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Amoklauf: Amokläufer von München tötete neun Menschen aus Rache

Amoklauf

Amokläufer von München tötete neun Menschen aus Rache

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    Im Olympia-Einkaufszentrum im Norden Münchens hat der junge Amokschütze David S. am 22. Juli 2016 neun Menschen und dann sich selbst erschossen hat. Sein Motiv war scheinbar Rache.
    Im Olympia-Einkaufszentrum im Norden Münchens hat der junge Amokschütze David S. am 22. Juli 2016 neun Menschen und dann sich selbst erschossen hat. Sein Motiv war scheinbar Rache. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archiv)

    Der Amokläufer vom Münchner Olympia-Einkaufszentrum hatte nach Erkenntnissen der Ermittler eine eindeutig rechtsextreme Gesinnung. Der Jugendliche, dessen Eltern aus dem Iran stammen, habe sich im Internet mehrfach rassistisch geäußert.

    Während einer stationären Behandlung in einer Klinik habe er den „Hitler-Gruß“ gezeigt und Hakenkreuze gezeichnet. Er sei politisch interessiert gewesen „und sympathisierte wohl mit den Inhalten des Programms der Partei AfD“, heißt es in einem 36-seitigen Bericht der Ermittler an den bayerischen Landtag.

    Trotz dieser neuen Erkenntnisse steht aber weiterhin fest: Die Tat, bei der der 18-Jährige am 22. Juli 2016 neun Menschen tötete, bevor er sich selbst erschoss, hatte vor allem persönliche Gründe. Das erklärte Thomas Hampel, der für die Einsatzanalyse zuständige Inspekteur der bayerischen Polizei, im Innenausschuss des Landtags. „Das Hauptmotiv war nicht politisch, sondern Rache für erlittenes Mobbing“, sagte Hampel.

    So sei der bereits zuvor psychisch kranke Jugendliche in der Schule von namentlich bekannten Mitschülern über Jahre tagtäglich drangsaliert worden: Die Attacken reichten laut den Ermittlern von Hänseleien über das Verstecken von Kleidung bis zum gewaltsamen Schminken als Mädchen. Das Mobbing führte 2012 sogar zu einer durch den Vater gestellten Strafanzeige, die aber nach einer Entschuldigung der Mitschüler zurückgezogen wurde.

    Diese Demütigungen waren nach Ansicht der Ermittler der Hauptgrund für die Tat. So habe der Attentäter ein „Manifest“ mit dem Titel „Die Rache an denjenigen, die mich auf dem Gewissen haben“ hinterlassen. Durch das Mobbing habe er auch Hass gegen Jugendliche aus Südosteuropa entwickelt, die er für seine Demütigungen verantwortlich gemacht habe. Auch habe er vor der Tat erfolglos versucht, drei der einst mobbenden Mitschüler in das Schnellrestaurant zu locken, in dem er sechs seiner neun Opfer erschoss.

    Polizei will Konsequenzen aus Amoklauf in München ziehen

    Wie die politische Einstellung des Täters im Hinblick auf seine Tat zu bewerten ist, sorgte im Innenausschuss des Landtags für Diskussionen. Vor dem Hintergrund der rechtsextremen Gesinnung und angesichts der gezielten Auswahl von jungen Migranten als Opfer müsse sehr wohl von einer politisch motivierten Tat gesprochen werden, sagte die Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze. Die anderen Fraktionen im Landtag folgten dagegen den Schlussfolgerungen der Polizei: Klar sei, dass keine rechtsextremen Strukturen hinter dem Täter standen, sagte etwa der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter. Die schreckliche Tat sei aber „ein Beispiel, was eine kranke Ideologie mit einem psychisch kranken Menschen anstellen kann“.

    Trotz viel Lob auch im Landtag für ihren Großeinsatz rund um den Amoklauf will die bayerische Polizei aus den dabei gewonnenen Erfahrungen nun Konsequenzen ziehen. Die größte Herausforderung für die Zukunft sei dabei der Umgang mit einer durch Internet und Smart-phone massiv veränderten Informationslandschaft, sagte Polizei-Inspekteur Hampel. So gingen nach der Tat bei der Münchner Polizei mehr als 4300 Notrufe ein. Fast 2400 Anrufer fragten nach vermissten Personen. Und rund 72 000 Menschen suchten über soziale Medien direkten Kontakt. 71 Meldungen aus dem gesamten Stadtgebiet berichteten von Schießereien. Allesamt „Fehlwahrnehmungen oder Falschmeldungen“, so Hampel – die aber dennoch von Beamten überprüft werden mussten.

    Die bayerische Polizei werde mit intensiver Fortbildung, besserer Ausstattung und einer klaren Kommunikationsstrategie auf diese neuen Herausforderungen reagieren, erklärte Hampel. So würden etwa derzeit in allen bayerischen Polizeipräsidien spezielle Teams für den Umgang mit sozialen Medien in besonderen Einsatzsituationen aufgebaut.

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