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Allgäu: Pfarrer legt sein Amt nieder - aus Liebe

Allgäu

Pfarrer legt sein Amt nieder - aus Liebe

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    Dürfen nun offen zeigen, dass sie zusammengehören: Helmut Guggemos und Elisabeth Kantek.
    Dürfen nun offen zeigen, dass sie zusammengehören: Helmut Guggemos und Elisabeth Kantek. Foto: Susi Donner

    Der Weißensberger Pfarrer Helmut Guggemos will heiraten und wünscht sich eine Familie. Das hat er am Wochenende am Ende des Kinderfest-Gottesdienstes bekannt gegeben. Damit ist Guggemos der zweite katholische Pfarrer innerhalb eines Jahres, der den Landkreis Lindau wegen der Liebe zu einer Frau verlässt. Im vergangenen Jahr hatte sich der ehemalige Pfarrer Martin Steiner aus dem gleichen Grund überraschend aus Wasserburg verabschiedet.

    Es ist der Gottesdienst zum 76. Kinderfest in Weißensberg. Pfarrer Helmut Guggemos steht mit klopfendem Herzen vor seiner Gemeinde. Eben hat er sich offenbart: Er werde heiraten. Und er werde eine Familie gründen. Ein paar Sekunden ist es, als halte die versammelte Kirchengemeinde den Atem an. Und dann gibt es Applaus. Laut, langanhaltend und nachdrücklich.

    Auf Nachfrage erzählt der 45-Jährige nach dem Gottesdienst: „Das war so intensiv, dass ich eine Gänsehaut bekommen habe.“ Und: „Ich fühle mich erleichtert und froh, dass ich nun offen und ehrlich zu meinen Gefühlen und zu der Frau, die ich liebe, stehen kann. Es tut sehr gut, die Zuneigung und Zustimmung der Kirchengemeinde zu erfahren.“ Worte, die erahnen lassen, wie schwierig die Zeit bis zur Entscheidung war.

    Am Freitag habe Guggemos mit Bischof Konrad Zdarsa gesprochen und wurde von ihm sofort aus dem Dienst entlassen. Der Gottesdienst, den er eben gehalten hatte, war also der letzte, den er als katholischer Priester halten durfte. „Wenn ich mit Frau und Familie Seelsorger bleiben dürfte, wäre ich es natürlich geblieben. Ich war gern Priester“, sagt er.

    Gemeinsam neu beginnen

    Seine Lebensgefährtin, die 37-jährige Elisabeth Kantek, stammt aus Niedersachsen, wohnt aber bereits seit einem Jahr in Weißensberg. Gemeinsam wird das Paar nun an einem anderen Ort, der noch nicht feststehe, neu beginnen.

    Dass Guggemos Weißensberg Ende August verlässt, war allerdings schon länger bekannt. Bislang hieß es, dass er aus gesundheitlichen Gründen eine Stelle als Seelsorger ohne leitende Funktion in Starnberg übernehmen wird.

    „In mir ist eine große Dankbarkeit, dass die Menschen in der Gemeinde ihm und mir so positiv, mit viel Respekt und Verständnis begegnen“, sagt Kantek nun. Es sei ein Akt der Befreiung, zueinander stehen zu dürfen. „Es ist dennoch weiterhin eine Nachfolge in der Liebe zu Jesus Christus, der eines unserer verbindenden Elemente ist. Dass es das Zölibat gibt, müssen wir akzeptieren, auch wenn es schmerzhaft ist.“ Guggemos fügt hinzu: „Und es ist etwas Großartiges, dass wir gemeinsam jetzt noch Kinder bekommen und eine Familie gründen können.“

    Nach dem Gottesdienst und während des Kinderfestes ist die Nachricht des beliebten Priesters natürlich das Gesprächsthema Nummer eins in Weißensberg: Zustimmung sowie Respekt für seine mutige Entscheidung – und ein „nur schade, dass die Kirche so einen Mann ziehen lässt“ sind allgemeiner Tenor.

    Der ehemalige Wasserburger Pfarrer Martin Steiner indes ist mittlerweile verheiratet und lebt mit seiner Frau in Memmingen.

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