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Anhörung: Der Schwimmunterricht in Bayern ist unzureichend

Anhörung

Der Schwimmunterricht in Bayern ist unzureichend

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    Kinder sollten gut und sicher schwimmen können, so wie der Bub auf unserem Bild. Leider lernen in Bayern aber immer weniger Kinder gar nicht oder nicht gut genug schwimmen.
    Kinder sollten gut und sicher schwimmen können, so wie der Bub auf unserem Bild. Leider lernen in Bayern aber immer weniger Kinder gar nicht oder nicht gut genug schwimmen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Immer mehr Kinder in Bayern lernen entweder gar nicht schwimmen oder nicht gut genug oder zu spät. Mit ihrer Forderung aber, der Staat müsse mehr für die Schwimmausbildung und den Erhalt von Hallenbädern tun, sind SPD, Grüne und Freie Wähler im Landtag bisher weitgehend an der CSU gescheitert. Mittwoch sprangen ihnen in einer Anhörung im

    Umstritten war schon die Anhörung selbst. Sie musste, so sagt der Grünen-Abgeordnete Jürgen Mistol, mit einem Minderheitenvotum gegen den Willen der CSU durchgesetzt werden. Der Vorsitzende des Innenausschusses, der CSU-Abgeordnete Florian Herrmann, bestreitet das nicht, macht aber formale Gründe für die Ablehnung geltend. Es gebe ohnehin schon zu viele Experten-Anhörungen im Landtag, sagt Herrmann, beteuert aber, dass die CSU das Thema sehr wohl ernst nehme.

    "Schwimmen können ist ein Grundrecht"

    Nach Auffassung der Experten, die am Mittwoch im Ausschuss zu Wort kamen, gibt es dafür auch viele gute Gründe. Nach Aussage von Patrick Sinzinger, Ausbildungsleiter bei der DLRG in Bayern, könnten 70 Prozent der Kinder im Freistaat nicht sicher schwimmen. Mindestens 200 Meter am Stück in weniger als 15 Minuten – das ist für die DLRG die Mindestanforderung. Das „Seepferdchen-Abzeichen“, das Kinder schon bekommen, wenn sie 25 Meter ohne fremde Hilfe schaffen, sei bei weitem nicht ausreichend. „Schwimmen können ist ein Grundrecht“, sagte Sinzinger und forderte: „Wir brauchen mehr Schwimmbäder.“

    Ins selbe Horn stieß der stellvertretende Vorsitzende der Wasserwacht in Bayern, Ingo Roeske. „Schwimmen sollte eine Grundfähigkeit sein – das ist aus unserer Sicht ein Muss“, sagte Roeske. Um es den Kindern beibringen zu können, seien vor allem Hallenbäder nötig. Freibäder seien, weil sie nur im Sommer zur Verfügung stehen, „nur bedingt geeignet“. Schwimmunterricht müsse, wenn er zum Erfolg führen soll, nachhaltig sein. „Und nachhaltig heißt regelmäßig“, sagte Roeske. Das gehe nur mit Hallenbädern. Seit dem Jahr 2005 aber seien in Bayern 43 Hallenbäder geschlossen worden, 44 weitere seien von Schließung bedroht. Deshalb müsse der Staat den Kommunen helfen, ihre Bäder zu erhalten.

    Ein Drittel der öffentlichen Hallenbäder sind sanierungsbedürftig

    Zum Hintergrund: In Bayern gibt es derzeit 910 öffentliche Hallen- und Freibäder. Davon sind, wie die Staatsregierung vergangenes Jahr eingeräumt hat, rund ein Drittel sanierungsbedürftig. Im Landtag wurde zwar eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um zu prüfen, wie der Staat die Kommunen besser unterstützen könne. Ergebnisse aber gibt es bisher nicht.

    Dass von dem Mangel nicht nur finanzschwache Kommunen betroffen sind, darauf wies Barbara Roth hin, die Präsidentin des Landesverbands der deutschen Sportlehrer in Bayern. In Ingolstadt zum Beispiel gebe es fünf Schwimmbäder, im Münchner Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg aber, der etwa genauso viele Einwohner habe wie besondere Unterstützung brauchen: Kinder aus sozial schwachen Familien oder aus Migrantenfamilien. Hier ist die Nichtschwimmerquote besonders hoch.

    Ob noch vor der Landtagswahl im Herbst mit einer Aufstockung der staatlichen Mittel für die Schwimmausbildung oder mit mehr Geld für die Sanierung von Schwimmbädern zu rechnen ist, blieb am Mittwoch offen. Nur die Forderungen wurden in der Experten-Anhörung bekräftigt.

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