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Tafeln im Kreis Augsburg müssen mit weniger Lebensmitteln auskommen
![Viele Tafeln erleben einen größeren Ansturm, gleichzeitig werden weniger Lebensmittel gespendet. Viele Tafeln erleben einen größeren Ansturm, gleichzeitig werden weniger Lebensmittel gespendet.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Immer mehr Menschen kommen zu den Tafeln im Augsburger Land. Gleichzeitig erhalten die Hilfsorganisationen nicht mehr so viele Spenden wie früher.
Viele Tafeln im Landkreis Augsburg stehen vor einer neuen Herausforderung: Inflation, steigende Preise und die Versorgung von Kriegsflüchtlingen haben Folgen für die Hilfsorganisationen. Bedürftige konnten an den Tischen vieler Tafeln bis vor Kurzem noch wählen, welche Lebensmittel sie aus den Kisten gerne haben wollen. Doch das ist inzwischen anders.
Peter Reidel, Tafel-Chef in Fischach, muss steuernd bei der Verteilung eingreifen. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Alleinstehender statt drei Joghurts nur noch einen bekommt. Gründe dafür gibt es mehrere. "Insgesamt ist bei uns in den vergangenen Wochen die Menge der Lebensmittel knapp", berichtet Reidel, der die Tafel für die Menschen in den Stauden initiiert hat. Er müsse an den einzelnen Kunden etwas weniger Essen ausgeben, als er gerne möchte, bedauert der Fischacher. Glücklicherweise habe die Tafel zu Weihnachten Ölflaschen und Mehlpackungen geschenkt bekommen.
Tafeln im Kreis Augsburg haben weniger haltbare Lebensmittel als sonst
Auch in Schwabmünchen wird ein Rückgang an Lebensmitteln festgestellt. "Wir haben weniger als sonst. Aber es geht niemand leer aus", sagt Andreas Claus von der Schwabmünchner Tafel. Der Vorsitzende des Caritas-Verbands Schwabmünchen und Umgebung erklärt: "Es muss darauf geachtet werden, dass die Mengen zu den Haushalten passen, aber die Kunden können sich immer noch aussuchen, was sie gerne hätten." Vorräte an lang haltbaren Lebensmitteln seien wegen der Pandemie nicht so gefüllt. "Früher haben wir ganze Paletten Nudeln und Mehl geschenkt bekommen. Das ist im Moment undenkbar", sagt Claus.
Die Schwabmünchner Tafel versucht, mehr Waren zu organisieren, indem die Helfer unter anderem Bäckereien häufiger anfahren als früher. Das Team der Ausgabestelle auf dem Lechfeld hatte jüngst über Soziale Medien zu privaten Spenden aufgerufen. Die Tafel in Königsbrunn kauft derzeit Lebensmittel zu und hat Lebensmittel-Pakete vorbereitet, um Flüchtlinge zu versorgen. Trotz erhöhtem Bedarf und geringen Vorräten könnten die Menschen versorgt werden. "Wir bekommen weniger frische Ware, aber wir haben eine gute Anbindung hier an viele Supermärkte", berichtet der Geschäftsführer des Caritas-Verbands für Stadt und Landkreis Augsburg, Dr. Walter Semsch.
Andrang bei der Tafel in Königsbrunn ist größer als sonst
Die Tafel Königsbrunn versorgt derzeit zwischen 400 und 500 Menschen pro Woche. "Der Andrang war riesig, aber wir haben es geschafft", erinnert sich Semsch. "Wir erleben auch einen Ansturm auf die Kleiderkammern. Manche wenden sich an die Schuldenberatung, weil sie Probleme haben, ihre Miete zu bezahlen", so Semsch. Wie sich die Situation weiterentwickelt, ist unklar. "Eine langfristige Prognose ist schwer. Gerade die Umstände des Krieges können schnell Veränderungen bringen", sagt Semsch. "Wir sind gespannt auf die Entwicklung in den nächsten Wochen und brauchen in jedem Fall weitere Spenden." Auch auf der Homepage der Königsbrunn wird wegen des Zulaufs um zusätzliche Spenden gebeten.
Immer mehr Rentner haben kaum noch Geld
Peter Reidel von der Fischacher Tafel hat eine klare Meinung zur wachsenden Anzahl von Rentnern, die Hilfe benötigen. Gerade älteren Menschen reiche das Geld im Monat zunehmend nicht mehr. Reidel sagt: "Das ist eine Schande in unserem Land." Rentner, die viele Jahre gearbeitet haben, hätten es nicht verdient, im Alter am Hungertuch zu nagen, kritisiert Reidel. Pro Woche kommen nach dem Eindruck von Reidel drei bis vier neue Kunden dazu. Die meisten von ihnen versorgen eine ganze Familie.
Das bedeutet: Die Zahl der Bedürftigen in den Stauden liegt deutlich höher. Obwohl die Unterstützung im ländlichen Raum "sehr, sehr groß" sei, bereitet eine Frage Reidel inzwischen jede Woche so einiges Kopfzerbrechen: Werden die Lebensmittel bei der nächsten Ausgabe reichen? Eine ungute Vorstellung für den 71-Jährigen ist es, dass die Ware irgendwann so knapp wird, dass die Menschen nur noch vorgepackte Tüten mit nach Hause nehmen dürfen. Doch es gibt für Reidel noch eine schlimmere Befürchtung: Dass er eines Tages Leute sogar abweisen muss. Die Bayreuther Tafel hat beispielsweise vor wenigen Tagen beschlossen, dass keine Neukunden mehr versorgt werden können.
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