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Allgäu: Das große Loch von Kempten

Allgäu

Das große Loch von Kempten

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    Das sogenannte Große Loch in Kempten: die Baugrube an der Ecke Mozartstraße, August-Fischer-Platz, Allgäuer Straße.
    Das sogenannte Große Loch in Kempten: die Baugrube an der Ecke Mozartstraße, August-Fischer-Platz, Allgäuer Straße. Foto: Ralf Lienert

    Wäre da nicht diese riesige wassergefüllte Grube – man könnte am Wahrheitsgehalt der ganzen Geschichte zweifeln. So absurd, so abwegig, so unglaublich klingt vieles von dem, was sich seit 2010 in der Kemptener Innenstadt abspielt. Dort, direkt vor der Türen des Einkaufszentrums Forum Allgäu mit seinen täglich etwa 25 000 Besuchern, klafft nämlich ein Loch. Ein ziemlich tiefes Loch, das sogar einstürzen könnte. Ein Loch, das eigentlich schon lange ein Geschäftshaus sein sollte. Siebenstöckig. Unten: Tiefgarage (sie ist zum Teil sogar schon gebaut). Oben: Praxen, Büros, Gastronomie.

    Geschäftshaus sollte 2011 fertig sein

    So jedenfalls war es einmal geplant. 2011 sollte alles fertig sein und bereit zum Einzug für die Mieter. Doch es kam anders – und zwar zum Streit. Zwischen der Gesellschaft zweier Schweizer, die das Geschäftshaus bauen will, und der Stadt Kempten. Im Kern geht es nur um eine einzige Frage: Dürfen in das Haus auch noch im großen Stil Geschäfte einziehen – so, wie nur einige Meter weiter im Einkaufszentrum? Nein, sagt die Stadt – denn das würde den Innenstadthandel gefährden. Aber natürlich, sagen die Bauherren, denn Einzelhandel sei ihr gutes Recht. Eine Lösung: bislang nicht absehbar.

    Doch nun kommt, nach drei Jahren Tauziehen, vielleicht Bewegung in die Sache. Denn es gibt neuerdings einen Zwangsverwalter für das Grundstück. Und der scheint nicht abgeneigt, die Tiefgarage in dem Loch einfach weiterzubauen, um dieses zu schließen. Entschieden ist das Ganze aber noch lange nicht – im Hintergrund setzen sich die Grundstückseigentümer juristisch zur Wehr.

    Kemptener haben Überblick längst verloren

    Wie kann man einem Nicht-Kemptener das Große Loch überhaupt erklären? Eine schwierige Frage. Schließlich haben die meisten Kemptener längst den Überblick verloren. So viel wurde in den vergangenen Monaten vor Gericht geklagt, gedroht, beschuldigt und öffentlich erklärt. Für die Schweizer Bauherren spricht dabei stets ihr Anwalt Thomas van der Heide von der bekannten Münchener Kanzlei Bub, Gauweiler und Partner. Ein Mann, der durchaus poltern kann, wenn es um die Rolle der Stadt Kempten in diesem Fall geht. Die sei engstirnig, sagt er zum Beispiel. Und dass die Bauherren doch eigentlich nur eines wollen: Selbst bauen. Wobei er bei der Frage nach einem konkreten Termin stets vage bleibt – so auch gestern. Man werde jedenfalls erst bauen, wenn die Stadt den Einzelhandel genehmige.

    Danach sieht es kaum aus. Vielmehr hat die Stadt völlig andere Tatsachen geschaffen. Nachdem sie vor Gericht zwar wegen des ursprünglichen Bebauungsplans gescheitert war, hat sie sich auf die Sicherheit an der Grube konzentriert. Seit Monaten lässt sie auf dem fremden Grundstück Sicherungsarbeiten durchführen – und hat auch die Zwangsverwaltung beantragt. Weil die Schweizer die Kosten dafür bislang nicht übernehmen.

    Frage nach Finanzierung stellt sich

    Nun also ist der Zwangsverwalter im Spiel. Und er erklärt: „Wirtschaftlich wäre es sinnvoll, bis zur Erdoberfläche weiterzubauen, die Tiefgarage fertigzustellen.“ Frühestens im März könnte es seiner Meinung nach losgehen. Darauf festlegen will er sich aber (noch) nicht. Jetzt sollen erst Zahlen auf den Tisch, was das eigentlich kosten würde. Denn irgendwer muss schließlich bezahlen.

    Und das wäre (per Vorschuss) dann wohl die Stadt – wo mancher Stadtrat mehr als glücklich wäre, das Thema vor den Wahlen vom Tisch zu haben. Ob das Geld (bei einem Verkauf des Grundstücks) ganz zurückkommt? Darauf will sich der Zwangsverwalter nicht festlegen. Etwa 3,2 Millionen Euro haben die Schweizer für das 2000-Quadratmeter-Grundstück bezahlt. Wobei Anwalt van der Heide gleich sagt: „Das Grundstück ist unverkäuflich.“

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