Jahrhundertregen und Dammbrüche: Grafiken zum Hochwasser in der Region
Manche Orte blieben knapp unter einem Jahrhunderthochwasser, andere lagen deutlich darüber, wieder andere stellen sich auf eine zweite Welle ein. Die Flut in Grafiken.
Seit dem Wochenende jagt eine Schreckensnachricht die nächste. Kleine Bäche schwellen zu Strömen an, Pegel an Flüssen steigen über den Stand eines Jahrhunderthochwassers hinaus, Dämme brechen und Wassermassen überfluten Ortschaften. So sieht die Situation seit Samstag in vielen Orten in Schwaben und Oberbayern aus. Wie sich das Hochwasser anbahnt und wie dramatisch es an einigen Orten verläuft, zeigen die folgenden Grafiken.
So viele Landkreise und Städte in Bayern haben den Katastrophenfall ausgerufen
Momentan haben fünfzehn Landkreise in Bayern den Katastrophenfall ausgerufen. Dazu kommen die Städte Regensburg und Straubing. Waren es zu Beginn des Wochenendes vor allem Landkreise am oberen Lauf der Donau, wie etwa Neu-Ulm und Günzburg, die den Katastrophenfall erklärten, kämpfen nun auch niederbayerische Kreise wie Straubing-Bogen oder das oberbayerische Rosenheim mit den Fluten. Er soll vor allem dabei helfen, die Einsatzkräfte schneller koordinieren zu können.
Steigende Pegel an der Schmutter: Fischach wird von einem Jahrhunderthochwasser getroffen
Wie schnell das Wasser an manchen Orten gekommen ist, zeigt das Beispiel Fischach. Durch den kleinen Ort im Landkreis Augsburg fließen zwei Flüsse: die Schmutter und die Neufnach. Ein Blick auf den Pegel der Schmutter von Freitagabend, 31. Mai, zeigt, wie rasant die Wassermenge angestiegen ist. Der Pegel fing schon in der Nacht auf Samstag an zu steigen und erreichte seinen Höhepunkt am Samstagmittag. Drei Meter hoch stand das Wasser, das sonst zwischen 30 und 50 Zentimeter misst. Inzwischen zieht sich das Wasser langsam wieder zurück – und das Ausmaß der Schäden wird deutlich.
Zweite Hochwasserwelle an der Donau in Günzburg
Auch Günzburg hat das Hochwasser getroffen – und das wohl gleich zwei Mal. Schon am Wochenende mussten Menschen wegen des Hochwassers ihre Häuser und Wohnungen in der Günzburger Unterstadt verlassen. Am Montag gab es dann aber statt einer Entwarnung eine neue Warnung. Denn auf Günzburg rollt eine zweite Welle zu. Nach Schätzungen des dortigen Landratsamtes könnte sie ähnlich hoch werden, wie jene am Sonntag.
Wie die Daten des Hochwassernachrichtendienstes zeigen, stieg das Wasser an der Günzmündung am Sonntag auf bis zu 4,20 Meter an, fiel dann wieder etwas ab und stieg am Montag erneut an – bislang allerdings noch nicht so stark wie am Sonntag. Normalerweise liegt der Pegel der Donau dort bei etwa 1,30 bis 1,50 Metern.
Jahrhunderthochwasser in Offingen: Mindel steigt auf über 5,40 Meter an
Für Offingen im Kreis Günzburg zeichnen die Pegelstände des Hochwassernachrichtendienstes ein ähnliches Bild wie für Günzburg. Der Wasserstand der Mindel stieg dort am Wochenende sogar über den Wert eines hundertjährlichen Hochwassers hinaus. Normalerweise ist der Fluss in Offingen etwa 2,30 Meter tief. Doch am Sonntag stieg er auf 5,43 Meter an. Bei dem Einsatz in den Fluten verschwand am Sonntag ein 22-jähriger Feuerwehrmann. Während das Wasser im Lauf des Montags leicht zurückging, stieg es am Abend wieder an.
Knapp unter dem Jahrhunderthochwasser: In Donauwörth bleibt der Pegel hoch
Das ganze Wochenende schauten auch Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Donauwörth im Kreis Donau-Ries bang auf die Pegelstände. Diese stiegen und stiegen und erreichten dann ab Montagabend einen Höhepunkt. Gesunken ist das Wasser seither nicht, im Gegenteil. Am Dienstagvormittag stieg es weiter an und erreichte einen Wasserstand von 5,67 Meter. Der Pegel liegt damit knapp unter einem hundertjährlichen Hochwasser, das einen Pegelstand von 5,80 Meter gehabt hätte. Normalerweise misst die Donau bei Donauwörth etwa 1,50 Meter bis zwei Meter.
Doch auch wenn der Pegel die Grenze des Jahrhunderthochwassers nicht überschritt, flutete das Wasser Ortsteile, schnitt Orte ab und überspülte einen Damm an der Zusam, einem Zufluss zur Donau.
Dammbrüche in Nordendorf, Anhausen und Breitenthal
Dass die Situation in kleinen Orten wie Nordendorf im Landkreis Augsburg, oder im Diedorfer Ortsteil Anhausen (Kreis Augsburg), so dramatisch werden konnte, liegt auch daran, dass dort Dämme gebrochen sind und ein Wehr überspült wurde. Doch nicht nur dort hielten Dämme und Wehre den Wassermassen nicht stand. Mehrere Dämme in der Region sind gebrochen.
Manche – etwa jener an der Zusam in Auchesheim, einem Stadtteil von Donauwörth – wurden überspült. Das heißt, sie waren zu niedrig und das Wasser schwappte darüber. Ob sie auch durchlässig geworden sind, muss sich erst noch zeigen. Wo genau die Dämme brachen und befürchtet wurde, sie könnten brechen, können Sie in unserer Karte ablesen. Tippen Sie auf ein Symbol, um mehr zu erfahren.
Niederschlagsmenge erreicht fast das Niveau von Jahrhundertregen
Dass Bäche und Flüsse überhaupt so viel Wasser geführt haben und führen, liegt vor allem an den großen Mengen Regen, die in den vergangenen Tagen gefallen sind. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht davon, dass an 20 bis 30 Messstationen in Süddeutschland so viel Regen gemessen worden sei, wie nur alle 50 oder alle 100 Jahre zu erwarten sei. Man könne deswegen vor allem rund um Augsburg von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, heißt es vom DWD. Die Daten seien aber noch vorläufig.
Was das für die Region heißt, ist in der Grafik verdeutlicht. Sie zeigt die Regenmengen vom 31. Mai – dem Tag mit dem meisten Regen. Und setzt sie in Bezug zum gesamten Mai des Vorjahres. Aus allen Messstationen in der Region sind diejenigen ausgewählt, an denen am Freitag der meiste Regen gemessen wurde. Die Niederschlagshöhe in mm lässt sich sehr leicht in Liter pro Quadratmeter umrechnen: Ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter pro Quadratmeter. Das heißt, in Sontheim im Allgäu sind am Freitag 140 Liter pro Quadratmeter gefallen, in Bad Wörishofen waren es 128 Liter und in Burgau im Kreis Günzburg fielen 85 Liter. (mit dpa)
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