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Amok-Drama in Memmingen: 14-Jähriger in Jugendpsychiatrie - Vater ließ Tresorraum überprüfen

Amok-Drama in Memmingen

14-Jähriger in Jugendpsychiatrie - Vater ließ Tresorraum überprüfen

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    In der Lindenschule in Memmingen begann das Amok-Drama.
    In der Lindenschule in Memmingen begann das Amok-Drama. Foto: Ralf Lienert

    Der 53-jährige Vater, der eine Waffenbesitzkarte hat und als Sportschütze aktiv ist, hatte die Waffen laut Polizei ordnungsgemäß im Tresorraum des Wohnhauses versperrt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand liegen keine Hinweise auf ein Fehlverhalten des Vaters in Bezug auf die Sicherung vor, so die

    14-Jähriger hat Waffentresor manipuliert

    Durch eine technische Manipulation habe sich der junge Mann Zugang zu dem Tresor verschafft. Insgesamt hatte der 14-Jährige drei Waffen: eine großkalibrige, eine kleinkalibrige und eine Luftdruckpistole. Gegen den Vater wird nach Informationen der Staatsanwaltschaft nicht ermittelt. Die Augsburger Allgemeine erfuhr jetzt von der Polizeidirektion Kempten und dem Bayerischen Innenministerium, dass der Vater des Amokläufers seinen Tresorraum im Januar 2010 extra von der Polizeiinspektion Memmingen begutachten ließ. Die hatte den Tresorraum für Ordnungsgemäß erklärt.

    Unklar ist noch, wieviel Munition der Schütze bei sich trug. Der Leitende Oberstaatsanwalt Johann Kreuzpointner sprach in einer Pressekonferenz davon, dass er "einiges" an Munition bei sich hatte. In der Lindenschule im Memmingen, in der am gestrigen Montag das Amok-Drama begonnen hatte, wurde nur ein Schuss abgefeuert. Auf dem Sportplatz im Memminger Stadtteil Steinheim, wo der Täter schließlich festgenommen wurde, waren an der Werbebande und am Vereinsheim zahlreiche Einschüsse zu sehen. Auch mehrere Polizeiautos wurden durch Einschüsse beschädigt.

    Schulleiter: Täter war sympathisch und unauffällig

    Erleichterung herrscht an der Memminger Lindenschule nach dem Amok-Alarm: Niemand wurde verletzt, der Täter ist gefasst. Schulleiter Franz Schneider bedankte sich auf einer Pressekonferenz heute Vormittag bei den Lehrern und den Einsatzkräften, die alle sehr professionell reagiert hätten. "Ich bin froh, dass Schüler, Lehrer, aber auch der Täter nicht verletzt wurden." Weder bei den Sozialpädagogen noch bei den Lehrkräften der Schule habe es Hinweise auf diese Tat gegeben. "Er ist ein sympathischer Schüler, den ich sehr schätze", sagte Schulleiter Schneider. Der 14-Jährige sei in Bezug auf Gewalt nicht auffällig gewesen: "Er war auf keinen Fall ein Außenseiter und es gibt auch keine Hinweise auf Mobbing."

    Es sei nur ein Schuss in der Schule gefallen, und es seien nur etwa sechs Kinder anwesend gewesen, als dies passierte, so der Schulleiter. Die Lindenschule wurde nicht geschlossen. Die Lehrer sind mit ihren Schülern in die Klassen gegangen, wo sie von Kräften des Kriseninterventionsteams betreut wurden. In der Pause wurde dann beschlossen, dass die Schüler nicht nach Hause geschickt werden. Der Schulhof war während der Pause geschlossen.

    Die Schule habe sofort mit der Mutter des 14-Jährigen Kontakt aufgenommen. Die sei sofort zur Schule gekommen und habe versucht, ihn mit dem Handy zu erreichen. Mittlerweile hat die Schule unter der Telefonnummer 0821-9060777 eine Hotline eingerichtet, auf der Betroffene Hilfe erhalten, sagte Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß auf der Pressekonferenz.

    Mehrstündige Verhandlungen

    Amokläufe: Von Texas über Winnenden bis Oslo

    Der 1. August 1966 gilt als Auftakt der seitdem nicht mehr abgerissenen Serie von Amokläufen: An der Universität von Texas schießt ein Mann mehr als eine Stunde lang von einem Turm der Uni herunter auf Menschen. 14 Personen kommen ums Leben.

    Am 16. Oktober 1991 bringt in Killeen (Texas) ein Mann in einem Café 23 Personen um. Anschließend richtet er sich selbst.

    20. April 1999: Die beiden Schüler Eric Harris und Dylan Klebold stürmen die Columbine High School in Littleton in den USA. Sie töten dort zwölf Schüler und einen Lehrer. 24 weitere Personen werden verletzt. Danach richten sich die Amokläufer selbst. Diese Tat gilt als zweiter Auftakt von Amokläufen und als Beginn des Schul-Amoks.

    Der erste Schulamok in Deutschland findet am 26. April 2002 statt: Am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet der 19 Jahre alte Schüler Robert S. 16 Menschen. Danach richtet er sich selbst. Der Amokläufer war ein Jahr zuvor von der Schule verwiesen worden.

    In Emsdetten schießt ein 18-Jähriger 20. November 2006 in seiner ehemaligen Schule um sich. Mehrere Menschen werden verletzt. Dann tötet sich der Täter selbst.

    Am 16. April 2007 erschießt ein Mann an der Technischen Universität von Virginia 32 Menschen und verletzt 15 weitere. Es ist der folgenschwerste Amoklauf in der Geschichte der USA.

    Der Amoklauf von Winnenden am 11. März 2009: Der 17 Jahre alte Tim K. tötet 15 Menschen. Nachdem einer mehrstündigen Flucht vor der Polizei tötet er sich selbst.

    Am 22. Juli 2011 lässt der spätere Amokläufer Anders Behring Brevik eine Autobombe in Oslo detonieren. Danach fährt er auf die nahegelegene Insel Utoya und tötet etwa 70 Jugendliche.

    Bei einem Amoklauf im belgischen Lüttich tötet ein 33-jähriger Belgier am 13. Dezember 2011 sechs Menschen und verletzt 124 weitere Opfer.

    In Serbien erschießt ein Mann im April 2013 insgesamt 13 Verwandte und Nachbarn, darunter sechs Frauen und ein kleines Kind.

    Der 14-Jährige hatte am Dienstag seit dem Mittag Memmingen in Angst und Schrecken versetzt und wurde schließlich am Abend gefasst. Niemand wurde verletzt. Der Jugendliche hatte am Dienstagmittag an der Lindenschule im schwäbischen Memmingen geschossen und sich anschließend auf einem Sportplatz verschanzt. Nach mehrstündigen Verhandlungen mit der Polizei konnten Beamte den bewaffneten Jugendlichen am Dienstagabend gegen 20.10 Uhr festnehmen, nachdem er aufgegeben hatte.  Die Waffen sind sichergestellt.

    Unklar ist noch, was sich genau in der Schule abspielte. Die Zeugen können nach Aussagen der Staatsanwaltschaft noch keine belastbaren Aussagen abgeben.

    Liebeskummer als Motiv?

    Ein Polizeisprecher sagte am frühen Mittwochmorgen, kurz vor der Tat sei die Beziehung des Jugendlichen zu seiner Freundin in die Brüche gegangen. Ob dies in Zusammenhang mit der Tat stehe, sei aber noch unklar.

    Der Tatverdächtige wurde nach seiner Festnahme am Dienstag in eine jugendpsychiatrische Einrichtung gebracht, dort hat er mit einem Jugendpsychiater gesprochen. Laut dem Landgerichtsarzt war er wegen der "erheblichen Drucksituation" nicht vernehmungsfähig. Deshalb liegen auch noch keine gesicherten Erkenntnisse über das Motiv vor. Heute Nachmittag soll der 14-Jährige nach Memmingen gebracht und dem Haftrichter vorgeführt werden.

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