Füssen (AZ) - Was wurde um diese letzten 14,6 Kilometer gerungen. Jahrzehntelang wurde erbittert gekämpft, diskutiert und prozessiert, um diese letzte Lücke der A 7 zwischen Nesselwang und Füssen.
Jetzt ist Deutschlands längste Fernstraße fertig. Damit endet nach gut 20 Jahren die Auseinandersetzung um eines der umstrittensten Autobahnprojekte der Republik. Und damit kann man ab Mittwoch Deutschland von Nord nach Süd mit dem Auto durchqueren, ohne auch nur einmal die Autobahn verlassen zu müssen.
Von der dänischen Grenze bei Flensburg führt die A 7 962 Kilometer weit über Hamburg und Göttingen, Kassel, Fulda, Würzburg und Heidenheim, Ulm und Kempten bis zur Landesgrenze bei Füssen.
Wer einmal in Nesselwang im Stau stand oder in Pfronten, in Seeg oder Hopferau, kann Nesselwangs Bürgermeister Franz Erhart gut verstehen. "Unsere Begeisterung über die Fertigstellung", sagt Erhart, "ist jedenfalls riesengroß."
Denn die kleinen Allgäuer Gemeinden waren vom Verkehr im Füssener Voralpenland zermürbt. Der Bund Naturschutz (BN) hat sich schließlich den Unmut weiter Teile der Bevölkerung zugezogen, als er durch alle Instanzen gegen das Teilstück klagte.
Die Naturschützer plädierten statt der Autobahn für einen moderaten Ausbau der Bundesstraßen durch die sensible Landschaft. Das Ergebnis: eine Bauverzögerung um mehr als 20 Jahre. Die A 7, sagte der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) einmal, habe in Deutschland Rechtsgeschichte geschrieben.
Am Anfang - es war im Jahr 1985, als der Planfeststellungsbeschluss erlassen wurde - hatte der BN im Kampf gegen den Autobahnabschnitt noch die Landwirte auf seiner Seite. Es gab 5000 Einwendungen, 170 Klagen. Doch die zunehmende Verkehrsbelastung spülte eine immer größere Blechlawine auf die engen Landstraßen und durch die Dörfer zwischen dem provisorischen A-7-Ende bei Nesselwang bis zur deutsch-österreichischen Grenze.
Für zusätzlichen Schub sorgten übrigens die Navis, die den Urlaubern aus dem Norden zeigten, dass die Strecke durchs Allgäu über den Fernpass in Tirol bis Innsbruck rund 100 Kilometer kürzer ist als der Weg über München.
Heute gibt Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) die letzten paar Kilometer Asphalt von Nesselwang bis zum Grenztunnel frei. Ab morgen werden bis zu 40 000 Fahrzeuge am Tag darüberrollen, schätzt die Autobahndirektion Südbayern. Und Nesselwang feiert am 26. September eine "A-7-Party". Da wird die Hauptstraße zur Fußgängerzone.