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Altomünster: Intrigen hinter Klostermauern

Altomünster

Intrigen hinter Klostermauern

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    Schwester Gabriele Konrad in jenem Zellentrakt, der zur Wohnung des „Klosterdirektors“ werden sollte.
    Schwester Gabriele Konrad in jenem Zellentrakt, der zur Wohnung des „Klosterdirektors“ werden sollte. Foto: Ulrich Wagner

    Über die letzten Jahre des St.-Birgitta-Klosters Altomünster im oberbayerischen Landkreis Dachau lassen sich viele Geschichten erzählen. Je nachdem, wer sie erzählt, sind es Possen, Krimis oder Dramen. Es geht um das Thema Klostersterben, um einen Ort, der um seinen nicht nur historischen Mittelpunkt fürchtet, eine Entscheidung des Vatikan und um fragwürdige Machenschaften. Auch Walter Mixa, der 2010 wegen Prügel- und Veruntreuungsvorwürfen zurückgetretene frühere Augsburger Bischof, spielt eine Rolle.

    Das Gebäude-Ensemble im Herzen Altomünsters ist in Teilen überaus marode. Vor wenigen Tagen fiel an zwei Stellen der Putz von der Decke, eine Treppe ist nicht begehbar, Fliesen sind lose. Dazu Wasser, das von den Wänden rinnt, Schimmel, Ungeziefer. Einen Brandschutz gibt es nicht.

    Nun aber soll hier eine neue Geschichte beginnen, und zwar unter der Regie des Erzbistums München und Freising, das das inzwischen aufgelöste Kloster nach einem Dekret aus dem Vatikan von Ende 2015 im Januar 2017 übernommen hat. Die 62-jährige Apollonia Buchinger war die letzte dort noch lebende Schwester des Birgittenordens – und mit einer Schwester, so die Begründung, bestehe keine geistliche Gemeinschaft mehr

    Klosterschwester Apollonia streitet für Leben im Kloster Altomünster

    Mit Apollonias Umzug am 27. Februar ins oberpfälzische Vilseck, wo ein Mixa-Freund Pfarrer ist, ist auch die letzte deutsche Niederlassung des alten Zweigs der Birgitten Geschichte. Apollonia aber streitet weiter für ein Leben im Kloster Altomünster. Dass sie das Kloster, in dem sie über 25 Jahre lebte und das direkt dem Vatikan unterstellt war, verlassen musste, empfindet sie als Unrecht. Auf ihrer Internetseite schreibt sie von der „Schleifung einer altehrwürdigen christlichen Bastion“. Sie fühlt sich als Opfer einer Kampagne gegen sie.

    Für die einen ist Apollonia eine wackere Kämpferin gegen die katholische „Amtskirche“. Anderen erscheint sie als jemand, der sich renitent Versuchen verweigerte, dem Kloster eine Zukunft zu ermöglichen. Und als jemand, der von „sehr vielen Menschen beeinflusst wird“. So sieht man es aufseiten des Erzbistums. Zu diesen Menschen zählt vor allem Jörg Johannes Fehlner, zu dem Schwester Apollonia nach wie vor Kontakt hat. Der Vertraute Mixas firmierte ab April 2015 als vom Orden angestellter „Klosterdirektor“. Im Januar 2016 erhielt er die Kündigung, im Mai 2016 war das Dienstverhältnis beendet, erklärt am Mittwoch Gabriele Konrad bei einer Ortsbesichtigung. Die Franziskaner-Schwester war vom Vatikan als Apostolische Kommissarin eingesetzt worden, um die Auflösung des Klosters zu leiten.

    Jörg Johannes Fehlner habe fast gesamtes Geldvermögen des Ordens ausgegeben

    Insbesondere Fehlner ist in einer Pressemitteilung des Erzbistums aus dem Januar gemeint, in der es heißt, es habe im Umfeld des Klosters Personen gegeben, „die nicht das Wohl des Klosters ... im Blick hatten, sondern ihre eigenen Interessen“. So hätten Umbaumaßnahmen gestoppt werden müssen, die weder durch den Denkmalschutz genehmigt noch ausreichend finanziert gewesen seien. Fehlner, so sagt es Schwester Gabriele Konrad, habe „mehrere hunderttausend Euro“, fast das gesamte Geldvermögen des Ordens, ausgegeben. Unter anderem für eine EDV-Ausstattung und Umbauten – in einem Zellentrakt sollte eine Wohnung für ihn entstehen. Persönlich bereichert habe er sich nicht, auch habe er „kein riesiges Direktorengehalt“ bezogen. Fehlner habe allerdings als „persönlicher Sekretär von Mixa“ unterschrieben. Und: „Er trat in klerikaler Kleidung auf, war aber kein Kleriker“, sagt Gabriele Konrad.

    Fehlner, zuvor „PR-Manager“, hatte große Pläne. Er wollte das Kloster für Weiterbildungen und Ausstellungen nutzbar machen – und zu einem Anlaufpunkt für Burnout-Betroffene. Durch eine Außenstelle des Landsberger „Burnout-Centrum“. Mit Mixa als Referenten und der Zustimmung Apollonias, die im Juni 2015 sagte, dass Mixa „Opfer einer Hetzkampagne“ geworden sei. Mixa als Burnout-Referent? Das sorgte nicht nur vor Ort für Gesprächsstoff, sondern bundesweit für Schlagzeilen.

    Kloster sollte Außenstelle des Landsberger "Burnout-Centrum" werden

    Schließlich hatte Mixa laut einem Sonderermittler in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen, unweit von Altomünster, einst Heimkinder „gezielt“ gezüchtigt. Mixa selbst sieht das anders. Erst kürzlich sagte er in einem Interview, er schließe nicht aus, dass er mal jemandem „hinten auf den Kopf oder aufs Gesicht eine Ohrfeige gegeben“ habe. Geprügelt habe er nicht.

    Dass er im Kloster Altomünster als Referent auftrat, dazu kam es nicht mehr. Dass der Kapitelsaal, der Versammlungsraum der Nonnen, als Seminarraum genutzt werden sollte, erschüttert Schwester Gabriele Konrad immer noch. „Das wäre eine sinnentleerte Nutzung gewesen, ein tiefes Eingreifen“, sagt sie. Ein Vertrag mit dem „Burnout-Centrum“ wurde gekündigt. Eine zugehörige Internetseite ist „derzeit geschlossen“. Man sieht das Symbol eines Bauarbeiters. Auch das Kloster wird in den kommenden Jahren zur Baustelle. Denkbar, dass aus ihm einmal ein Exerzitienhaus wird.

    Noch leben hier zwei Menschen. Eine „selbst ernannte Postulantin“, wie sie Konrad nennt, und der frühere Stellvertreter Fehlners. Eine Postulantin ist eine Anwärterin auf die Mitgliedschaft in einem Orden – einen, den es nicht mehr gibt. Sie sollen bald das Kloster verlassen.

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