In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Mittwoch ein weiterer Abschiebeflug aus Deutschland eingetroffen. 37 Männer sind am Dienstagabend vom Flughafen München aus nach Afghanistan zurückgeführt worden, teilte das Bayerische Landesamt für Asyl und Rückführungen mit.
Die Männer kamen aus verschiedenen Bundesländern. Aus Bayern wurden zwölf Personen abgeschoben. Sieben der Männer kamen direkt aus der Straf- beziehungsweise Abschiebehaft an den Flughafen. Fünf von ihnen haben sich in Deutschland wegen sexuellem Missbrauch von Kindern, Körperverletzung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz strafbar gemacht.
Es war die 31. Sammelabschiebung seit Dezember 2016
An der Abschiebung beteiligten sich zudem Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen. Es war die 31. Sammelabschiebung seit Dezember 2016. Damit haben Bund und Länder 837 Männer nach Afghanistan zurückgebracht.
Im Jahr 2019 wurden 361 Männer nach Afghanistan zurückgebracht, 2018 waren es 284. Pro Flug waren dies im Durchschnitt 33 beziehungsweise 26 Männer. Laut afghanischem Flüchtlingsministerium ist mit Deutschland eine Obergrenze von 50 Passagieren pro Abschiebeflug vereinbart. Üblicherweise landet jeden Monat ein Flug in Kabul.
Angela Merkel: Abschiebungen sind ohne Einschränkung möglich
Die Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel bestätigten laut Mitteilung, dass Abschiebungen nach Afghanistan ohne Einschränkung vollzogen werden können. Vor der Abschiebung werde von den zuständigen Ausländerbehörden geprüft, ob die Personen besondere Integrationsleistungen erbracht hätten.
Im Vorjahr waren in Afghanistan auch erneut wieder mehr Menschen innerhalb des Landes vor Kämpfen und Gefechten aus ihren Dörfern und Städten geflohen. UN-Angaben zufolge stieg die Zahl der Binnenflüchtlinge 2019 im Vergleich zum Vorjahr um rund elf Prozent auf mehr als 426.000 Menschen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte in ihrem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht die "verheerenden" Folgen des Konflikts für Zivilisten. "Im Zuge der anhaltenden Kämpfe haben alle Konfliktparteien in Afghanistan das Kriegsrecht offen missachtet und entsetzlichen zivilen Schaden angerichtet", wird Patricia Gossman, stellvertretende Asien-Direktorin bei Human Rights Watch, in einer Aussendung zitiert. (AZ/dpa)