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Agrarministerin Ilse Aigner: Jung, Frau, Oberbayerin

Agrarministerin Ilse Aigner

Jung, Frau, Oberbayerin

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    Ilse Aigner wird neue Landwirtschaftsministerin
    Ilse Aigner wird neue Landwirtschaftsministerin Foto: DPA

    Von Martin Ferber Berlin - Horst Seehofer ist ganz begeistert von seiner Nachfolgerin in

    Die Berufung Aigners ist eine faustdicke Überraschung in Berlin. Bis zuletzt wurden der 43-Jährigen, die seit 1998 als direkt gewählte Abgeordnete den oberbayerischen Wahlkreis Starnberg im Bundestag vertritt, allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt, wenn überhaupt. Als haushohe Favoriten galten der bisherige Staatssekretär im Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerium und enge Seehofer-Vertraute Gerd Müller aus Kempten im Allgäu, der mit dem Ministerium, seinen Themen und Problemen bestens vertraut gewesen wäre, oder der Kulmbacher CSU-Abgeordnete Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, einflussreicher Chef des Bezirksverbandes Oberfranken. Er wird nun neuer CSU-Generalsekretär.

    Offen blieb, warum sich Seehofer nicht für seinen bisherigen Staatssekretär entschied. Beim Deutschen Bauernverband, über die Vorgänge im Landwirtschaftsministerium bestens informiert, war nach Informationen unserer Zeitung das Glückwunschschreiben an den neuen Minister Gerd Müller schon fertig formuliert. Gegen ihn, hieß es in Berliner Regierungskreisen vage, habe der Beamtenapparat des Ministeriums mobilgemacht. Und ein führender CSU-Mann lästerte über die Personalentscheidung Seehofers, gegen den Kemptener hätten "drei Argumente" gesprochen: "Das Alter, das Geschlecht und die Herkunft." Müller sei 53, ein Mann und aus Schwaben, Aigner hingegen 43 (am 7. Dezember wird sie 44), eine Frau und aus Oberbayern.

    Müller selber, der seinen Staatssekretärs-Posten behält, sagte gegenüber unserer Zeitung, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit seiner Parteifreundin und akzeptiere die Entscheidung Seehofers "ohne Groll". Er kenne Ilse Aigner aus der gemeinsamen Zeit in der Jungen Union und sei mit ihr "freundschaftlich verbunden". Gemeinsam würden sie ein "starkes Team" an der Spitze des Ministeriums bilden.

    Die neue Chefin im Landwirtschafts- und Verbraucherschutzressort hatte sich in der Vergangenheit im Bundestag als Expertin für Bildungs- und Forschungspolitik einen Namen gemacht und über die Parteigrenzen hinaus Anerkennung erworben. Wegen ihrer ländlichen Herkunft und ihres Wahlkreises im oberbayerischen Voralpengebiet seien ihr aber auch die Themen der Landwirtschaft nicht fern, sagte sie am Donnerstag, zudem war sie unter Rot-Grün Berichterstatterin für den Landwirtschaftshaushalt. Als forschungspolitische Sprecherin machte sie sich für eine Lockerung des rot-grünen Gentechnikgesetzes stark und warb für eine weniger restriktive Handhabung beim Anbau genmanipulierter Pflanzen. So kritisierte Bärbel Höhn von den Grünen die Berufung Aigners mit den Worten: "Die Gentechnik-Lobby wird sich über eine noch bessere Verbündete im Ministerium freuen."

    Aigners größter Vorteil: Von früh auf hat es die ledige Oberbayerin, die auch in Berlin gerne im Dirndl auftritt, gelernt, sich in der Männerwelt durchzusetzen. Nach dem Realschulabschluss trat sie in den elterlichen Elektrohandwerksbetrieb ein und machte eine Lehre als Radio- und Fernsehtechnikerin, danach absolvierte sie die Technikerschule. Fünf Jahre lang arbeitete sie beim Hubschrauber-Hersteller Eurocopter. 1994 zog sie in den Bayerischen Landtag ein, vier Jahre später wechselte sie in den Bundestag.

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