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Allgäu: Schloss Neuschwanstein: Neuer Schlossherr soll Querelen beenden

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Schloss Neuschwanstein: Neuer Schlossherr soll Querelen beenden

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    Schloss Neuschwanstein sieht so friedlich aus. Doch hinter den Mauern tobten in den letzten Jahren Machtspiele.  Nun soll ein neuer Schlossherr für Ruhe sorgen.
    Schloss Neuschwanstein sieht so friedlich aus. Doch hinter den Mauern tobten in den letzten Jahren Machtspiele. Nun soll ein neuer Schlossherr für Ruhe sorgen. Foto: Peter Samer

    Mobbing, Machtspiele und schwarze Kassen: Seit Jahren rumort es heftig auf Schloss Neuschwanstein. Zuletzt war in anonymen Schreiben von einem Rachefeldzug gegen einzelne Beschäftigte die Rede. Selbst der externe Sicherheitsdienst, der im Schloss eingesetzt wird, stand in der Kritik. Diese Querelen konnten bislang weder Personalwechsel noch Gerichtstermine völlig abstellen. Nun aber soll in Bayerns Vorzeige-Immobilie endlich Ruhe einkehren. Am 15. November tritt mit Johann Hensel abermals ein neuer Schlossverwalter seinen Dienst an. Er soll Wogen glätten und Gräben schließen – kurzum: Auf Neuschwanstein soll eine neue Ära beginnen.

    Jährlich besuchen etwa 1,5 Millionen Menschen aus aller Herren Länder das Flaggschiff des bayerischen Tourismus. Doch was seit 2012 im Schloss geschieht, steht im krassen Gegensatz zum märchenhaften Ruf des Schlosses. Vieles waberte nur in Form von Gerüchten um die mächtigen Mauern. Doch manche Vorkommnisse beschäftigten auch die Gerichte. So wurde 2014 ein früherer Schlossverwalter wegen des Führens einer schwarzen Kasse zu einer Geldauflage von 8000 Euro verurteilt. Er hatte sich nicht persönlich bereichert, jedoch – gemäß der langjährigen Gepflogenheiten im Schloss – mit Einnahmen aus Sonderführungen Feiern der Schlossmitarbeiter finanziert.

    Immer wieder Mobbing-Vorwürfe

    Auch die persönlichen Querelen unter einigen Mitarbeitern landeten vor dem Kadi. Erst im Juli 2016 wehrte sich ein leitender Angestellter vor dem Arbeitsgericht erfolgreich gegen zwei Abmahnungen. In dem Verfahren war immer wieder von gezieltem Mobbing und Schikanen durch Vorgesetzte die Rede. Zwei Schlossverwalter verloren in den vergangenen drei Jahren ihre Posten. Die zuletzt amtierende Chefin wurde Ende Oktober abberufen. Sie soll eine neue Aufgabe bei der Bayerischen Schlösserverwaltung wahrnehmen.

    Der künftige Schlossvorstand Johann Hensel stehe für eine „neue, stabile Ära auf Neuschwanstein“, sagt Carolin Mayr, Sprecherin des bayerischen Finanzministeriums. „Das ist eine sehr gute Lösung im Interesse der Mitarbeiter, aber auch im Sinne dieses besonderen Denkmals.“ Der 60-Jährige ist ein alter Fahrensmann in Diensten der Bayerischen Schlösserverwaltung und wechselt von deren Außenstelle am Ammersee ins Ostallgäu. Mayr: „Er ist mit seiner langjährigen Erfahrung in der Verwaltung genau der Richtige für diese Aufgabe.“

    Dass Hensel bislang für Gewässer (darunter übrigens auch Alpsee und Schwansee zu Füßen von Neuschwanstein) zuständig war, sei kein Makel. Das bestätigt auch Dr. Cordula Mauß, Sprecherin der Schlösserverwaltung. „Bei dieser Aufgabe geht es vor allem um Mitarbeiterführung und Finanzen.“ Für Themen wie Denkmalpflege, Museumswesen und Restaurierung sei vorrangig die Hauptverwaltung in München zuständig.

    Die Personalie hat Finanzminister Markus Söder laut Mayr persönlich mit dem Personalrat besprochen. Nun folge eine Personalversammlung im Schloss. Dort werde man Johann Hensel gespannt, aber in jedem Fall mit offenen Armen begrüßen, sagt einer der Schlossmitarbeiter. „Die Stimmung bei uns ist seit einigen Wochen gelöst, wir sehen das Ganze sehr positiv.“ Dass der neue Verwalter mit seiner Aufgabe nicht klarkomme, glaubt dort niemand. Immerhin gehöre Hensel seit 1981 zur Schlösserverwaltung und kenne sich vor Ort aus. Auch SPD-Landtagsabgeordneter Paul Wengert, der mehrfach wegen der Vorkommnisse auf Neuschwanstein in München protestiert hatte, begrüßt die Personalie. „Entscheidend sind nun Führungsqualitäten und Sozialkompetenz.“ Beides scheine der Neue zu besitzen. Gehe die Besetzung jedoch erneut schief, stelle sich die Frage, ob der Schlösserverwaltung der Richtige vorsitze.

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