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Amok-Drama in Memmingen: 14-Jähriger Täter gefasst

Amok-Drama in Memmingen

14-Jähriger Täter gefasst

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    Der Amokläufer hält sich im Memminger Stadtteil Steinheim eine Waffe an den Kopf und droht, sich zu erschießen.
    Der Amokläufer hält sich im Memminger Stadtteil Steinheim eine Waffe an den Kopf und droht, sich zu erschießen. Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa

    Niemand wurde verletzt. Wie die Polizei mitteilte, nahmen die Beamten den Jugendlichen auf einem Sportplatz im Memminger Stadtteil Steinheim fest. 

    Der Jugendliche hatte am Dienstagmittag an der Lindenschule im schwäbischen Memmingen geschossen und sich anschließend auf einem Sportplatz verschanzt. Nach mehrstündigen Verhandlungen mit der Polizei konnten Beamte den bewaffneten Jugendlichen am Dienstagabend gegen 20.10 Uhr festnehmen, nachdem er etwa 20 Schüsse abgegeben und schließlich aufgegeben hatte. Die Waffen sind sichergestellt. Gegen den strafmündigen Jugendlichen wurde Haftbefehl erlassen. Er soll im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werden.

    Liebeskummer als Motiv?

    Ein Polizeisprecher sagte am frühen Mittwochmorgen, kurz vor der Tat sei die Beziehung des Jugendlichen zu seiner Freundin in die Brüche gegangen. Ob dies in Zusammenhang mit der Tat stehe, sei aber noch unklar. Woher der 14-Jährige die Waffen hatte, werde weiter ermittelt. Nach Berichten des Bayerischen Rundfunks stammen die Waffen von dem Vater des 14-Jährigen. "Sein Vater war legaler Waffenbesitzer und Sportschütze", so ein Polizeisprecher. Es werde weiter ermittelt.

    Der Tatverdächtige wurde nach seiner Festnahme am Dienstag in eine jugendpsychiatrische Einrichtung gebracht und sprach dort mit einem Jugendpsychiater. Am Mittwoch soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Meldungen, wonach der Schüler sich bereits zuvor in psychiatrischer Behandlung befunden habe, wollte die Polizei nicht bestätigen.

    "Hau ab, sonst erschieß' ich dich"

    Drei Schüler hätten den 14-Jährigen mittags am Eingang des Gebäudes mit Waffen in der Hand gesehen und den Schuss gehört. Danach flüchteten die etwa 280 Schüler sofort mit den Lehrern in die Klassenzimmer und verschanzten sich darin. Mit mehrmaligen Lautsprecherdurchsagen wurden sie aufgefordert, die Räume nicht zu verlassen. In der Schule hatte der 14-Jährige einen Schuss abgegeben.

    Er hatte in die Decke geschossen und hielt zwei Pistolen in der Hand – eine davon an den Kopf einer Aufsichtsperson. "Hau ab, sonst erschieß' ich dich", soll er einem Zeugen zufolge zu ihr gesagt haben. Aufgrund der Mitteilung hatten sich ein Großaufgebot der Polizei zur Schule begeben. Hubschrauber überflogen das Gelände.

    Amokläufe: Von Texas über Winnenden bis Oslo

    Der 1. August 1966 gilt als Auftakt der seitdem nicht mehr abgerissenen Serie von Amokläufen: An der Universität von Texas schießt ein Mann mehr als eine Stunde lang von einem Turm der Uni herunter auf Menschen. 14 Personen kommen ums Leben.

    Am 16. Oktober 1991 bringt in Killeen (Texas) ein Mann in einem Café 23 Personen um. Anschließend richtet er sich selbst.

    20. April 1999: Die beiden Schüler Eric Harris und Dylan Klebold stürmen die Columbine High School in Littleton in den USA. Sie töten dort zwölf Schüler und einen Lehrer. 24 weitere Personen werden verletzt. Danach richten sich die Amokläufer selbst. Diese Tat gilt als zweiter Auftakt von Amokläufen und als Beginn des Schul-Amoks.

    Der erste Schulamok in Deutschland findet am 26. April 2002 statt: Am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt tötet der 19 Jahre alte Schüler Robert S. 16 Menschen. Danach richtet er sich selbst. Der Amokläufer war ein Jahr zuvor von der Schule verwiesen worden.

    In Emsdetten schießt ein 18-Jähriger 20. November 2006 in seiner ehemaligen Schule um sich. Mehrere Menschen werden verletzt. Dann tötet sich der Täter selbst.

    Am 16. April 2007 erschießt ein Mann an der Technischen Universität von Virginia 32 Menschen und verletzt 15 weitere. Es ist der folgenschwerste Amoklauf in der Geschichte der USA.

    Der Amoklauf von Winnenden am 11. März 2009: Der 17 Jahre alte Tim K. tötet 15 Menschen. Nachdem einer mehrstündigen Flucht vor der Polizei tötet er sich selbst.

    Am 22. Juli 2011 lässt der spätere Amokläufer Anders Behring Brevik eine Autobombe in Oslo detonieren. Danach fährt er auf die nahegelegene Insel Utoya und tötet etwa 70 Jugendliche.

    Bei einem Amoklauf im belgischen Lüttich tötet ein 33-jähriger Belgier am 13. Dezember 2011 sechs Menschen und verletzt 124 weitere Opfer.

    In Serbien erschießt ein Mann im April 2013 insgesamt 13 Verwandte und Nachbarn, darunter sechs Frauen und ein kleines Kind.

    Die in der Schule anwesenden 280 Schülerinnen und Schüler wurden umgehend mit mehrmaligen Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, die Klassenzimmer nicht zu verlassen. Auch wurden die Klassenzimmer von den Lehrkräften versperrt.

    Die Schülerinnen und Schüler wurden zum Parkplatz des Einkaufsmarktes „ALDI“ gebracht, der sich in der Hans-Grässel-Straße 6 in Memmingen befindet. Betroffene Eltern wurden gebeten, ihre Kinder dort abzuholen. Die Kinder und Jugendlichen wurden psychologisch betreut.

    Suche ausgeweitet

    Nachdem der Schütze in der Schule nicht entdeckt worden war weitete die Polizei die Suche auf das Memminger Stadtgebiet aus. Am Sportplatz in Steinheim fanden sie schließlich den Schüler. Dort hielt er sich eine Waffe an den Kopf und schoss mehrfach, "aber nicht gezielt auf Polizisten", wie ein Polizeisprecher sagte.

    Die Einsatzkräfte konnten Kontakt zu dem Jugendlichen aufnehmen. Ziel der Verhandlungen war es, den Schüler zu beruhigen und zum Aufgeben zu überreden, sagte ein Polizeisprecher. Der habe die Arme hoch genommen, sich auf die Wiese gelegt und sich dann festnehmen lassen, berichten Augenzeugen. Seitens der Polizei sei nicht geschossen worden, stellte der Polizeisprecher klar.

    15 Jugendliche in Sportheim

    Im Sportheim in Steinheim befanden sich etwa 15 Jugendliche und der Wirt des Sportheims, die zufällig anwesend waren. Polizisten konnten die Jugendlichen aber sichern. Die Polizei, die das Gelände in Steinheim umstellt hatte, wollte aber keinen Zugriff auf den Täter wagen, um das Leben der Jugendlichen und des Wirts nicht zu gefährden. Der bewaffnete Schüler hielt sich permanent eine Waffe an den Kopf. Drei Personen, die sich in einem Pkw vor dem

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