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Aschermittwoch der Piraten: Irgendwie anders

Aschermittwoch der Piraten

Irgendwie anders

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    Politischer Aschermittwoch der Parteien: Wilm Schumacher, der Generalsekretär der Piratenpartei spricht am Mittwoch (22.02.2012) bei der Veranstaltung der Piratenpartei in Ingolstadt (Oberbayern).
    Politischer Aschermittwoch der Parteien: Wilm Schumacher, der Generalsekretär der Piratenpartei spricht am Mittwoch (22.02.2012) bei der Veranstaltung der Piratenpartei in Ingolstadt (Oberbayern). Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    Auf Bierbänken liegen orangefarbene T-Shirts aus. Darauf aufgedruckt ist eine Frau, die „PAM“ heißt. Wie sich beim Nachfragen herausstellt, hat sie aber nichts mit dem gleichnamigen Busenwunder zu tun. Denn PAM steht bei der Piratenpartei kurz für den diesjährigen Politischen Aschermittwoch.

    Rund 250 Piraten aus ganz Deutschland sind ins Stadttheater nach Ingolstadt gekommen. Fast ebenso viele verfolgen die Veranstaltung per Livestream im Internet, heißt es. Auf Twitter gehört der piratige Aschermittwoch zu den Topthemen.

    Der eine oder andere real anwesende Seeräuber im Saal hat den Fasching kurzerhand um einen Tag verlängert und wandelt als „Herr der Sieben Meere“ durch die Tischreihen. Anzüge und Lederhosen dienen Piraten traditionsgemäß nur selten als Kleidung. Dafür stehen Laptops auf den Tischen. Viele sitzen mit Smartphones twitternderweise da.

    Vorurteile über die Piratenpartei

    Vorurteile über die Piratenpartei treffen nicht immer zu. Es sind keineswegs nur junge männliche Nerds mit dicker Brille und Kinnbärtchen im Publikum, sondern auch eine Menge Frauen und ältere Leute. Gunthard Anderer (61) aus Westerham bei München beispielsweise.

    Der Diplom-Mathematiker vertritt die Überzeugung, die neue Bewegung sei die politische Zukunft Deutschlands. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit unser Staat in 20 oder 30 Jahren noch wettbewerbsfähig ist“, sagt er. Unter den etablierten Parteien habe er keine gefunden, die Rezepte anbietet. „Die Piraten“, sagt er, „sind meine Hoffnung.“

    Zumindest mutet deren Politischer Aschermittwoch etwas anders an als der der „Altparteien“. Die Piraten sind ausgeschlafene Burschen. Darum beginnen sie das Derblecken erst um elf Uhr, wenn im Niederbayerischen die Stimmung schon auf dem Höhepunkt ist. Auf den Tischen entdeckt man keine Maßkrüge. Die meisten trinken Wasser oder Limonade. Statt Leberkäs und Weißwürste stehen Salat mit Austernpilzen oder Kartoffel-Zucchini-Rösti auf der Speisekarte.

    Die Stimmung im Festsaal ist trotzdem gut, die nur etwa 15-minütigen Vorträge sind hörenswert und werden mit viel Beifall bedacht. Bei den Piraten sprechen zudem nicht nur Parteivorsitzende oder deren Vorgänger, jeder konnte sich per Internet um Redezeit bewerben.

    Die Piraten sprechen über Gott und die Welt

    Nur 15 Bewerbungen sind eingegangen. Glücklicherweise. Die Piraten sprechen über Gott und die Welt – über Guttenberg, die Deutsche Bahn, die Grünen, Europa. Manches wirkt dann etwas zäh bemüht. Die Veranstaltung zieht sich tief in den Nachmittag hinein. Einige Piraten haben aber auch gute Sprüche drauf. Den besten setzt Bayerns Landeschef Stefan Körner, der über SPD-Spitzenkandidat Christian Ude spottet: „Der twittert, wie er redet: langsam, bedächtig und letztlich ohne Inhalt.“

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