Kleine Häuser, die weniger Fläche und Material verbrauchen und so die Umwelt schonen, klingen gleichbedeutend mit nachhaltigem Wohnen. Doch ganz so einfach ist die Gleichung nicht.
Nachhaltigkeit ist zwar häufig ein hervorgehobener Aspekt der winzigen Häuser. Es ist aber ein höchst komplexes Konzept, wie aus einer Broschüre des Schleswig-Holsteinischen Innenministeriums hervorgeht. Dieses werde aus verschiedenen Perspektiven sehr unterschiedlich betrachtet. Drei Aspekte im Detail:
1. Energieeinsatz
Ein Tiny House benötigt laut dem Ministerium weniger Energie als ein großes Gebäude. Wenn dabei auf erneuerbare Energiequellen Wert gelegt wird sowie auf ökologische und ressourcenschonende Bau- und Dämmmaterialien, könne so ein kleines Haus einem konventionellen Eigenheim in puncto Nachhaltigkeit voraus sein.
Doch gerade große, mehrstöckige Gebäude hätten gegenüber den Tiny Houses den Vorteil, weniger Wärmeverluste zu haben. Dies liege an dem Verhältnis zwischen der Außenhülle des Gebäudes und dem umbauten Wohnraum. Darüber hinaus sei für größtmögliche Energieeffizienz auch dauerhaftes Wohnen von höchster Relevanz.
2. Flächenverbrauch
Als Argument für Tiny Houses wird auch gerne der geringe Grad der Bodenversiegelung vorgebracht. Denn die kleinen Häuser werden dem Ministerium zufolge meistens auf einem Streifen- oder Punktfundament aufgestellt. Das Haus selbst könne, wie zum Teil auch die Fundamente, zurückgebaut werden.
Dennoch könnten gerade große genutzte Grundstücke zu einer Zersiedelung beitragen. Die Eigenschaft der Tiny Houses, kleine Restflächen belegen zu können, sollte ihren Einsatz an Standorten in der Peripherie, also etwa Ortsrandlagen, deshalb eher zur Ausnahme machen, heißt es in der Broschüre.
Ein Potenzial mit Blick auf Nachhaltigkeit liegt stattdessen darin, dass Tiny Houses auf bereits versiegelten Flächen oder Brachflächen aufgestellt werden könnten.
3. Baumaterialien und Haltbarkeit
Ökologisch von Vorteil sei, dass Tiny Houses oftmals mit ressourcenschonenden Materialen gebaut werden. Ebenso könnten die Baustoffe beim Abbau sortenrein getrennt werden. Auch können nach Angaben des Ministeriums regionale Baustoffe wie Holz benutzt werden, was die Transportwege verkürzt.
Nachteilig sei, dass die verwendeten Materialen unter Umständen eine geringere Haltbarkeit hätten. So könnten häufig genutzte Einbauten aufgrund der kleinen Wohnfläche schneller abnutzen.
Was ist mit dem GEG?
"Damit Tiny Houses die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes erfüllen können, benötigen sie eine starke Dämmung. Die hierfür erforderliche Wanddicke geht von der Wohnfläche ab", schreibt das Ministerium. Im Einzelfall könnten Befreiungen von Vorschriften des GEG möglich sein, wenn die Ziele des GEG anders erreicht werden könnten. Darüber entscheide das zuständige Bauamt.
Sind Tiny Houses denn nun nachhaltig?
Tiny Houses können nicht per se als nachhaltig oder nicht betrachtet werden, so das Schleswig-Holsteinische Innenministerium. Es komme auf die spezifischen Parameter des jeweiligen Gebäudes und den Vergleich mit Alternativen an. Durch die richtige Nutzung könnten die kleinen Häuser aber durchaus eine nachhaltige Wohnform darstellen.
(dpa)