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Allgäu: Das Rätsel um das Riedberger Horn

Allgäu

Das Rätsel um das Riedberger Horn

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    Das 1787 Meter hohe Riedberger Horn aus der Luft: Wildbiologen lehnen einen Skigebiets-Zusammenschluss über den Gipfel ab, weil hier sehr viel Birkwild beheimatet ist.
    Das 1787 Meter hohe Riedberger Horn aus der Luft: Wildbiologen lehnen einen Skigebiets-Zusammenschluss über den Gipfel ab, weil hier sehr viel Birkwild beheimatet ist. Foto: Ralf Lienert

    Wenn viele Touristen in einen Ort kommen, dann erfreut das einen Bürgermeister. Im Oberallgäuer Balderschwang ist das anders, seit etwa zwei Jahren schon. Seitdem nämlich kommen vor allem diejenigen, die das Riedberger Horn mal sehen wollen. Jenen Berg, der in Bayern derzeit symbolisch für den Streit um die skitouristische Erschließung steht. Viele Schaulustige aus München oder anderswoher würden den Talbewohnern kluge Ratschläge erteilen, beklagt Konrad Kienle, Bürgermeister der gut 300 Einwohner zählenden Gemeinde.

    Tausende Neugierige seien vergangenen Winter auf den Gipfel gestiegen, hat Kienle beobachtet. Darunter viele Schneeschuhgeher und Skitourengeher. Die würden überall herumlaufen und schädigten die Natur mehr als Skipisten, die die Wintersportler in gewisser Weise am Berg kanalisieren.

    Der Bürgermeister von Bayerisch-Sibirien, wie Balderschwang auch genannt wird, ist ohne Wenn und Aber für den Skigebiets-Verbund zwischen Grasgehren und Balderschwang. Doch die notwendigen Bahnen und Pisten für die höchste Schutzzone C des Bayerischen Alpenplans berühren. Deshalb ist das Genehmigungsverfahren so schwer und deshalb hat Ministerpräsident Horst Seehofer eine Entscheidung über das so genannte Zielabweichungsverfahren zur Chefsache erklärt. Im Frühjahr verlautete aus der bayerischen Staatskanzlei, der Ministerpräsident wolle sich selbst vor Ort ein Bild machen, erst dann entscheiden.

    War Seehofer am Riedberger Horn?

    Inzwischen heißt es aus Kreisen der Naturschützer und der Grünen: Der Ministerpräsident sei längst dagewesen, habe sich alles angeschaut. Das soll am 6. Mai gewesen sein – angeblich.

    Davon weiß Bürgermeister Kienle nichts. „Dann hat man mich nicht eingebunden“, sagt er und da klingt eine gewisse Verärgerung mit. Wie überhaupt sich eine Stimmung im Tal breit mache, die er so beschreibt: „Man hört uns nicht zu.“ Mit „uns“ meint er die Talbewohner, die nahezu ausschließlich vom Tourismus leben. Und im Schneeloch Balderschwang sei die Bedeutung des Skitourismus bekanntlich sehr groß. Deshalb, sagt Kienle, brauche man die Skigebiets-Verbindung, um den Gästen etwas zu bieten.

    Dr. Rainer Hutka, Sprecher der Bayerischen Staatskanzlei, ist sich ganz sicher: „Der Herr Ministerpräsident war noch nicht in Balderschwang“, sagt er, nachdem er sich eigens nochmals erkundigt hat. Wann er denn jetzt kommt? „Keine Ahnung“, sagt Hutka. Es bleibt auf jeden Fall bei der früher ausgemachten Regelung: Demnach wolle sich der Ministerpräsident vor Ort ein Bild machen, ohne Begleitung der Medien oder anderer Schaulustiger. Was Hutka nicht sagt, aber wahrscheinlich mit eine Rolle spielt: In Zeiten der Hakeleien mit Bundeskanzlerin Merkel hat Seehofer wohl einiges Wichtigeres zu klären als den Skigebiets-Verbund zwischen Balderschwang und Grasgehren über einen Allgäuer Grasbuckel.

    Bürgermeister: Entscheidung wird wohl bald fallen

    „Ich denke, eine Entscheidung sollte jetzt relativ bald fallen“, wünscht sich Balderschwangs Rathauschef. Zumindest in dieser Einschätzung ist er sich einig mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn, einem Gegner des Projekts. Der hat vor drei Tagen in einer Presseerklärung „Ministerpräsident Seehofer nach seinem Besuch am Riedberger Horn“ aufgefordert, „endlich für Klarheit zu sorgen“ und die Pläne zu beerdigen.

    Für Befürworter wie für Gegner des Projekts heißt es derweil: Weiter abwarten.

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