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25 Jahre Tatort München: Michael Fitz: "Die Leute werden inzwischen mit Tatorten zugemüllt"

25 Jahre Tatort München

Michael Fitz: "Die Leute werden inzwischen mit Tatorten zugemüllt"

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    Schauspieler und Musiker Michael Fitz tritt seit etlichen Jahren lieber bei seinen Konzerten auf, als beim Tatort zu ermitteln.
    Schauspieler und Musiker Michael Fitz tritt seit etlichen Jahren lieber bei seinen Konzerten auf, als beim Tatort zu ermitteln. Foto: Janine Guldener, privat

    Herr Fitz, wann haben Sie Ihre Ex-Kollegen aus dem Münchner Tatort, Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl das letzte Mal getroffen?

    Fitz: Erst vor einigen Wochen zur 25 Jahre-Jubiläumsfeier im Sendlinger Tor-Kino in München. Da habe ich den Kollegen gratuliert. Ansonsten haben wir wenig Kontakt. Gelegentlich schreiben wir uns oder telefonieren mal. Ich weiß nicht, ob wir dieses Jahr unser gemeinsames Benefizkonzert vor Weihnachten gestemmt bekommen. Die Jungs sind so in ihr Jubiläumsjahr eingebunden.

    Haben Sie Ihren Ausstieg beim Münchner Tatort irgendwann einmal bereut?

    Fitz: Nein. Nach 17 Jahren hatte ich gemerkt, dass es sich langsam wiederholt. Die Gags, die Geschichten um Carlo Menzinger ... Dann tut man gut daran, etwas anderes zu machen. Es war ja auch für mich und den Sender ein langer Abschied, der sich über drei oder vier Jahre zog. Das Publikum empfindet das natürlich anders.

    Gefiel Ihnen die Figur des Carlo?

    Fitz: Mir hat die Rolle sehr gut gefallen. Ich war ja lange Jahre der Assistent der beiden Kommissare. Eine Stelle, die es bei der Polizei in der Realität gar nicht gibt. Wenn Carlo auftrat, wusste man, dass es nach 10 Sekunden etwas zu Lachen gibt. Irgendwann wurde ich endlich Oberkommissar - über den zweiten Bildungsweg quasi. Der Carlos war im Tatort ja nie eine Hauptfigur, sondern ein Side-Kick. Allerdings eine ausgesprochen dankbare Nebenfigur. Das war natürlich toll.

    Man kennt Sie aber nicht nur aus dem Tatort ...

    Fitz: Allein vom Tatort konnte ich nie leben. Die Kollegen, die seit 25 Jahren 60 Drehtage im Jahr haben, können das. Das reicht, um gut leben zu können. Ich habe viele andere Filme und Serien gedreht und nebenbei immer auch Tatort gemacht. Das war eine Phase, in die ich nicht mehr zurück wollen würde. Bei 120 Tagen heftigem Seriendreh im Jahr bekommt man einen Tunnelblick. Man laugt aus. Wobei - jetzt spiele ich rund 120 Konzerte im Jahr. Ob das besser ist ... (lacht)

    Haben Sie als Musiker auch Druck?

    Fitz: Für meine neue CD habe ich bei jedem Song herumprobiert. Es macht Spaß die Klangwelt zu erforschen. Wichtig ist das Ergebnis und nicht die Tatsache, dass man einen Termin einhält. Natürlich braucht es  auch eine gewisse innere Disziplin. Die lernt man als Freiberufler. Man muss sich auf sich selbst verlassen können.

    Können Sie sich denn auf Michael Fitz verlassen?

    Fitz: Klar. Ich bin ja kein Jungspund mehr, dem dauernd andere Sachen durch den Kopf schießen. Ich bin zielgerichtet und mache meine Musik gerne.

    Was ist das Besondere an Ihrer neuen CD "Des bin I"?

    Fitz: Es ist, wie ja der Titel auch schon sagt, ein sehr persönliches Album. Ich habe diesmal alles selber gemacht, auf Fremdmusiker verzichtet und alles selber eingespielt, eingesungen und aufgenommen. Ein kleines Gitarren-Orchester ist das. Alles was traditionell andere Instrumente machen würden, wurde durch Gitarren ersetzt.

    Inwieweit ist Ihre TV-Bekanntheit für Ihre Konzerte nützlich?

    Fitz: Der Promi-Bonus kommt mir da schon zugute. Wäre ich ein namentlich unbekannter Musiker, hätte ich oft maximal halb so viele Leute im Publikum. Die Leute kennen mich einfach aus der Glotze. Viele interessieren sich für den Carlo aus dem Tatort, wollen sehen wie der so aus der Nähe ist. Das ist ein großes Geschenk, aber ich muss auf den Konzerten natürlich auch etwas daraus machen, sonst kommen die Menschen nicht wieder.

    Schauen Sie sich den Tatort im Fernsehen an?

    Fitz: Es gibt so viele. Welchen soll ich denn anschauen? Ich finde, die Leute werden inzwischen mit Tatorten zugemüllt. Zusätzlich laufen dauernd Wiederholungen. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut tut. Außerdem, braucht man einen Tatort aus Hamburg, wo es in einem Fall gefühlte 25 Leichen gibt? Eigentlich schade. Die Marke Tatort lieferte ja mal ein wesentlich differenziertes und vielleicht subtileres Bild. Inzwischen nicht mehr.

    Was meinen Sie mit dem differenziertem Bild?

    Fitz: Die Tatorte früher waren lange Jahre so etwas wie ein künstlerisches Aushängeschild der ARD-Anstalten. Eine letzte Bastion, wo man fürs Fernsehen noch richtig gute Leute gute Stoffe hat verwerten lassen. Der Münchner Tatort war da jahrelang ganz vorne dran und hat nicht zuletzt deshalb jede Menge Preise eingefahren.

    Kritik am Münchner Tatort?

    Fitz: Ich fand die Kollegen bei dem Jubiläumstatort jetzt sehr gut.  Es ging da ja um Fehler dieser beiden erfahrenen Ermittler, die sie dann sehr überzeugend wieder ausgebügelt haben. Aber vermutlich werden auch meine beiden Kollegen nun nach 25 Dienstjahren früher oder später ans Aufhören denken müssen.

    Was machen Sie jetzt gerade?

    Fitz: Noch sitze ich in der Sonne. Aber ich muss jetzt meine Sachen packen. Ich fahre nachher auf eine zehntägige Konzerttour bis nach Lübeck.

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