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"Allgäuer Dorf": Millionenprojekt: Künstliches Dorf soll Touristen locken

"Allgäuer Dorf"

Millionenprojekt: Künstliches Dorf soll Touristen locken

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    In unmittelbarer Nähe zum Forggensee bei Füssen soll das "Allgäuer Dorf" entstehen.
    In unmittelbarer Nähe zum Forggensee bei Füssen soll das "Allgäuer Dorf" entstehen. Foto: Animation: Geisler&Trimmel

    In Füssen soll in naher Zukunft eines der wohl größten Tourismusprojekte in der Region realisiert werden. Das "Allgäuer Dorf" soll ein "lebendiges Schaufenster" der regionalen Kultur und Brachtums werden. Allerdings ist nicht jeder von dem Projekt begeistert.

    Worum geht es?

    Die Projektentwicklungsgesellschaft Geisler&Trimmel mit Sitz in Österreich will auf über sieben Hektar Land ein künstliches Dorf entstehen lassen - mit traditionellen Wohnhäusern, Wirtshäusern, Handwerksbetrieben wie Käser, Bäcker oder Glasbläser, sowie einem Bauernhof. Zudem sind ein Familienhotel mit 80 Betten sowie eine Erlebnisgastronomie mit 50-Betten-Hotel geplant. Das Projekt soll in unmittelbarer Nähe zum Forggensee und dem Füssener Festspielhaus entstehen. 

    Ziel: Knapp eine halbe Million Besucher pro Jahr

    Die Gesellschaft rechnet mit 450.000 Besucher und 100.000 bis 140.000 Übernachtungen pro Jahr. Mehrere Studien hätten ergeben, dass diese Zahlen realistisch sind, so Projektentwickler Erwin Trimmel. Die kolportierte Investitionssumme von 60 Millionen Euro will er hingegen nicht kommentieren.

    An dieser Stelle wird es nun emotional.

    Denn während das Dorfprojekt in den Jahren seit 2008 weitgehend unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit vorangetrieben wurde, änderte sich das zuletzt schlagartig. Ende November stellte der Zweckverband Allgäuer Land, ein Zusammenschluss der Stadt Füssen und neun Kommunen im südlichen Ostallgäu, der die Planungshoheit über das Projekt hat, erstmals einen konkreten Entwurf der künftigen Tourismusattraktion vor - und seither erhitzt das Projekt die Gemüter. Ausgerechnet Heimatverbände protestieren massiv gegen das geplante Projekt.

    Etikettenschwindel und Oberflächenheimat

    Beim Bayerischen Landesverband für Heimatpflege bezeichnete man das "Allgäuer Dorf" zuletzt als "Selbstkarikatur" und "Oberflächenheimat", die niemandem das Allgäu nahe bringe. Geschäftsführer Martin Wölzmüller kritisierte vor allem die kommerzielle Ausrichtung des Projekts, die zu Lasten der eigentlichen Heimatpflege gehen würde. Die bislang bekannt gewordenen Konzeptideen und die „dekorativ-folkloristisch verbrämte“ Präsentation im Internet gäben Anlass für massive Befürchtungen, hieß es.

    Daneben ließ auch der Heimatbund Allgäu wenige Positives an dem Projekt. Dessen Vorsitzender, Karl Stiefenhofer, sprach zuletzt von Etikettenschwindel und falschen Klischees. "Ein einzelnes Dorf kann das Allgäu in seiner Vielfalt, mit seinen unterscheidlichen Facetten nie abbilden", sagte er in einem Interview mit der Allgäuer Zeitung.

    Verhärtete Fronten und ungeahnte Aufmerksamkeit

    Wie auch Füssens Bürgermeister Paul Iacob (SPD), der in dem Projekt eine Chance für den Tourismus in der Region sieht, hat auch Erwin Trimmel für solche Worte wenig Verständnis. "Keiner der beiden Herren hat im Vorfeld ihrer Kritik ein Gespräch mit uns gesucht, oder sich vor Ort darüber informiert, was tatsächlich geplant ist."

    Allerdings: Die Kritik hat offenbar auch positive Auswirkungen - zumindest aus Sicht der Befürworter.

    Selbst Trimmel räumt ein, dass die mediale Aufmerksamkeit für das "Allgäu Dorf" einen ungeahnten Schub bekommen hat. Eigentlich, so Trimmel, müsse er daher für die Kritik fast dankbar sein.

    Allgäuer Dorf: Eröffnung soll 2015 sein

    An ihrem Projekt hält die Gesellschaft ohnehin unbeirrt fest. Das Genehmigungsverfahren soll Mitte 2013 abgeschlossen sein, eine Eröffnung ist für 2015 vorgesehen. "Wir stehen in aussichtsreichen Gesprächen mit Vereinen, Betreibern und Investoren", sagt Trimmel. Zudem werden bereits Handwerker und Gastronomen aus der Region gesucht. "Man kann sagen: Wir sind auf der Schiene."

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