Die CSU-Spitze kann aufatmen, sie darf hoffen und sogar wieder ein klein wenig träumen. Aufatmen kann sie, weil die Partei nach dreimonatiger Flaute in der Wählergunst in Bayern wieder obenauf ist. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion legt sie um 5,7 auf 45,9 Prozent zu. Hoffen darf sie, weil dieses Ergebnis als gutes Omen für die Bundestagswahl im Herbst gewertet werden kann. Und träumen darf sie, weil damit auf längere Sicht sogar wieder eine absolute Mehrheit im Bayerischen Landtag zumindest nicht unerreichbar erscheint.
Umfragen zeigen Stimmungslagen: CSU stabilisiert sich wieder
Wahlumfragen und ihre Bewertungen sind gut mit Prognosen von Fußballexperten zu vergleichen. Sie erfassen die aktuelle Stimmungslage und enthalten viel Erfahrungswissen, aber was sie tatsächlich wert sind, zeigt sich erst hinterher, also wie nach dem Spiel, so auch nach der Wahl.
Eine klassische Erfahrung scheint die aktuelle Civey-Umfrage zu bestätigen: Bürgerlich-konservative Wähler mögen keinen Streit und keine Skandale. Die Maskenaffäre und das Gezerre mit der CDU um die Kanzlerkandidatur, das mit einer Niederlage von CSU-Chef Markus Söder endete, haben der CSU in Bayern geschadet. Zwischen April 2020 und Februar 2021 lag sie bei der Sonntagsfrage zur Landtagswahl stets zwischen 45 und 49 Prozent. Im März kam mit der Affäre und dem Unions-Streit der Absturz. Jetzt sieht es so aus, als könne die CSU sich wieder stabilisieren.
Beliebtheit von Markus Söder wirkt sich auf CSU aus
Bestätigt fühlen darf sich CSU-Chef Söder auch persönlich. Er vertritt schon seit längerer Zeit die Auffassung, dass der Erfolg einer Partei viel stärker als früher von der Beliebtheit ihres Vorsitzenden abhängt. Söder lag und liegt mit seinen weitgehend stabilen Beliebtheitswerten deutlich vor der CSU.
Mit einiger zeitlicher Verzögerung scheint davon nun auch die Partei zu profitieren. Namhafte Kommentatoren dagegen, die Söder nach seinem Machtkampf mit Laschet als schlechten Verlierer gesehen und ihm prophezeit hatten, dass er an Beliebtheit einbüßen werde, haben sich offenbar getäuscht.
Grüne und SPD verlieren, Frei Wähler und FDP legen bei Umfrage zu
Einmal mehr zeigt sich in dem aktuellen Befund der Meinungsforscher, welch große Rolle der Bundestrend für die Stimmung in Bayern spielt. Das unerwartet schwache Abschneiden der Grünen bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt und der Wirbel um die erst hochgelobte, dann scharf kritisierte Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, dürfen als Hauptursache dafür gesehen werden, dass die Grünen in Bayern im Vergleich zum Vormonat um 4,2 Prozentpunkte auf 18,2 Prozent abgestürzt und erstmals seit Februar dieses Jahres wieder unter die 20-Prozent-Marke gefallen sind. Auch die SPD verliert leicht (minus 0,7 auf 7,1 Prozent).
Interessant ist zudem, dass die Zugewinne der CSU offenbar nicht auf Kosten der Freien Wähler oder der FDP gehen. Auch die beiden kleinen Parteien aus dem Mitte-Rechts-Lager konnten leicht zulegen – die Freien um 1,8 auf 8,3 Prozent, die FDP um 0,8 auf 5,9 Prozent.
Es ist zu vermuten, dass diese Werte auch eine Zustimmung zu den Forderungen nach einer schnelleren Lockerung der Corona-Regeln signalisieren. Das Mitte-Rechts-Lager scheint obendrein von der sinkenden Zustimmung zur AfD (minus 2,9 auf 9 Prozent) zu profitieren. (mit mol)