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Afrika: Was Markus Söder bei seiner Äthiopien-Reise gelernt hat

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Was Markus Söder bei seiner Äthiopien-Reise gelernt hat

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    Markus Söder nahm an der Eröffnung der FC Bayern Fußballschule in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, teil. Es kamen mehr Journalisten als zu jedem anderen Termin seiner Reise.
    Markus Söder nahm an der Eröffnung der FC Bayern Fußballschule in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, teil. Es kamen mehr Journalisten als zu jedem anderen Termin seiner Reise. Foto: Peter Kneffel

    Reisen bildet. Das gilt auch für Ministerpräsidenten. CSU-Chef Markus Söder durfte das auf seiner ersten großen Auslandsreise nach Äthiopien gleich mehrfach erfahren. Erfahrung Nummer Eins: Wenn der FC Bayern auftritt, dann stellt er die Politik in den Schatten. Erfahrung Nummer Zwei: Eine kleine Frau kann einen wertvollen bayerischen Porzellan-Löwen ziemlich mickrig aussehen lassen. Erfahrung Nummer Drei: CSU-

    Die Delegationsreise in das ostafrikanische Land war präzise vorbereitet. Welche Termine gemacht, welche politischen Botschaften ausgesandt, welche Bilder produziert werden – alles folgte einem generalstabsmäßig ausgearbeiteten Plan. Söder will seiner Politik, wie er sagt, „eine klare Struktur geben“. Das gilt für Inhalte und Präsentation gleichermaßen. Er will zeigen, dass er es ernst meint mit der Bekämpfung von Fluchtursachen. Und er will einen sichtbaren Beitrag dazu leisten, die Beziehungen Europas, Deutschlands und Bayerns zu den afrikanischen Staaten zu beleben.

    Söder in Äthiopien: FC Bayern Fußballschule eröffnet

    Der FC Bayern, in Äthiopien vertreten durch Strategievorstand Jörg Wacker und Ex-Stürmerstar Giovane Elber, ist da ein bewährter und höchst medienwirksamer Partner. Zur Eröffnung der FC Bayern Fußballschule in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba – es ist die sechste in der Welt – jedenfalls kommen mehr äthiopische Journalisten und Kamerateams und mehr hochrangige Regierungsvertreter und Offizielle als zu jedem anderen Termin, den Söder während seiner Reise absolviert. Die Wirkung des Engagements des bekanntesten deutschen Fußballvereins in dem bitterarmen Land kann wohl kaum überschätzt werden. Das zeigt auch das Zusammentreffen von Bayern-Vorstand Wacker mit einem ehemaligen Nationaltrainer Äthiopiens bei der Eröffnungsfeier im Stadion von

    Über die Aufmerksamkeit aus Bayern freut sich auch die äthiopische Regierung. Jede Form von Investitionen, so erfährt Söder beim Treffen mit Staatspräsidentin Sahle-Work Zewde, sei willkommen. Aber das wirtschaftliche Engagement, so fügt die klein gewachsene Frau hinzu, sollte so gestaltet sein, dass auch bei den Menschen im Land etwas ankommt. Das Wichtigste für die noch junge Demokratie sei es, den vielen jungen Menschen eine Perspektive zu geben.

    Eine Überraschung erlebt Söder, als er der Präsidentin zum Ende des Gesprächs einen weißen Porzellan-Löwen als Gastgeschenk überreicht. Sie habe auch Löwen, sagt Frau Zewde, und führt Söder in den Garten des Präsidentenpalasts, wo echte Löwen in einem Gehege gehalten werden. Der Löwe war, wie in Bayern noch heute, einst das Wappentier Äthiopiens.

    Die CSU-Politik könnte den Kleinbauern schaden

    Die wohl konkreteste politische Erfahrung aber macht Söder in einem 70 Jahre alten Lagerhaus für Kaffee. Hier trifft er auf Marianne Wille, Mitinhaberin der Münchner Firma Dallmayr, und auf Peter Renner, Vorstand der Stiftung „Menschen für Menschen“, die Anfang der 80er Jahre von dem Schauspieler Karlheinz Böhm gegründet wurde.

    Doch ausgerechnet durch die Politik des CSU-Entwicklungsministers Gerd Müller sieht die Firma Dallmayr ihr wirtschaftliches Engagement in Äthiopien bedroht. Die Bürokratie, die mit einer Zertifizierung fair gehandelten Kaffees verbunden sei, könne nur in hoch industrialisierten Ländern wie Vietnam oder Brasilien bewältigt werden. Im rückständigen und extrem kleinteiligen Äthiopien sei das praktisch unmöglich. So gut gemeint Müllers Pläne auch seien und so sehr sie seine Absichten unterstütze – „sie wären der Tod für den afrikanischen Kaffee“, sagt Wille. Die Firma Dallmayr könnte anderswo in der Welt Kaffee kaufen. Den Schaden, so hält sie Söder vor, hätten die Kleinbauern in Äthiopien. Er verspricht, sich der Sache anzunehmen.

    Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt das auch der Entwicklungsminister zu. Müller betont, dass es sein wichtigstes Ziel sei, den Kleinbauern über einen Grundpreis ein existenzsicherndes Einkommen zu garantieren. Wie das unter den speziellen Bedingungen in Äthiopien zu erreichen sei, werde er mit der Firma Dallmayr besprechen. „Selbstverständlich rede ich mit Frau Wille“, sagt Müller.

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