In Kemptener Justizkreisen herrscht weiter Rätselraten über die Hintergründe der Drogenaffäre und mögliche Zusammenhänge mit mafiösen Strukturen. Der 52 Jahre alte Chef der Kemptener Drogenfahndung sitzt seit knapp zwei Wochen in U-Haft, weil er in der Nacht zum 15. Februar in einem Dorf im Oberallgäu seine Frau schwer misshandelt haben soll und anschließend in seinem Dienstschrank 1,6 Kilo Kokain gefunden worden waren.
Seine Mandantin sei allmählich auf dem Weg der Besserung, sagte gestern der Rechtsanwalt der Ehefrau, Nicolas Frühsorger aus München, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Frau befinde sich an einem sicheren Ort in einer Reha-Einrichtung. Durch die nächtlichen Übergriffe in dem Haus in einer Oberallgäuer Gemeinde hatte sie schwere Verletzungen im Rückenbereich erlitten und musste operiert werden.
Kokain-Affäre: Staatsanwaltschaft macht keine Angaben
Die für die Ermittlungen zuständige Staatsanwaltschaft München I macht unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen weiterhin keinerlei Angaben zu dem Fall. Mithin ist auch weiter unklar, ob der beschuldigte Kripo-Beamte bei den Ermittlungsarbeiten kooperativ oder geständig ist und wegen welcher Delikte er sich verantworten muss. Die Rede ist von Rauschgiftkriminalität, Körperverletzung oder sogar versuchtem Totschlag.
Er habe bis heute keinerlei Akteneinsicht gehabt, sagte der Anwalt der verletzten Frau. Während Bayerns Innenminister Herrmann zugesichert hatte, „genauestens und umfassend aufzuklären“, lässt die spärliche Informationspolitik die Spekulationen ins Kraut schießen. So lautete gestern eine Vermutung, der Beamte habe möglicherweise Koks für Demonstrationszwecke – beispielsweise in Schulen – besessen.