Kaum im Amt, muss Joti Chatzialexiou beim 1. FC Nürnberg auch schon eine erste ganz wichtige Personalentscheidung treffen. Bei seiner Vorstellung als neuer Sportvorstand verkündete der 48-Jährige am Montag im Max-Morlock-Stadion, dass Cristian Fiél den "Club" nach nur einem Jahr als Cheftrainer vorzeitig verlässt - allen Anzeichen nach Richtung Zweitliga-Konkurrent Hertha BSC.
Der nach zwei Jahrzehnten beim DFB in den Vereinsfußball wechselnden Chatzialexiou wäre zwar gerne mit Fiél in die kommende Saison gegangen, wie er sagte. Aber er kämpfte in einem persönlichen Gespräch mit Fiél am Sonntag nicht mehr groß um den 44-Jährigen.
"Cristian sucht eine neue Herausforderung und möchte zukünftig bei einem anderen Verein arbeiten. Das ist in Ordnung. Ich habe das ja auch gemacht. Wie sagt man: Reisende soll man ziehen lassen", sagte der Nachfolger von Dieter Hecking auf dem wichtigen Posten des sportlich Verantwortlichen beim FCN.
Aufsichtsratschef Peter Meier verdeutlichte, dass Fiéls neuer Verein eine Ablösesumme an den "Club" wird überweisen müssen. Das sei "üblicherweise" so bei einem laufenden Vertrag. Und Meier vertraut Chatzialexiou bei der Trainersuche: "Er packt voll und ganz an."
"Ich suche keinen Fiél 2.0"
Der Deutsch-Grieche, der beim DFB zuletzt als Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften tätig war, wollte ganz bewusst "raus aus meiner Komfortzone" und rein ins Profigeschäft, das beim Traditionsclub 1. FC Nürnberg stets herausfordernd ist. Die Trainersuche nimmt der Macher entschlossen an: "Wir haben Klarheit! Jetzt müssen wir nach vorne schauen und eine gute Lösung finden für die Zukunft." Der FCN-Spielstil unter Fiél gefiel Chatzialexiou, trotzdem sagte er: "Ich suche keinen Fiél 2.0. Jeder Trainer soll seinen Stil einbringen."
Fiél gelang es in der vergangenen Saison, das FCN-Team zu verjüngen. Er entwickelte einen aktiven, attraktiven Spielstil. Doch die Rückrunde hielt nicht, was die Hinrunde versprach. Am Ende stand Platz zwölf, der "Club" zitterte mal wieder lange.
Chatzialexiou hat bereits "eine Liste mit Menschen, die ich mir gut vorstellen kann. Ich habe Dinge im Kopf." Als Orientierungshilfe dient der Fußball, den er zur "Benchmark" für die Ausrichtung des FCN erklärte. "Mannschaften wie St. Pauli, Leverkusen, Stuttgart, die alle mit einem ähnlichen Spielstil erfolgreich sind. Das ist die Ausrichtung für die Zukunft", sagte der Mann, der sich selbst als "ehrgeizig und ambitioniert" beschreibt.
Fabian Hürzeler führte gerade den FC St. Pauli in die Bundesliga. Den heute 31-Jährigen holte Chatzialexiou einst vom oberbayrischen Dorfclub FC Pipinsried zum DFB. Ebenso Ex-Profi Sandro Wagner, der jetzt als Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann ist.
Klares Ziel: Irgendwann in der Bundesliga landen
Ein Kandidat könnte Christian Eichner (41) sein, der den Karlsruher SC in der abgelaufenen Saison auf Platz fünf der 2. Liga führte, aber noch bis 2025 bei den Badenern unter Vertrag steht - mit Ausstiegsklausel. Chatzialexiou hielt sich öffentlich alle Optionen offen: "Vielleicht wird es eine mutige Entscheidung, vielleicht ein alter Hase."
Nach dem Stillstand unter Hecking will er nach fünf durchwachsenen Zweitliga-Jahren vieles entwickeln und strategisch gestalten. Das Wort Aufstieg vermied Chatzialexiou aber. "Der Club hat das Potenzial, zu den besten 25 Mannschaften in Deutschland zu zählen", sagte er stattdessen. Das heißt übersetzt mindestens Platz sieben in der 2. Liga: "Wir nehmen Anlauf, um irgendwann in der Bundesliga zu landen."
Kaderplanung: Klare Achse, drum herum Talente
Zur Trainerfindung gehört die Kaderplanung. Chatzialexiou will "Stimuli in die Mannschaft einbringen". Ihm schwebt "eine gute Achse mit zwei, drei Führungsspielern" vor. Um diese herum sollen neue Talente wie der zu Eintracht Frankfurt wechselnde Topscorer Can Uzun wachsen. "Das sind Herausforderungen, da muss man anpacken", sagte Chatzialexiou.
Am Montag schloss sich für ihn "ein Kreis". Denn nur wenige Stunden nach seiner FCN-Vorstellung wollte der langjährige DFB-Mitarbeiter am Montagabend im Max-Morlock-Stadion beim EM-Testspiel der Nationalelf gegen die Ukraine live dabei sein.
(Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa)