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Wohnen: Wie viel Energie spart ein Smart Home wirklich?

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Wie viel Energie spart ein Smart Home wirklich?

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    Ob automatisch oder manuell gesteuert: Die digitale Technik fürs Zuhause wird immer ausgefeilter.
    Ob automatisch oder manuell gesteuert: Die digitale Technik fürs Zuhause wird immer ausgefeilter. Foto: Franziska Gabbert, dpa

    Noch während man schläft, schaltet sich frühmorgens die Heizung im Badezimmer automatisch an. Nachdem der Rollladen das erste Tageslicht ins Schlafzimmer gelassen hat, heizen sich Küche und Wohnzimmer auf und der Wecker holt einen sanft aus den Träumen. Die Fenster des Schlafzimmers öffnen sich vollautomatisch und die Kaffeemaschine bereitet den ersten Cappuccino vor, damit man frisch in den Tag starten kann.

    Mit dieser Szenerie beschreibt der Energiekonzern Vattenfall auf seiner Website den morgendlichen Ablauf in gut ausgestatteten Smart Homes – ein Begriff, der für smarte Häuser und Wohnungen steht, in denen intelligente Technologien das übernehmen, was man früher mit der Hand gemacht hat.

    Die technischen Systeme im Smart Home also sollen die Wohn- und Lebensqualität verbessern. Die einzelnen Geräte und Installationen, wie automatisierte Rollläden oder die vollautomatische Regulierung von Licht und Heizung, nennt man Features. Ihre Vernetzung untereinander soll dazu beitragen, Komfort, Sicherheit und die Energieeffizienz im Haus zu verbessern. Es geht also um ein „schlaues Wohnen“. Aber was ist davon zu halten?

    Das Display zeigt den momentanen Energieverbrauch eines Smart Homes.
    Das Display zeigt den momentanen Energieverbrauch eines Smart Homes. Foto: Thalia Engel, dpa

    Das Verkaufsargument von Smart Homes ist der Komfort

    Laut Michael Müller sei das größte Verkaufsargument gegenüber Kundinnen und Kunden eindeutig der Komfort. Der Geschäftsführer von Elektrotechnik Waldemar Müller in Augsburg weist aber darauf hin, dass der Übergang zwischen Komfortansprüchen und dem Energieaspekt bei einigen Features eher fließend sei. Automatisierte Jalousien zum Beispiel sehe der Experte als die Einstiegselemente unter den Smart-Home-Features. „Sie schließen und öffnen sich in Abhängigkeit von Außen- und Innentemperatur automatisch und bieten somit hohen Komfort, sind aber in erster Linie auch nachhaltig“, so Müller.

    Gerade im Hinblick auf den Klimawandel und den eigenen ökologischen Fußabdruck ist die effizientere Nutzung von Energie für viele Menschen ein wichtiger Aspekt beim Einrichten eines Smart Homes. Vor allem in puncto Gas und Heizung werben viele Anbieter von Systemen zur Hausautomatisierung mit großem energetischen Einsparpotenzial gegenüber gewöhnlichen Wohnungen. Michael Krödel ist Inhaber des Instituts für Gebäudeautomation in Ottobrunn bei München und weiß, dass die versprochene Energieeffizienz mit Vorsicht zu genießen sei. Laut ihm liege das Einsparpotenzial in privaten Wohnräumen bei lediglich fünf bis maximal zehn Prozent.

    Das begründet Krödel damit, dass ein Einsparpotenzial an Energie nur gegeben sei, wenn das System es auch wirklich besser machen kann als der Mensch: „Zwar schaltet sich die Heizung von alleine ab und das Licht geht automatisch aus, aber wenn jemand ohne Gebäudeautomation sein Haus verlässt, dreht er ja auch die Heizung runter und knipst das Licht aus. Im privaten Bereich sind die Vorzüge von Smart Homes also vielmehr Komfort und Sicherheit als die Energieeffizienz“, erklärt Krödel. Anders verhalte es sich im gewerblichen Raum, wo in der Mittagspause viele Büros leer stehen, ohne dass sich jemand um das Licht oder die Heizung kümmert. Hier schätze Krödel das Einsparpotenzial mit etwa 20 Prozent deutlich höher ein.

    Smart-Home-Features: Kunden sollten überlegen, was sie wirklich brauchen

    Die Kosten, die beim Thema Smart Home auf Kunden zukommen, sind für Elektrotechniker Michael Müller immer eine Frage der Definition: „Oft sprechen Leute schon bei einem Kühlschrank, der mit dem Handy bedient werden kann, von einem Smart Home. Eigentlich beschreibt der Begriff aber eine Vernetzung vieler Features im gesamten Haus“, erklärt Müller. Aufgrund der vielen Möglichkeiten, Features miteinander zu kombinieren, lasse sich die preisliche Spannweite ihm zufolge nur schwer pauschalisieren. Grundsätzlich gingen kleinere Einrichtungen aber bei wenigen hundert Euro los – nach oben hin ist das Ende offen.

    Um in einem bezahlbaren Rahmen zu bleiben, kann es schon helfen, sich vorher zu überlegen, was man wirklich braucht und auf welche „Spielereien“ man auch verzichten kann. Michael Krödel ist der Überzeugung, dass man mit guter Beratung eine hohe Geldverschwendung vermeiden könne. Der Dozent des Lehrgangs Planer und Berater für Smart Building weist darauf hin, wie wichtig es sei, Leuten den Spiegel vorzuhalten und auch mal von gewissen Anschaffungen und Ausgaben abzuraten: „Wenn man sich ein Feature anschaut und feststellt, dass man es nicht unbedingt braucht, kann man diese Modewelle auch vorbeiziehen lassen. Wenn Leute mit wenig zufriedenzustellen sind, tut es vielleicht manchmal auch ein System aus dem Baumarkt“, erklärt der Experte.

    Schlussendlich muss jeder selbst wissen, ob der Kaffee morgens beim Betreten der Küche schon fertig sein soll oder man lieber selbst auf den Knopf drückt und dafür ein paar Sekunden Wartezeit in Kauf nimmt. Wer aber gerne mal vergisst, das Licht auszumachen und aus dem offenen Fenster heizt, sollte sich mit dem Thema Smart Home vielleicht mal beschäftigen.

    Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem Masterstudiengang Fachjournalismus der Hochschule Würzburg-Schweinfurt entstanden.

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