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Ansichten eines Bischofs: Konrad Zdarsa will den Neuanfang in Augsburg

Ansichten eines Bischofs

Konrad Zdarsa will den Neuanfang in Augsburg

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    Bischof Konrad Zdarsa
    Bischof Konrad Zdarsa Foto: Ulrich Wagner

    Herr Bischof, Sie wissen von Ihrer Ernennung seit Dienstag. Waren Sie überrascht?

    Zdarsa: Das kann man so sagen.

    Als Sie zum Nuntius gefahren sind, haben Sie da schon etwas geahnt?

    Zdarsa: Wissen Sie, wenn man zum Nuntius persönlich gerufen wird, dann geht es schon um etwas, das die eigene Person betrifft.

    Und da haben Sie schon an Augsburg gedacht?

    Zdarsa: Ich wollte nicht unbedingt. Aber der Fahrer sagte gleich zu mir: Es geht bestimmt nach Augsburg.

    Sie wissen, dass Sie in Augsburg eine Aufgabe erwartet, die schwierig ist? Sie können sich unter den gegebenen Umständen nicht darauf freuen, oder?

    Zdarsa: So mag es mancher sagen. Aber ich würde sagen, das Bischofsamt ist grundsätzlich kein Zuckerschlecken.

    Was sehen Sie als Ihre größte Herausforderung?

    Zdarsa: Bei der Vielgestaltigkeit der Kirche von Augsburg doch immer wieder die notwendige Nähe zu den Menschen zu gewinnen, die natürlich in der Diaspora ein bisschen leichter zu gewinnen ist. Ich werde auf die Menschen zugehen und das Gespräch suchen.

    Wie viel wissen Sie über das Bistum Augsburg?

    Zdarsa: Ich war einmal bei einer Tagung in Augsburg. Damals habe ich Bischof Viktor Josef Dammertz getroffen. Das war das einzige Mal eigentlich. Aber ich kenne die Landschaft schon als Theologiestudent vom Durchfahren: "Buchloe, Kempten!" habe ich den Schaffner rufen hören. Das waren meine ersten Berührungspunkte. Ich denke, die Menschen haben eine ganz andere Art des Kircheseins. Das sind für mich neue Dinge, da werde ich meine Zeit brauchen. Ich bin nicht so der Typ, der ausbricht ins Extreme. Wenn ich zum Beispiel einen schönen Film gesehen habe, dann habe ich nicht zu Hause gleich davon erzählt, sondern am nächsten Tag beim Mittagessen.

    Die Probleme im Bistum Augsburg haben sich in jüngster Zeit enorm verschärft ...

    Zdarsa: Ja, aber Sie können keinen Vorgang ohne den Hintergrund der eigentlichen, längeren Geschichte verstehen. So sehr man auch im Jetzt seine Aufgabe wahrnehmen muss, muss man auch immer den Hintergrund beachten. Man muss immer auch den Kontext beachten, wann, wo und wie Äußerungen getätigt wurden.

    Aber das ändert nichts daran, dass Ihr unmittelbarer Vorgänger Walter Mixa im Bistum große menschliche Verwerfungen hervorgerufen und die Öffentlichkeit weitgehend gegen sich aufgebracht hat. Das alles kann man doch nicht bestreiten?

    Zdarsa: Das wollte ich auch nicht bestreiten.

    Sind Sie denn der Meinung, dass Bischof Mixa unrecht getan wurde?

    Zdarsa: Das kann ich nicht beurteilen. Der Sachverhalt ist so, dass ein Rücktritt eingereicht und nicht wieder rückgängig gemacht worden ist. Und jetzt müssen wir auf dieser neuen Basis anfangen. Ich trete nicht an, um Recherchen über die Vergangenheit zu unternehmen.

    Kann man das, was Sie sich vorgenommen haben, auf eine Formel bringen? Bischof Zdarsa will ...

    Zdarsa: ... dem Willen des Heiligen Vaters entsprechen und das nach seinen Kräften Mögliche vor allem mit der Hilfe Gottes tun.

    Papst Benedikt XVI. hat Sie nur acht Wochen nach Eintritt der Augsburger Sedisvakanz ernannt. Warum treten Sie erst am 23. Oktober Ihr Bischofsamt in Augsburg an?

    Zdarsa: Ich bin jetzt noch Bischof im Bistum Görlitz. Aber es ist natürlich so, dass Dinge, die Augsburg betreffen, mit mir besprochen werden müssen. Mit dem Diözesanadministrator Weihbischof Josef Grünwald stehe ich in gutem Kontakt.

    Braucht das Bistum Augsburg einen personellen Neuanfang über Ihre Person hinaus?

    Zdarsa: Ich muss erst einmal die Leute kennenlernen. Mit Sicherheit wird es einen kommunikativen und auch personellen Neuanfang brauchen. Aber wie der aussieht, das wird man sehen.

    Was ist das Wichtigste bei diesem Neuanfang?

    Zdarsa: Das Wichtigste ist die Besinnung auf unsere Wurzeln. Umkehr ist erst einmal wieder vonnöten - bei uns nicht weniger als bei anderen. Und auch nicht bloß in vierzehn Tagen oder alle zwei Monate, sondern jetzt, stündlich, immer wieder neue Besinnung auf das, wozu wir gesendet worden sind, und auf das, was uns gegeben worden ist. Rechthaberei ist eine Parole, die nicht zu Christen passt. Was nicht heißt, dass ich jeden Anspruch auf Wahrheit verleugne oder keinen Standpunkt habe oder mich unterbuttern lasse. Ich muss schon noch "Ich" sagen dürfen und was ich denke und was ich glaube.

    Macht es Ihnen Sorge, wenn Sie demnächst in Augsburg so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen?

    Zdarsa: Das kann einem schon Sorgen machen. Aber es wird auch viel zu tun geben.

    Man sagt, dass Sie sich nicht gerne politisch äußern. Stimmt das?

    Zdarsa: Wenn ich politisch im Sinne des griechischen Wortes "Polis" verstehe als das Wohl der Stadt, dann müssen wir uns sehr wohl zu Wort melden, und das geschieht auch. Aber wenn Sie politisch im Sinne von parteipolitisch verstehen, dann haben Sie vollkommen recht. Von Markus Günther, Alois Knoller und Daniel Wirsching

    Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, was Konrad Zdarsa über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche denkt, wie er die Kirchenaustritte beurteilt und wie seine Meinung zu Zölibat und Ökumene ist.

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