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Artenvielfalt: Naturwaldreservat "Ammerleite": Ein bisschen Urwald

Artenvielfalt

Naturwaldreservat "Ammerleite": Ein bisschen Urwald

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    Umgestürzte und abgestorbene Bäume, viel totes Holz. Die „Ammerleite“ bei Peiting, durch die der Talbach fließt, ist das 160. Naturwaldreservat in Bayern.
    Umgestürzte und abgestorbene Bäume, viel totes Holz. Die „Ammerleite“ bei Peiting, durch die der Talbach fließt, ist das 160. Naturwaldreservat in Bayern. Foto: Markus Blaschke, LWF

    Es gibt jede Menge totes Holz, das seltenen Pilzen wie dem Tannenstachelbart einen Lebensraum bietet. An den Steilhängen von Ammer und Talbach wächst ein artenreicher Mischwald. Dieser Tage hat Forstminister Helmut Brunner das Naturwaldreservat „Ammerleite“ bei Peiting (Landkreis Weilheim-Schongau) offiziell ausgewiesen. Wegen der steilen Lage wurde der 76 Hektar große Wald bereits in den letzten Jahrzehnten extensiv bewirtschaftet. Es gibt Baumriesen, über 170 Jahre alte Tannen. Das neue

    Die „Ammerleite“ ist das 160. Naturwaldreservat in Bayern. Das erste war 1978 ausgewiesen worden. Inzwischen ist die Gesamtfläche auf über 7200 Hektar angewachsen. Die Auswahl erfolgt laut Brunner nach dem Motto „Klasse statt Masse“. Ausgewiesen werden weitgehend naturnahe und natürliche Waldgesellschaften, die das ganze Spektrum Bayerns repräsentieren: Darunter sind Buchen- und Eichenwälder, Schluchtwälder, subalpine Fichtenwälder und Moore. Überwiegend liegen die Flächen im Staatswald.

    Naturwaldreservate tragen zur Biodiversität in den Wäldern bei, sind Referenzflächen für die naturnahe Waldbewirtschaftung und dienen der Forschung. Ziel war es von Anfang an, zu lernen, wie sich naturnahe Wälder entwickeln, wenn sie nicht bewirtschaftet werden und keine Pflegemaßnahmen stattfinden, sagt Franz Brosinger, beim Forstministerium zuständig für Waldbau, Waldschutz und Bergwald. Angesichts des Klimawandels und den Folgen für den Wald sei dies eminent wichtig.

    In 25 Schwerpunkt-Reservaten führt die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising regelmäßig intensive Erhebungen durch: Im Fokus stehen die Tier- und Pflanzenwelt, Pilze sowie der Boden. Im Rahmen der alle zehn Jahre stattfindenden Forsteinrichtung dokumentiert das Waldunternehmen Bayerische Staatsforsten die Veränderung der Waldstruktur. Das Netz der Naturwaldreservate soll nach und nach vervollständigt werden. Neben Neuausweisungen wie der „Ammerleite“ werden bestehende Reservate vergrößert.

    Kaum mehr junge Eichen wachsen nach

    Für die naturnahe Bewirtschaftung unserer Wälder sollen die Naturwaldreservate wichtige Fragen beantworten. Beispielsweise: Welche Strukturen und Bedingungen braucht man für eine möglichst große Artenvielfalt? Welche Unterschiede gibt es zum Wirtschaftswald? Welche Prozesse können wir nachahmen?

    In den 40 Jahren konnten die Förster beispielsweise beobachten, dass in Naturwaldreservaten kaum mehr junge Eichen nachwachsen. Sie haben in einem nicht bewirtschafteten Wald keine Zukunft. Die heranwachsenden Buchen nehmen ihnen das Licht. Im „Westerholz“ (Kreis Landsberg) werde man die Eiche daher auf Teilflächen langfristig verlieren, sagt Brosinger. „Aus Naturschutzsicht, insbesondere auch was die Artenvielfalt betrifft, ist die Eiche äußerst wertvoll.“ Der Kronenbereich sei eine Heimstatt für zahlreiche seltene Schmetterlinge und Käfer.

    Für Minister Brunner sind Naturwaldreservate ein wichtiger Baustein im bayerischen Konzept „Schützen und Nutzen“ auf ganzer Fläche, sagte er bei der Ausweidung der „Ammerleite“. „Einer willkürlichen Verteilung von Stilllegungsflächen mit der Gießkanne“ erteilte er erneut eine deutliche Absage. Er spielt damit auf Forderungen von Naturschutzverbänden an, zehn Prozent der Staatswaldfläche stillzulegen.

    Waldjuwele der Bevölkerung nahebringen

    Um das Bewusstsein der Bevölkerung für diese „echten Perlen“ zu schärfen, setzt das Ministerium zusammen mit den Staatsforsten verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit. Hierfür wurden für ausgewählte Naturwaldreservate Faltblätter erstellt, die an den Ämtern für Landwirtschaft und Forsten und den zuständigen Forstbetrieben ausliegen. Das ist jedoch eine Gratwanderung, sagt Brosinger.

    Zwar sollen diese Waldjuwele der Bevölkerung nahe gebracht werden, Pilgerstätten sollen sie jedoch nicht werden, sagt Brosinger. Denn ein Problem ist die Verkehrssicherungspflicht. Da die Flächen nicht mehr forstlich genutzt werden, gibt es viel liegendes und stehendes Totholz, dass leicht auf Waldbesucher herabfallen kann.

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