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100 Jahre Freistaat: Bayerischer Traditionssport am Stammtisch

100 Jahre Freistaat

Bayerischer Traditionssport am Stammtisch

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    Fingerhakeln ist Männersache – auch in jungem Alter.
    Fingerhakeln ist Männersache – auch in jungem Alter. Foto: Endlicher, dpa

    Der echte Bayer als solcher (also einer, dessen Familie seit mindestens drei Generationen im Freistaat lebt) ist kein Freund von schneller Veränderung und setzt sich schon gar nicht an die Spitze von Trends. Logisch ist also, dass bajuwarische Traditionssportarten nichts für zeitgeistige Leichtgewichte oder Laptopträger sind. Auch Frauen sind dabei bis heute eher nicht vorgesehen. Der Bayer mag es männlich – und handfest – gerade in den weiß-blauen Paradedisziplinen.

    Fingerhakeln ist eine intelligente Form des Armdrückens

    Die Nummer eins unter diesen Sportarten ist bis heute das Fingerhakeln. Dabei sitzen sich die Gegner an einem Tisch gegenüber, fädeln ihre Mittelfinger in eine Lederschlaufe und legen auf Kommando los. Man kann sagen, es ist eine individualisierte Form des Tauziehens: Mann gegen Mann, Finger gegen Finger. Die Redewendung „jemanden über den Tisch ziehen“ – in der Bedeutung: einen anderen listig besiegen – hat hier ihren Ursprung.

    Denn oft gewinnt nicht der Teilnehmer mit der meisten Kraft, sondern der mit der intelligenteren Technik. Aber Vorsicht, Fingerhakler! Leistenbruch, Blähhals und ein Kropf können die Folge sein, wenn dieser Sport zu intensiv betrieben wird. Eine andere Form solcher beliebter Männerduelle ist übrigens das ebenfalls Kraft erfordernde Armdrücken.

    US-amerikanisches Konsulat warnt vor Wirtshausschlägereien

    Geht es um eine regellose, archaische „Sportart“ des Draufhauens (gerne auch mit Maßkrügen), häufig in Folge einer Provokation, dann ist von der altbayerischen Wirtshau(s)-schlägerei die Rede. Dabei dreschen die Teilnehmer, bevorzugt im alkoholisierten Zustand, auf ihre Gegner ein.

    Mit dem Aussterben der Dorfwirtschaften wurde es allerdings um diese Sportart ruhiger. Anzumerken ist: Letztmals hat das US-amerikanische Konsulat im Jahr 2009 – nach einer wüsten Schlägerei in Garmisch-Partenkirchen – vor dem Besuch bayerischer Wirtschaften gewarnt.

    Maßkrugstemmen ist die friedlichste bayerische Sportart

    Deutlich friedlicher ist das Maßkrugstemmen. Es geht darum, so viele Einliterkrüge wie möglich mit Bier zu füllen und sie 40 Meter weit zu tragen. Wichtig ist: Man darf nichts verschütten. Niemand kann den Bayern hier das Wasser reichen, und auch der Weltrekord mit 29 gefüllten Krügen wird natürlich im Freistaat gehalten.

    Sollten Sie nun behaupten, dass es hierzulande auch noch andere typische Disziplinen wie etwa das Schuhplatteln gibt, ist anzumerken: Diese körperliche Betätigung absolviert der Bayer eher aus kultureller Verantwortung. Das Schuhplatteln, so eine Art rustikaler Tango für Trachtler, ist ein Tanz, bei dem der Bursche eine Maid umwirbt. Es zeichnet sich durch klatschende Handschläge auf Oberschenkel und Schuhe aus. Anders als beim Tango finden die Wettbewerbe jedoch ohne weibliche Beteiligung statt.

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