Nach dem Bruch der Ampelkoalition fürchtet die Vereinigung der Pflegenden in Bayern, dass wichtige pflegepolitische Gesetze verzögert werden. Damit stehe die pflegerische Versorgungssicherheit auf dem Spiel, warnt der Verband. Wie groß die Not gerade auch bei stationären Pflegeplätzen ist, betont auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK): Jeder zehnte Pflegeplatz ist demnach wegen Personalmangel leer. Auch der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, drängt zur Eile.
An der Nachfrage nach Pflegeplätzen mangelt es nicht, ganz im Gegenteil – aber es fehlt an Pflegerinnen und Pflegern. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Auslastung der BRK-Einrichtungen zwar um knapp zwei Prozent gestiegen. Die Zahl der Pflegeplätze sei in den vergangenen Jahren allerdings zurückgegangen, von 2022 auf 2023 um 4,7 Prozent, von 2023 auf 2024 um 2,6 Prozent. Innerhalb von zwei Jahren seien damit über 900 Pflegeplätze weggefallen.
Eine besorgniserregende Entwicklung, heißt es von Seiten des BRK – zumal die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in den vergangenen Jahren aufgrund des demografischen Wandels stark gestiegen ist und weiter massiv steigen wird. Laut dem Statistischen Bundesamtes werden bis zum Jahr 2049 in ganz Deutschland voraussichtlich mindestens 280.000 Pflegekräfte fehlen. Das BRK fordert deshalb Unterstützung von der Politik. „Die Zeit drängt nicht nur, vielmehr läuft sie uns bereits davon“, betont BRK-Präsidentin Angelika Schorer.
Klaus Holetschek will pflegende Angehörige entlasten
Für Klaus Holetschek ist die Pflege „ein Herzensanliegen“, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion betont. Auch er mahnt zur Eile, es sei höchste Zeit „für eine Pflegerevolution“: „Die Pflege muss oberste Priorität in der neuen Bundesregierung haben.“ Der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag sieht vor allem „dringenden Handlungsbedarf“ bei den pflegenden Angehörigen. „Für diese Menschen, die oft unter extremen Druck stehen, müssen endlich Lohnersatzleistungen geschaffen werden.“ Auch mehr zuverlässig verfügbare Kurzzeit- und Tagespflegeplätze sowie „flexibel nutzbare Budgets“ müssten hier bereit stehen.
Aber auch für die Pflegenden stationär und ambulant hat Holetschek konkrete Vorschläge: „Die Arbeitsbedingungen müssen weiter verbessert werden.“ Dazu zählen für ihn der Abbau von Dokumentationspflichten, die Zusammenlegung des Medizinischen Dienstes mit der Heimaufsicht, mehr steuerfreie Gehaltsbestandteile und der Aufbau eines Springerpools, also mehr Pflegekräfte, die einspringen, wenn Kolleginnen oder Kollegen beispielsweise krank werden, sodass Dienstpläne verlässlicher werden.
Dass dies alles mehr Geld kostet, sei klar: „Aber wir müssen uns als Gesellschaft endlich entscheiden, wie viel uns Pflege wert ist. Die Pflege braucht viel mehr Geld und das gerade mit Blick auf den rasch wachsenden Anstieg von Pflegebedürftigen sehr schnell. Das heißt, dass in anderen Bereichen gespart werden muss. Denn nur eine Beitragserhöhung ist keine Lösung.“ Holetschek plädiert auch dafür, eine Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten übernimmt – ob stationär, ambulant oder familiär – „sehr ernsthaft zu prüfen und den Einstieg in ein solches Modell zu suchen“. Und er findet es wichtig, dass im Bund – wie in Bayern bereits umgesetzt – das Thema Pflege auch im Titel des Ministeriums erscheint.
Expertin Palm fordert innovative Formen bei der Pflege
Auch Rebecca Palm, Professorin für Pflegewissenschaft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, weiß um den Personalmangel in der Pflege. Sie sagt: „Wir müssen versuchen, die Personen, die sich für den Pflegeberuf entscheiden, möglichst lange zu halten.“ Viele Pflegenden würden mit ihrem Job aufhören. Etwa weil sich der Beruf aufgrund der Schichtdienste schlecht mit einer Familie vereinen lasse oder er sowohl psychisch als auch physisch belastend sei. Manchen Pflegenden fehle auch die Perspektive, sich weiterzubilden.
Um dem Personalmangel die Stirn zu bieten, müssten ambulante und stationäre Angebote erweitert werden, sagt Palm. „Hier sind innovative Formen der Versorgung gefragt.“ Dabei lohne sich ein Blick in die Niederlande. Dort gebe es viele Einrichtungen, in denen das Betreiberpaar zusammen mit älteren Menschen lebe und diese im Alltag unterstütze. Trotz des Personalmangels in Deutschland findet Palm: „Es ist wichtig, auf Missstände aufmerksam zu machen. Panikmache löst das Problem nicht.“
Die Asylbewerber langweilen sich zu tode und dürfen nicht arbeiten. Es gibt in den Pflegeheimen bestimmt genug niedrig qualifizierte Tätigkeiten, z.B. Putzen, Aufräumen, Küchenhilfe, die sie sofort übernehmen könnten. Ordentliches Geld für ordentliche Arbeit, statt ehrenamtlichem Sklavendienst.
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