Soll das bayerische Kultusministerium in die Bewertung des diesjährigen Mathematik-Abiturs eingreifen? Die Bildungsexperten aller Parteien im Landtag sehen dafür keine Notwendigkeit. „Eine deutliche Abweichung der Ergebnisse kann ich derzeit nicht feststellen“, sagte etwa die SPD-Bildungspolitikerin Margit Wild am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags. Bereits am Mittwoch hatte Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) eine Korrektur der Bewertung wie etwa in Hamburg, Bremen und dem Saarland erneut abgelehnt.
Da das endgültige Abitur-Ergebnis angesichts der noch bis diesen Freitag laufenden mündlichen Nachprüfungen noch nicht vorliegt, könne das Ministerium zwar noch kein abschließendes Fazit ziehen, sagte der für die Gymnasien zuständige Ministerialbeamte Adolf Präbst im Landtag: „Nach dem, was wir an Informationen haben, gibt es aber keinen Anhaltspunkt, dass es notwendig ist, in die Bewertung einzugreifen.“ Eine Analyse der Gesamtergebnisse vor den Nachprüfungen habe „keine unüblichen Abweichungen“ vom langjährigen Schnitt ergeben. Auch die Rückmeldungen aus den Schulen hätten „unisono keine Notwendigkeit für Eingriffe gesehen“, so Präbst.
Gesamtschnitte im bayerischen Mathe-Abi sind über die Jahre sehr stabil
Der Ministerialbeamte verwies darauf, dass ein im Durchschnitt um einen Punkt schlechteres Prüfungsergebnis in einem Fach den Notenschnitt des gesamten Abiturs nur um 0,02 senken würde. „Deshalb sind die Gesamtschnitte über die Jahre auch sehr stabil, auch wenn es in einzelnen Fächern Schwankungen gibt.“ Präbst gab zudem zu bedenken, dass ein zentraler Eingriff in die Mathematik-Bewertung neue Ungerechtigkeiten schaffen könne: „Wenn wir zum Beispiel in Mathematik in diesem Jahr um 0,2 schlechter sind und in Deutsch um 0,15 besser – was machen wir dann?“ Auch gegenüber den Abiturienten des letzten Jahrgangs könnte ein Eingriff ungerecht sein.
Die Umrechnung der in der Prüfung erzielten Punkte in eine Prüfungsnote sei zudem von der bundesweiten Kultusministerkonferenz klar vorgegeben, um eine bessere Vergleichbarkeit der Abiturnoten zu erreichen. Wenn Hamburg und Bremen nun von dieser Vorgabe abrückten, so sei dies aus bayerischer Sicht „problematisch“. Im Saarland sei dagegen ein bislang strengerer Bewertungsschlüssel nur an die bundesweite Vorgabe angepasst worden. Obwohl es in insgesamt zwölf Bundesländern Petitionen gegen das Mathe-Abitur gebe, „werden alle anderen Länder nichts ändern an der Bewertung“, so Präbst. Alle Abitur-Aufgaben in Bayern würden zudem in einem rund eineinhalb Jahre dauernden Prozess ausgewählt und in einem mehrstufigen Verfahren akribisch geprüft.
Endgültige Abi-Ergebnisse stehen noch nicht fest
Auch in diesem Jahr habe es in keiner Phase dieses Prozesses „die Rückmeldung gegeben, dass Aufgaben zu schwer, fehlerhaft oder nicht Lehrplan konform gewesen wären“, so Präbst. Das Kultusministerium nehme die Kritik an der Prüfung dennoch sehr ernst: „Wir werden die Kritikpunkte auch im Nachgang nochmal genau analysieren“, versprach der Ministerialbeamte.
Wann die endgültigen Ergebnisse der diesjährigen Abiturprüfung vorliegen, blieb angesichts der am Samstag beginnenden Pfingstferien zunächst unklar. Ein belastbares Ergebnis werde aber umgehend veröffentlicht, hieß es aus dem Kultusministerium.
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