Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Die schlechte Kartoffelernte trifft Landwirte hart

Aichach-Friedberg

Die schlechte Kartoffelernte trifft Landwirte hart

    • |
    Für die Kartoffelernte sieht es in diesem Jahr alles andere als gut aus. Auch im Landkreis Aichach-Friedberg erwarten die Bauern große Einbußen.
    Für die Kartoffelernte sieht es in diesem Jahr alles andere als gut aus. Auch im Landkreis Aichach-Friedberg erwarten die Bauern große Einbußen. Foto: Marcus Merk

    Die Bauern im Wittelsbacher Land sind sich einig: So einen schlechten Kartoffelsommer wie heuer gab es lange nicht mehr. Anni Reichhold etwa sieht es so. Die Landwirtin und ihr Mann Georg bauen auf ihrem Hof im Kühbacher Ortsteil Stockensau Kartoffeln an. Sie sagt: „Das haben wir in 24 Jahren so noch nie gehabt.“ Reichhold meint die Trockenheit, die heuer bayernweit für deutliche Ertragseinbußen der Bauern sorgt. Neben dem Mais, bei dem es teils zur Noternte kam, hat das Wetter die Kartoffel besonders hart getroffen. Das Bayerische Landesamt für Statistik spricht in einer Mitteilung von der zweitniedrigsten Kartoffelernte in Bayern seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Durchschnittsertrag werde voraussichtlich 23 Prozent unter dem des Vorjahres liegen und 16 Prozent unter dem langjährigen Mittel, heißt es.

    Zweitniedrigste Kartoffelernte in Bayern seit dem zweiten Weltkrieg

    Eine noch schlechtere Ernte erwarten die Landwirte im Kreis Aichach-Friedberg. Laut Reinhard Herb, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, wird die Kartoffelernte im Wittelsbacher Land um etwa die Hälfte geringer ausfallen als 2014: „Wir haben wirklich ein sehr schlechtes Jahr.“ Das sehr gute Vorjahr könne die schlechte Ernte dieses Jahres nicht ausgleichen: 2015 liege rund 30 Prozent unter dem Durchschnitt. Heuer habe es zum falschen Zeitpunkt geregnet, erklärt Herb. Dann nämlich, als die Bauern die Kartoffeln im Frühjahr aussäten. Die Kartoffeln brauchten so länger, um zu keimen. Als es dann soweit war und die Feldfrüchte Wasser brauchten, regnete es kaum noch. Die Folge: weniger Kartoffeln auf dem Markt. „Ein Teil wird durch den besseren Preis kompensiert“, sagt Herb. Allerdings könnten die Landwirte nichts verkaufen, was sie nicht hätten. Schwierig, denn: „Die Kosten für Arbeit und Maschinen sind ja da.“

    Konrad Hörl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg nennt ein weiteres Problem: Durch die Trockenheit seien die Böden sehr fest und die Kartoffeln schwer aus dem Boden zu bekommen. Die Folge: Kartoffeln könnten bei der Ernte beschädigt werden. Wie sehr ein Landwirt von der Trockenheit betroffen ist, hänge vom Untergrund ab. Auf festeren Böden versickert Wasser weniger schnell, kann also länger gespeichert werden. Im Kreis herrschen leichte, sandreiche Böden vor. Traditionell gute Böden für den Kartoffelanbau, sagt Hörl, da es auf ihnen leicht sei, zu ernten: „Heuer allerdings überwiegt der Nachteil.“

    Ernte liegt rund 30 Prozent unter Durchschnitt

    Anni und Georg Reichhold gehören zu denen, die ihre Kartoffeln auf leichtem, kiesigem Boden angebaut haben. „Weil es so heiß war, haben sie aufgehört zu wachsen“, erzählt Anni Reichhold. Ihre Kartoffeln seien heuer vergleichsweise klein geblieben. Reichhold erwartet Einbußen von bis zu 50 Prozent: „Das ist die Natur, damit müssen wir leben.“

    Ihre Kartoffeln verkauft die Familie an die Firma Südstärke mit Sitz in Schrobenhausen. Das Unternehmen produziert jährlich aus rund 600 000 Tonnen Kartoffeln rund 150 000 Tonnen Kartoffelstärke. Der Preis, den

    Auch Südstärke rechnet mit Einbußen wegen der schlechten Ernte. Wolfgang Saam leitet die dortige Rohstoffabteilung und ist für den Kontakt zu den Landwirten zuständig. Im gesamten Einzugsgebiet falle die Kartoffelernte um ein Drittel geringer aus, sagt er. Im Aichacher Raum sogar um bis zu 50 Prozent: „Ich mache das seit 21 Jahren und so eine schlechte Ernte hatte ich noch nie.“ Entsprechend schlecht sei die Stimmung bei den Bauern: „Sie stecken ihre ganze Arbeitskraft rein und dann kommt nichts.“

    Leicht erhöhter Verkaufpreis gleicht Verlust der Landwirte nicht aus

    Christoph Reiner aus Petersdorf sieht das ähnlich. Reiner baut vor allem Speisekartoffeln an, die er an Händler und auf Wochenmärkten verkauft. „Ein bisschen Gedanken macht mir das schon“, sagt er. Zwar sei die Größe seiner Kartoffeln in Ordnung. Dafür die Anzahl nicht: „Ich erwarte 40 Prozent weniger.“ Der leicht erhöhte Preis für die Kunden gleiche das nicht aus: „Es ist deprimierend, weil man so lange herumfährt und nichts erntet.“ Reiner will sich nun Gedanken machen, wie viel Kartoffeln er 2016 anbaut.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden