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100. Geburtstag von Audi: Horch, ein Audi!

100. Geburtstag von Audi

Horch, ein Audi!

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    Audi wird 100.
    Audi wird 100. Foto: dpa

    Ingolstadt Ein ganz normaler Tag an der Audi-Piazza am Rande von

    So viel Eleganz war hier nicht immer. Vor 20 Jahren standen an dieser Stelle alte Hallen und Büro-Holzcontainer, genannt die Baracken. Die dahinter aufsteigende, riesige Fassade der Fabrik war grau. Die meisten, die heute in Ingolstadt an dieser Stelle arbeiten, wissen es nur mehr vom Hörensagen, dass Audi bis in die 90er Jahre hinein kein Hochglanz-Unternehmen war, sondern eine zwar erfindungsfreudige, aber bisweilen vor dem Aus stehende Autoschmiede.

    Einer, der den heutigen Höhenflug fast von Anfang an miterlebte, ist der Leiter der Audi Tradition, Thomas Frank. Er kam 1991 als 35-Jähriger von BMW nach Ingolstadt und wurde ob dieser Entscheidung von den Münchner Kollegen "mitleidig belächelt". Für viele war ein Audi damals das Auto für "den Fahrer mit Hut", erzählt Frank. "Mein Büro befand sich im Cola-Gebäude", einer früheren Abfüll-Station des amerikanischen Getränke-Herstellers. Heute steht hier das Audi-Museum mit jährlich 170 000 Besuchern.

    Gerade einmal vier Modelle hatte die VW-Tochter damals: den Audi 80, den 100, das Coupé und den V8, einen aufgemotzten Audi 200, der aber durch geschicktes Marketing erfolgreich als Einstiegsmodell in die Luxusklasse verkauft wurde.

    2015 sollen es 42 Modelle sein. "Bis dahin, so verkündet Audi-Chef Rupert Stadler unbeirrt von allen Krisen, "wollen wir der erfolgreichste Premium-Hersteller sein." Einen Silberstreif am Horizont sieht er schon.

    Große Ziele. Sind sie angesichts der derzeitigen desolaten Lage des Automarktes wirklich machbar? "Audi ging immer gestärkt aus Unternehmenskrisen hervor", blickt Frank zurück. Auch diesmal sehen sich die Ingolstädter gut vorbereitet. "Wir sehen besser aus als der Rest der Premium-Hersteller", meint er selbstbewusst. Viele Autoexperten geben ihm recht.

    Und: Während bei Opel und anderen Herstellern die Beschäftigten um ihre Jobs fürchten, müssen Audi-Mitarbeiter keine Angst haben. Ein Beschäftigungspakt von Management und Gewerkschaft sichert die insgesamt rund 50 000 Arbeitsplätze - zumindest bis 2011.

    Einer, der den heutigen Erfolg letztendlich erst möglich machte, ist Ferdinand Piëch. Ohne ihn wären die Ingolstädter wohl heute noch ein unscheinbarer Ableger des großen Volkswagen-Konzerns.

    "Der Einschnitt lässt sich ziemlich genau datieren. Es war der Beginn der Quattro-Ära", bestätigt Frank. Der Neffe des legendären Konstrukteurs Ferry Porsche war ein findiger Entwickler und durchsetzungskräftiger Manager. Er krempelte die Ärmel hoch, kämpfte gegen alle Widerstände aus Wolfsburg für Audi und seine eigene Karriere. "Piëch hat revolutionäre Entscheidungen getroffen. Das machte seinen Genius aus", so Frank. Er habe Meilensteine gesetzt: Quattro-Allradantrieb, TDI-Diesel, Aluminium-Space-Frame, Fünfzylinder-Motoren - alles technische Erfindungen, die mehr oder weniger auf den heute umstrittenen Volkswagen-Patriarchen zurückgehen. Damals entstand auch der Kultslogan "Vorsprung durch Technik".

    Dann ging es Schlag auf Schlag. Mitte der 90er Jahre, praktisch über Nacht, spielten die Ingolstädter in der automobilen Champions League mit, holten gegenüber der Konkurrenz von Mercedes und BMW immer schneller auf. Piëch hatte inzwischen Volkswagen übernommen, rettete auch den Wolfsburger Konzern vor der drohenden Pleite und regierte überdies munter bei Audi mit, was seinen Nachfolgern meist weniger gefiel. Doch sie profitieren noch heute von Piëch, was gerne mal vergessen wird.

    Auch, dass die Audi-Geschichte insgesamt eine eher wechselhafte ist. 1909 von August Horch gegründet, wurde das Unternehmen schnell für Qualitätsautos und tolle technische Lösungen bekannt. Allerdings waren die Autos teuer und die Stückzahlen entsprechend gering: 1927 fertigte Audi nur 92 Fahrzeuge (heute peilt man eine knappe Million an). Zu wenig, um am Markt zu bestehen. Die Firma wurde von DKW übernommen. Die Weltwirtschaftskrise machte dem Erfolg diesmal einen Strich durch die Rechnung. 1932 die Erlösung: Die Marken Horch, Audi, DKW und die Auto-Sparte von Wanderer schlossen sich zur Auto Union zusammen - die Geburtsstunde der vier Ringe. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Auto Union ganz von vorne anfangen - in Ingolstadt. Das erste Fahrzeug, das produziert wurde, war der DKW-Schnell-Laster. 1964 kaufte Volkswagen die Auto Union - ein Glücksgriff. Heute trägt die sportliche Ingolstädter Tochter maßgeblich zum Gewinn des Wolfsburger Konzerns bei. Wie erfolgreich sie ist, zeigen die Gäste bei der morgigen Jubiläumsveranstaltung: von Bundeskanzlerin Angela Merkel bis zum Weltklasse-Pianisten Lang Lang. Gerade in diesen Zeiten wärmt sich die Politik gerne am Erfolg. Sogar eine Symphonie wurde komponiert. Der frühere Dschingis Khan Leslie Mandoki will sie am Donnerstag vor großem Publikum vorführen.

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