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100 Jahre Freistaat: Wie ein ganzer Flughafen in nur einer Nacht umzog

100 Jahre Freistaat

Wie ein ganzer Flughafen in nur einer Nacht umzog

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    1600 Lastwagen waren 1992 im Einsatz, um den Flughafen München Riem in nur einer Nacht ins Erdinger Moos umzuziehen.
    1600 Lastwagen waren 1992 im Einsatz, um den Flughafen München Riem in nur einer Nacht ins Erdinger Moos umzuziehen. Foto: Augstein, dpa

    Am Ende drängelte sich eine Maschine der Charterfluggesellschaft Aero Lloyd vor. Sie hatte auf dem Weg von Izmir nach München entweder einen guten Jetstream erwischt – oder tüchtig Gas gegeben. Denn eigentlich war die erste Landung auf dem neuen Münchner Flughafen im Erdinger Moos genauso generalstabsmäßig geplant wie der gesamte Umzug des Airports. Mit einer spektakulären Doppellandung der Lufthansa-Maschinen „Erding“ und „Freising“ auf beiden Startbahnen sollte der Flughafen „Franz Josef Strauß“ offiziell in Betrieb gehen. Doch der Urlauber-Jet aus der Türkei setzte fünf Minuten früher auf – um 4.55 Uhr. Und in München-Riem – immerhin 52 Jahre lang Verkehrsflughafen und einst modernster Airport Europas – gingen die Lichter aus.

    Es war der größte Umzug der europäischen Fluggeschichte, als in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1992 ein ganzer Flughafen durch München wanderte. 16 Stunden lang und 40 Kilometer weit waren 1600 Lastwagen und Schwertransporter, 5000 Helfer und 80 Speditionen unterwegs, um Gepäckwagen, Fluggasttreppen, Schlepper und hunderte von Kartons umzuziehen. Der neue Flughafen MUC II hatte über acht Milliarden Mark gekostet – da konnte man nicht auch noch alles neu kaufen. Manche der Gegenstände sind übrigens heute noch in Betrieb.

    Es klappte alles wie am Schnürchen, Umzug und Inbetriebnahme waren logistische Meisterleistungen. Dafür werden die Münchner noch heute von anderen Flughäfen angerufen und um Rat gefragt – wie kürzlich aus Bangkok. „Die 16 heißen Stunden“, schrieb unser Korrespondent damals, „waren für die Beobachter kaum aufregender als der Umzug von Nachbar Müller ins Eigenheim mit Gärtchen“. Und: „Das war das wohl fadeste Großereignis des Jahrhunderts.“

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