Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

73. CSU-Parteitag: Seehofer gibt den Europäer - doch die CSU bejubelt Gauweiler

73. CSU-Parteitag

Seehofer gibt den Europäer - doch die CSU bejubelt Gauweiler

    • |
    Der CSU-Bundestagabgeordnete Peter Gauweiler bei seiner Rede auf dem CSU-Parteitag.
Foto: Timm Schamberger/dapd
    Der CSU-Bundestagabgeordnete Peter Gauweiler bei seiner Rede auf dem CSU-Parteitag. Foto: Timm Schamberger/dapd Foto: Timm Schamberger

    Um 15.47 Uhr trat Horst Seehofer ans Mikrophon. Die Debatte des CSU-Parteitags über den künftigen europapolitischen Kurs lief noch nicht lange, da wollte der Deutschland ist unser Vaterland, Europa ist unsere Zukunft," zitierte Seehofer ein altes Wort von Franz Josef Strauß. So war es - und so soll es bleiben. Basta. Doch geht seine Partei da mit? Den längsten und leidenschaftlichsten Applaus in einer emotional geführten Debatte erhielt nicht Seehofer, sondern ausgerechnet der Euroskeptiker Peter Gauweiler.

    Europa beschäftigt die CSU

    Keine der Berliner Koalitionsparteien trat in den vergangenen Wochen der Eurokrise schärfer auf als die CSU. Seehofer und sein Generalsekretär Alexander Dobrindt gingen dabei voran, vor allem, indem sie immer wieder ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum ins Gespräch brachten. Doch einer aus der CSU setzte in der Eurodebatte noch festere Hiebe: Der bekennende Euro-Gegner Peter Gauweiler klagte vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Eurorettungsschirm, im Bundestag stimmte er gegen ihn. Nun will er auch noch CSU-Landesvorsitzender werden.

    Seehofer hatte schon vor dem Parteitag betont, dass eine Wahl Gauweilers in keinem Fall die Koordinaten der Europapolitik der CSU verändern werde. Und auch Seehofers ganze Rede zu dem Leitantrag wirkte dann so, als sei sie der Frage geschuldet, ob die CSU nun auf einen antieuropäischen Kurs umschwenkt. Seehofer wusste dies zu bestreiten: "Die CSU ist und bleibt eine Partei Europas", sagte er in seiner Rede mehrfach.

    Gauweiler erntet leidenschaftlichen Applaus

    Der Parteitag applaudierte Seehofer dafür höflich, aber nicht leidenschaftlich. Ganz anders dagegen verabschiedeten die CSU-Delegierten Gauweiler. Als der sprach, hing der ganze Saal förmlich an seinen Lippen. Gauweiler zeigte dabei all die Facetten, die seinen Ruf als exzellenter Redner begründen.

    So wandte sich Gauweiler mitten im Reden in einer kleinen Geste zu der riesigen Stellwand hin, die die Parteitagsstrategen in der Halle haben aufstellen lassen. "Auf Bayern kommt es an!" stand dort in großen Buchstaben geschrieben. Eine Steilvorlage für Gauweiler. "Wir müssen uns einbringen und hier für klare Verhältnisse sorgen", sagte er zur Aufgabe der CSU in Europa. Und dann stellte er es so dar, als würde er mit seiner Skepsis letztlich nur die alten Positionen der Bundeskanzlerin vertreten: Die habe schon vor fünfzehn Monaten gesagt, dass zur Not überschuldeten Ländern geraten werden müsse, den Euroraum zu verlassen. Im Nachhinein sei es schade, dass damals niemand auf die Kanzlerinl gehört habe - der Saal klatschte.

    So brillant Gauweiler sprach, so große Sorgen löste er bei manchen in seiner Partei aus. Manfred Weber, Chef des CSU-Bezirks Niederbayern und Europaabgeordneter, sagte in einer nicht minder leidenschaftlichen Rede, es könne passieren, "dass wir uns in eine Provinzpartei verwandeln". Die Euroskeptiker in der CSU würden das Gefühl vermitteln, "es wäre alles viel einfacher, wenn wir dieses Europa nicht hätten", schimpfte Weber. "Ich sage euch, dass wir dieses Gefühl nicht einreißen lassen dürfen."

    Bundeskanzlerin Merkel tritt als Gastrednerin auf

    Auch Weber bekam seinen Applaus. Und natürlich auch "Mister Euro" Theo Waigel, der mit leidenschaftlichen Worten um "seine" Währung kämpfte und vor allem daran erinnerte, dass die europäische Idee Frieden bedeute. Solche Sätze stehen auch in dem Leitantrag, den selbst Gauweiler immer wieder lobte und der am Ende einstimmig vom Parteitag verabschiedet wurde.

    Direkt nach der Debatte über den Euro trat als Gastrednerin Angela Merkel ans Mikrophon. Die CDU-Chefin gratulierte der CSU zu ihrem Beschluss, obwohl er Konfliktpotenzial mit der AFP/AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden