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100 Jahre Franz Josef Strauß: Opposition will Gedenkfeier für Franz Josef Strauß im Landtag boykottieren

100 Jahre Franz Josef Strauß

Opposition will Gedenkfeier für Franz Josef Strauß im Landtag boykottieren

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    Zu Lebzeiten umstritten, posthum von der eigenen Partei beinahe kultisch überhöht: Franz Josef Strauß.
    Zu Lebzeiten umstritten, posthum von der eigenen Partei beinahe kultisch überhöht: Franz Josef Strauß. Foto: Frank Mächler (dpa)

    Die Opposition im bayerischen Landtag will die offizielle Gedenkveranstaltung aus Anlass des 100. Geburtstages von Franz Josef Strauß geschlossen boykottieren. Nach einem Bericht des Münchner Merkur (Freitag) haben die Fraktionsspitzen von SPD, Freien Wählern und Grünen die Einladung von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ausgeschlagen. Der Staatsempfang soll am kommenden Freitag (4. September) im Anschluss an einen Festakt der

    SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher und die Spitzen-Grüne Margarete Bause werfen der CSU dem Bericht zufolge vor, mit der Ehrung von Strauß Geschichtsklitterung zu betreiben. Nach Ansicht von Rinderspacher wird der ehemalige Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende "völlig unangemessen monumentalisiert". Die Bilanz von Strauß sei unter anderem mit fragwürdigen Rüstungsgeschäften und mit der Spiegel-Affäre verbunden.

    CSU-Generalsekretär nennt Boykott von Strauß-Gedenken "armselig"

    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kritisierte die Pläne für ein Boykott der Gedenkfeier scharf. "Es ist armselig, wie die bayerische Opposition das staatliche Gedenken an einen langjährigen bayerischen Ministerpräsidenten missbraucht, um selbst mal wieder in den Medien aufzutauchen", sagte Scheuer am Freitag.

    Die zehn bayerischen Ministerpräsidenten seit 1945

    Das Amt des Ministerpräsidenten gibt es in Bayern seit 1919, der aktuelle Amtsinhaber Horst Seehofer ist der zehnte Regierungschef im Freistaat seit 1945.

    Laut bayerischer Verfassung leitet der Ministerpräsident die Staatsregierung, beruft ihre Mitglieder mit Zustimmung des Landtags und vertritt Bayern nach außen.

    Die Liste der bayerischen Ministerpräsidenten seit Ende des Zweiten Weltkriegs:

    Fritz Schäffer, Mai bis September 1945. Einsetzung als «temporary Minister-Präsident for Bavaria» durch die US-Militärregierung, aber bald wieder abgesetzt. Zum Zeitpunkt seiner Ernennung parteilos, später Mitgründer der CSU.

    Wilhelm Hoegner (SPD), September 1945 als Nachfolger Schäffers eingesetzt und bis Ende 1946 im Amt. Vater der bayerischen Verfassung. Zweite Amtszeit 1954 bis 1957 als Chef der bisher einzigen SPD-geführten Staatsregierung.

    Hans Ehard (CSU), 1946 bis 1954, zweite Amtszeit 1960 bis 1962. Bildete insgesamt viermal die Staatsregierung.

    Hanns Seidel (CSU), 1957 bis 1960, der erste und bislang einzige Ministerpräsident aus Unterfranken.

    Alfons Goppel (CSU), 1962 bis 1978. Mit 16 Jahren Amtszeit der bisherige Rekordhalter. Bildete bis 1978 eine Doppelspitze mit Franz Josef Strauß als CSU-Chef. In beider Amtszeit wurde die CSU zur beherrschenden politischen Kraft in Bayern.

    Franz Josef Strauß (CSU), 1978 bis 1988. Übernahm von Goppel auch das Ministerpräsidentenamt und stand damit bis zu seinem Tod allein an der Spitze. 1980 Unions-Kanzlerkandidat.

    Max Streibl (CSU), 1988 bis 1993, stürzte über die Amigo-Affäre.

    Edmund Stoiber (CSU), 1993 bis 2007, mit 14 Jahren die zweitlängste Amtszeit nach Goppel. Verfehlte 2002 als Unionskandidat ganz knapp das Kanzleramt. 2007 von der CSU gestürzt.

    Günther Beckstein (CSU), 2007 bis 2008. Musste nach nur einem Jahr zurücktreten, weil die CSU bei der Landtagswahl 2008 die absolute Mehrheit verloren hatte.

    Horst Seehofer (CSU), Ministerpräsident seit 2008. Wollte eigentlich nur CSU-Chef werden und nicht Ministerpräsident, von der CSU 2008 als Retter in der Not aus Berlin nach München gerufen.

    Behauptet inzwischen ebenso wie sein Vorbild Strauß, dass der bayerische Ministerpräsident das schönste Amt der Welt sei.

    SPD, Freien Wählern und Grünen warf er "absurde Verzerrungen" vor. Er fügte an die Adresse von Rinderspacher hinzu: "Rinderspacher bestätigt mit seinem unwürdigen Verhalten jedes Urteil von Strauß über die Bayern-SPD!" AZ/dpa

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