraftwerksbetreiber gleichermaßen vom Ergebnis einer Routinekontrolle. "Die Sicherheitsvorkehrungen werden regelmäßig gemeinsam von staatlichen Stellen und Betreibern überprüft. Ein Ergebnis war, dass die Sicherheitsmaßnahmen weiter optimiert werden können", sagte Tobias Schmidt, Sprecher des Atomkraftwerks Gundremmingen. Dort soll noch in diesem Jahr mit dem Bau einer zehn Meter hohen, 85 Zentimeter dicken und 210 Meter langen Mauer aus Stahlbeton am Zwischenlager begonnen werden. Das Bundesumweltministerium schrieb in seiner Mitteilung lediglich, die optimierenden Baumaßnahmen seien das Ergebnis einer "regelmäßigen" Überprüfung.

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Der Gegensatz der dringlichen Formulierungen des Umweltministeriums aus Niedersachsen und der Stellungnahme der Bundesbehörde macht auch Greenpeace hellhörig. "Es scheint, als wäre die Gefährdung tatsächlich deutlich akuter, als es von den Behörden kommuniziert wird", sagt Tobias Riedl, Atomexperte bei der Umweltorganisation. "Das klingt nach einem dringenden Handlungsbedarf."

    Raimund Kamm, Vorsitzender des Forums „Gemeinsam gegen das Zwischenlager“, vermutet, dass den Sicherheitsbehörden "wirklich ernst zu nehmende Erkenntnisse vorliegen." In diesem Fall sei es der Staat den Bürgern schuldig, über die Gefahrenlage zu informieren. "Es geht hierbei ja nicht darum, Sicherheitsgeheimnisse preiszugeben, sondern nur darum, sie darüber aufzuklären, wie sicher unsere Energietechnik ist."

    Das Bundesumweltministerium war trotz mehrfache Anfrage unserer Redaktion für keine Stellungnahme zu erreichen.

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