Die Ausbau-Pläne des Allgäu Airport Memmingen werden erwartungsgemäß ein Fall für den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof: Laut der Vorsitzenden des Vereins "Bürger gegen Fluglärm", Gabriela Schimmer-Göresz, haben sich mehrere Privatpersonen, der Bund Naturschutz und die Gemeinde Westerheim (Landkreis Unterallgäu) darauf geeinigt, Klage einzureichen.
Wie berichtet, hat die Regierung von Oberbayern, bei der das zuständige Luftamt Südbayern angesiedelt ist, Anfang März sowohl die baulichen Expansionspläne der Betreiber des Allgäu Airports als auch teilweise die Ausweitung der Betriebszeiten genehmigt. Maschinen dürfen in Zukunft am Flughafen Memmingerberg bis 23 Uhr landen (bisher bis 22 Uhr), in Sonderfällen auch bis 23.30 Uhr. Planmäßige Starts hingegen sind weiter nur bis 22 Uhr erlaubt, bei Verspätungen bis 23 Uhr.
Darüber hinaus wollen die Betreiber des Allgäu Airports den Flughafen massiv ausbauen und dafür in den kommenden Jahren bis zu 15 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren. Die Ausbaupläne sehen vor, die Start-und-Lande-Bahn von 30 auf 45 Meter zu verbreitern, zusätzliche Rollwege und Wartungshallen zu errichten sowie das Terminal zu erweitern.
2,8 Millionen Fluggäste bis 2025
Die Betreiber des Allgäu Airport stützen sich in ihren Ausbauplänen auf eine Verkehrsprognose, laut der die Verantwortlichen des Flughafens bis zum Jahr 2025 mit jährlich 2,8 Millionen Passagieren rechnen können – mehr als dreimal so viele wie derzeit.
Das ist der Allgäu Airport
Der Allgäu Airport auf dem ehemaligen Gelände des Militärflughafens Memmingerberg ist nach München und Nürnberg der kleinste der drei Verkehrsflughäfen in Bayern.
1935/1936: Bau des militärischen Fliegerhorstes Memmingerberg. In den letzten beiden Kriegsjahren wird der Flughafen durch schwere Bombenangriffe massiv beschädigt.
1954/55: Die US-Besatzungsmacht erklärt, das Gelände des Fliegerhorstes als Übungsplatz für militärische Flugzeuge nutzen zu wollen. Die Infrastruktur wird wieder instandgesetzt.
2001: Aufgrund der Umstrukturierung der Bundeswehr wird die Schließung des Militärflugplatzes Memmingerberg beschlossen. Zuletzt ist dort das Jagdbombergeschwader 34 "Allgäu" stationiert.
2003: Abzug der Luftwaffe. Der Flughafen wird für eine zivile Folgenutzung freigegeben. Die Genehmigung vom Luftamt Südbayern für einen zivilen Regionalflughafen erfolgt ein Jahr später.
2007: Der zivile Luftbetrieb wird durch die TUIfly aufgenommen. 2009 kommen die Fluggesellschaften Ryanair, Air Berlin und Wizz Air hinzu.
2010: Eine neue Ankunft wird fertiggestellt, zudem die neuen Gates 5 und 6 im Obergeschoss des Terminals eröffnet. Der Flughafen verzeichnet 912.000 Fluggäste.
2011: Die Betreiber des Allgäu Airport beantragen beim Luftamt Südbayern die Durchführung eines luftrechtlichen Planfeststellungsverfahrens. Sie wollen insgesamt 15 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Zudem sollen die Betriebszeiten verlängert werden.
2012: Nachdem die Planungen der Betreibergesellschaft öffentlich werden, gehen 964 Einwendungen beim Luftamt Südbayern ein.
2013: Die Regierung von Oberbayern genehmigt sowohl die bauliche Erweiterung des Flughafens als auch die Ausweitung der Betriebszeiten. Gegner reichen Klage am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein.
Flughafengegner kritisieren die Zahlen als haltlos und wollen nun ein Gegengutachten in Auftrag geben. "Ziel ist es, die Prognmose zu Fall zu bringen und der baulichen wie betrieblichen Expansion somit die Grundlage zu entziehen", sagt die Vorsitzende der Initiative "Bürger gegen Fluglärm", Gabriele Schimmer-Göresz. In der Initiative sind Pivatpersonen, der Bund Naturschutz und die Gemeinde Westerheim zusammengeschlossen.
Daneben kritisieren die Gegner, dass die Regierung von Oberbayern in ihrem Genehmigungsbeschluss dem öffentlichen Interesse - vor allem der Stärkung des Wirtschaftsstandortes, insbesondere des Tourismus im Allgäu - den Vorrang vor privaten Belangen gibt. Vor allem die negativen Auswirkungen wie die höhere Lärmbelastung für Anwohner im Umland sei dabei nicht ausreichend berücksichtigt worden, so Schimmer-Göresz.
Ausweitung der Betriebszeiten macht Flughafen attraktiver
Geschäftsführer Schmid sieht die Entscheidung der Regierung von Oberbayern als „großen Vertrauensbeweis in die Zukunft des Allgäu Airport“. Zudem mache die Ausweitung der Betriebszeiten den Flughafen für Fluggesellschaften deutlich attraktiver.
Anfang März wurde allerdings bekannt, dass der Flughafen im Jahr 2011 einen Schuldenberg von über elf Millionen Euro angehäuft hat.
Wie der Ausbau finanziert werden soll, ist ohnehin fraglich: Wie einige private Unternehmen wollen auch die beteiligten Allgäuer Städte und Gemeinden für einen weiteren Ausbau kein weiteres Geld geben. Dem Vernehmen nach verhandelt der Flughafenbetreiber daher mit auswärtigen Investoren.