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Allgäu: Ur-Pandas, Hundebären und Hirschferkel: Das sind Udos Zeitgenossen

Allgäu

Ur-Pandas, Hundebären und Hirschferkel: Das sind Udos Zeitgenossen

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    In der Tongrube Hammerschmiede wurde der Menschenaffe "Udo" nachgewiesen. Neben der Weltsensation gibt es weitere bedeutsame Funde.
    In der Tongrube Hammerschmiede wurde der Menschenaffe "Udo" nachgewiesen. Neben der Weltsensation gibt es weitere bedeutsame Funde. Foto: Tobias Klöck (Archiv)

    "Udo", der wohl erste aufrecht laufende Menschenaffe, ist ein Sensationsfund, der international für Aufsehen gesorgt hat. Wie berichtet, handelt es sich um ein bislang fehlendes Bindeglied der Evolutionsgeschichte des Menschen. Entdeckt wurden die etwa 11,6 Millionen Jahre alten Knochen im Ostallgäu, bei Grabungen in der Tongrube Hammerschmiede bei Pforzen. Udo ist zwar der bedeutendste, aber bei weitem nicht der einzige Fund an diesem Ort. Tatsächlich wurden dort schon mehr als 15.000 Fossilien geborgen, die eine Menge über die Zeit verraten, in der auch Udo durch das Allgäu lief. Insgesamt wurden 115 Wirbeltierarten nachgewiesen.

    Die Tübinger Professorin Madelaine Böhme, die Entdeckerin der bislang unbekannten Menschenaffen-Art, hat zusammengefasst, welche Tiere in der Hammerschmiede nachgewiesen wurden. Eine Auswahl von Udos Zeitgenossen:

    Der Ur-Panda Kretzoiarctos beatrix gehört einer Unterfamilie an, von der es heute nur noch eine Art gibt: den großen Panda. Besonders an den Funden in der Hammerschmiede ist, dass dort Knochen des Schädels und von Extremitäten entdeckt wurden. Bisher war von dieser Art nur ein Unterkiefer bekannt. Deshalb könnten die neuen Funde helfen, mehr über den Panda-Vorfahren herauszufinden.

    Auch der Riesensalamander Andrias scheuchzeri  lebte zu Udos Zeiten. In der Hammerschmiede wurden gleich mehr als hundert gut erhaltene Knochen der Art entdeckt. Laut Böhme sind so erst mal detaillierte Neubeschreibungen der Art möglich. Nicht ausgestorben sind zwei nahe Verwandte des Andrias scheuchzeri: Der Japanische Riesensalamander, der bis zu 1,5 Meter groß werden kann, und der Chinesischen Riesensalamander, von dem es sogar noch etwas größere Exemplare gibt, sind heute die beiden größten Amphibien der Welt.

    So könnte der Riesensalamander Andrias scheuchzeri ausgesehen haben.
    So könnte der Riesensalamander Andrias scheuchzeri ausgesehen haben. Foto: FunkMonk (Michael B. H.) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

    Udo musste sich auch mit der Raubkatze Pseudaelurus quadridentatus herumschlagen. Das Tier wurde wohl etwa 30 Kilogramm schwer und in etwa so groß wie ein Puma. Der Räuber, der auch in der Hammerschmiede nachgewiesen wurde, gilt als Vorläufer der Säbelzahnkatzen – die oberen Eckzähne waren deutlich verlängert. Der Pseudaelurus quadridentatus starb vor etwa zehn Millionen Jahren aus.

    Das größte Raubtier, das in der Hammerschmiede gefunden wurde, ist der Hundebär Amphicyonidae. Die Tiere erreichten etwa die Größe eines Löwen und sahen, wie der Name vermuten lässt, wie eine Mischung aus Bär und Hund aus. Sie waren Lauerjäger und Knochenfresser, vergleichbar mit späteren Hyänen.

    Neben Udo wurde in der Hammerschmiede noch eine zweite Affenart, der etwa gibbongroße Pliopithecus, nachgewiesen. Die Affenart wurde wohl zwischen 20 und 40 Zentimeter groß, hatte einen Schwanz und lebte auf Bäumen. Sie waren zur damaligen Zeit nicht selten, vor rund elf Millionen Jahren ist die Gattung aber ausgestorben. Anders als Udo gehörten sie nicht zu den Menschenaffen.

    In der Hammerschmiede gefunden wurden auch Semantoridae, primitive Robben-Vorfahren. Sie sahen heutigen Ottern ähnlich und waren im Süßwasser beheimatet. Es gibt nur sehr wenige Funde aus dieser Familie – die im Allgäu entdeckten Reste sind sehr gut erhalten und deswegen von besonderem wissenschaftlichen Wert.

    Auch Elefanten-Arten wie der Tetralophodon longirostris lebten zur gleichen Zeit wie Udo im Allgäu. Vom Tetralophodon wurden in der Hammerschmiede Teile eines Skeletts gefunden. Viele Knochenreste stammen von Jungtieren. Unter den Funden sind auch seltene Skelettteile, etwa ein Zungenbein – diese sind für Wissenschaftler besonders bedeutend.

    Das Nashorn Hoploaceratherium belvederense war zu Udos Zeiten auch im Allgäu beheimatet. Im Gegensatz zu heutigen Nashörnern war das Horn des Tieres aber wohl deutlich kleiner.

    Vom Hirschferkel Dorcatherium nauiwurde in der Hammerschmiede ein nahezu komplettes Skelett gefunden. Männliche Schädel geben Hinweise darauf, dass sich Männchen und Weibchen stark unterschieden haben könnten.

    Von den meisten dieser Tiere gibt es keine wissenschaftlich genauen Lebend-Rekonstruktionen, sprich: Illustrationen. Professor Böhme erklärt, diese lassen sich erst dann zuverlässig anfertigen, wenn viele Elemente eines Skeletts bekannt sind. Für einige der Tiere könnten dank der Funde in der Hammerschmiede noch gute Rekonstruktionen entstehen, weil im Allgäu bisher unbekannte Skelettpartien oder ganze Skelette nachgewiesen wurden.

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