Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

70. Geburtstag: Walter Mixa: Ein Bischof im Abseits

70. Geburtstag

Walter Mixa: Ein Bischof im Abseits

    • |
    In eigener Mission: Walter Mixa will wieder verstärkt präsent sein und sich für die Neuevangelisierung einsetzen.
    In eigener Mission: Walter Mixa will wieder verstärkt präsent sein und sich für die Neuevangelisierung einsetzen. Foto: Foto: dpa

    Zu seinem 70. Geburtstag am Montag (25. April) wollte sich Walter Mixa selbst beschenken - mit einem neuen Missionsfeld: Via Internet wollte sich der frühere Augsburger Bischof wieder in der Öffentlichkeit zu Wort melden und den Glauben verkünden. Der innerkirchliche Widerstand aber war groß: Die Freischaltung seiner Internetseite ist vorerst abgeblasen, und der Bischof begeht seinen runden Geburtstag im Wissen, dass viele in seiner Kirche ihn nicht mehr wollen.

    Immer wieder hatte der Bischof in den vergangenen Jahren für Wirbel gesorgt. Mixa profilierte sich über Jahre in der Öffentlichkeit als unermüdlicher Kämpfer für einen konservativen Katholizismus und fand durch provokante Zuspitzungen bundesweit Gehör. Interviews mit dem Kirchenmann waren begehrt, mehrfach war er Gast in den großen Polit-Talkshows. Mixa hatte prominente Gegner in Politik und Kirche, als Bischof wie auch als Seelsorger aber auch viele Anhänger unter konservativen Gläubigen.

    Als der Bischof im vergangenen Jahr wegen des Vorwurfs, in den 70er und 80er Jahren Heimkinder geschlagen zu haben, unter enormen öffentlichen Druck geriet, waren es Spitzenvertreter der Deutschen Bischofskonferenz, die den Mitbruder zum Rückzug drängten. Am 8. Mai nahm Papst Benedikt XVI. Mixas Rücktrittsgesuch an. Nach einem Gespräch mit dem Papst im Juli verordnete ihm der Vatikan, sich zu "einer Zeit des Schweigens, der Sammlung und des Gebets zurückzuziehen".

    Voller Tatendrang

    Darüber, wie lange diese Zeit dauern soll, gehen die Meinungen auseinander. Mitte Januar überraschte der Gewaltpräventionsberater Michael Stahl aus dem baden-württembergischen Bopfingen mit der Nachricht, zusammen mit Mixa auf Vortragsreise zu gehen: Der Bischof sei "voller Tatendrang" und habe "einfach diese Sehnsucht", den Menschen von der Liebe Gottes zu berichten.

     Auch an einem neuen Buch Stahls sollte Mixa mitarbeiten. Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa stellte damals umgehend klar, die Zeit des Schweigens sei für seinen Vorgänger "noch nicht zu Ende". Um Mixas Vorträgspläne wurde es schnell völlig still. Der katholische Internetdienst Kath.net meldete seinerzeit, es gebe "hochrangige Kirchenkreise in Deutschland, die Mixa dazu bewegen möchten, dass dieser zumindest bis zum kommenden Papstbesuch keine öffentlichen Reden abhält". Ex-Bodyguard Stahl gibt sich drei Monate nach seiner großspurigen Ankündigung sehr wortkarg: Nein, das Buchprojekt mit Mixa sei nicht mehr aktuell, sagt er knapp ins Telefon und fügt hinzu: "Ich möchte auch zu dem Thema nichts mehr sagen."

    Engagement im Internet

    Vergangene Woche dann kündigte Mixa in einem Interview an, mit einer eigenen Homepage und in sozialen Netzwerken vor allem junge Menschen ansprechen und für den Glauben gewinnen zu wollen. Wieder reagierte die Kirche ablehnend: Das Bistum Eichstätt, auf dessen Gebiet der 69-Jährige lebt, zeigte sich "überrascht": "Die Verunsicherungen, die durch die Äußerungen von Bischof Mixa entstanden sind, werden mit Besorgnis wahrgenommen", teilte die Diözese mit.

    Und Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp sagte dem Kölner Domradio: "Ich frage mich nur ernsthaft, ob eine Zeit des Schweigens und der Besinnung nach weniger als einem Jahr wirklich schon vorbei ist und wer eigentlich diese Zeiträume definiert." Wenige Tage später verschwand das Bischof-Mixa-Logo von der Internetseite (bischof-mixa.de). Stattdessen ist dort nun zu lesen: "Die Reaktionen auf die geplante Freischaltung dieser Internetpräsenz waren dergestalt, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Freigabe für das Anliegen der Glaubensverkündung wenig hilfreich zu sein scheint."

    "Zeit des Schweigens beendet"

    Zwar bestreitet Mixa, dass auf ihn innerkirchlicher Druck ausgeübt worden sei. In Kirchenkreisen ist aber durchaus zu hören, dass es erhebliche Widerstände gegen sein Comeback gebe. Trotzdem will Mixa an seinen Internetplänen grundsätzlich festhalten. Sie seien nur aufgeschoben, sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Er wolle direkten Kontakt mit dem Vatikan aufnehmen, das Projekt besprechen und zu einem "idealeren Zeitpunkt" starten. Auch mit seinem Wohnsitzbischof müsse er das natürlich besprechen. Jedenfalls hält Mixa seine "Zeit des Schweigens" nach einem Jahr für beendet: "Denn es kann ja kein Priester und schon gar nicht ein Bischof schweigen, wenn es um die Weitergabe des Glaubens geht."

    Seinen 70. Geburtstags feiert er am Montagnachmittag mit einem Dankgottesdienst in der Wallfahrtskirche Maria Brünnlein im schwäbischen Wemding. Anschließend will er mit rund 150 geladenen Gästen in der Wallfahrtsgaststätte noch etwas beisammensitzen. Ein Geschenk immerhin kann Mixa sich und seinen Anhängern zum 70. Geburtstag machen: Im Aachener MM Verlag erscheint demnächst ein neues Buch des Alt-Bischofs mit dem Titel "Gott begegnen. Reise durch das Kirchenjahr". Mixa selbst verschickte am Donnerstag eine Mail, um auf die "mir sehr am Herzen liegende Neuerscheinung zu meinem 70. Geburtstag" hinzuweisen. dapd-bay

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden