München ist von Haus aus die Stadt der schönen jungen Frauen. Besonders schön waren die jungen Münchnerinnen Ende der Sixties, so eine sehr subjektive Einschätzung.
Nehmen wir einfach mal Uschi Glas und Uschi Obermaier, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die eine modisch gekleidet, bürgerlich und auf charmante Art zurückhaltend. „Nicht fummeln, Liebling“ hieß einer ihrer Filme. Die andere pfiff meist auf stilistisch angesagte Kleidung und ließ die Klamotten im Fotostudio einfach weg. Es war die Zeit des sexuellen Aufbruchs.
Von Zurückhaltung konnte bei Uschi Obermaier keine Rede sein. Die nahm mit, was die 68er-Szene so im Angebot hatte. Und das war das berühmte Schema „Sex, Drugs and Rock ‘n‘ Roll“.
Die Obermaier übernahm mühelos die Rolle der Sexgöttin während der Studentenrevolution in München und Berlin. Noch heute muss man den Klasslehrer bedauern, der uns im Abiturjahr an die Ludwig-Maximilians-Universität in München führte. Weil dort vor dem Brunnen Uschi Obermaier saß, umgeben von Erstsemestern mit Glubschaugen.
Uschi Obermaier hatte Affären mit Mick Jagger, Keith Richards und Jimi Hendrix
Woher rührt die Faszination dieser Frau, die späteren Generationen kein Begriff mehr ist? Zum einen, weil sie mehr, als sie das selbst vermutete, zu einem Symbol der sexuellen Befreiung wurde. Zum anderen, weil sie den drögen Männer-/Frauen-Kommunen klarmachte, dass sie der Star ist. Ein Star abseits des Mainstreams, der heute vor 70 Jahren in München mit einem Hüftschaden geboren wurde. Jahrelang musste Uschi eine Schiene tragen, damit ihre Beine gestreckt wurden. Da hatte sie noch keine Ahnung, dass sie als gelernte Fotoretuscheurin mal in Schwabing das Scheinwerferlicht genießen dürfte. Aber sie war zäh.
1968 war sie als Groupie mit der kultigen Münchner Underground-Band Amon Düül zugange. Bis der bizarre Student Rainer Langhans kam, mit dem die Obermaier in die politische Wohngemeinschaft der legendären „Kommune 1“ einzog. Wenn man so will, ein Vorzeigepaar der sexuellen Revolution.
Aber in den 60er Jahren galt die Bettenstudentin Uschi Obermaier als das teuerste Fotomodell Deutschlands und hielt die „Kommune 1“ mit ihren Jobs am Leben. Die besten Fotografen der Branche, wie Richard Avedon und Helmut Newton, standen auf sie. „Wilder Erdbeermund, der Busen bar, der Blick lasziv“, fand selbst die Basler Zeitung. Ungeachtet ihrer extensiven Drogenerfahrungen.
Ihre Affären mit Mick Jagger, Keith Richards und Jimi Hendrix sind Legende. „Ein Highlight in meinem Leben“ beschrieb Obermaier die Hahnenkämpfe zwischen den beiden Stones. Inzwischen lebt Uschi Obermaier, die sich damals nie für Politik interessiert hat, als US-Bürgerin im Großraum Los Angeles und arbeitet als Schmuckdesignerin. Ein Hippie-Traum in seiner Endphase.