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Unwetter: So erfahren Sie, wie hoch die Starkregen-Gefahr bei Ihrem Haus ist

Unwetter

So erfahren Sie, wie hoch die Starkregen-Gefahr bei Ihrem Haus ist

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    Wer viel Geld in ein Eigenheim steckt, muss sich auch überlegen, wie er diese Investition absichert.
    Wer viel Geld in ein Eigenheim steckt, muss sich auch überlegen, wie er diese Investition absichert. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Die dramatischen Überschwemmungen durch Starkregen in Teilen Deutschlands haben Hausbesitzer in ganz Bayern aufgeschreckt. Was viele nicht wissen: Die Versicherer berechnen, wie hoch das Risiko für jedes einzelne Haus tatsächlich ist. Kunden können Auskunft bekommen. Kaum beachtet von der Öffentlichkeit hat die Versicherungswirtschaft drei sogenannte Starkregen-Gefährdungsklassen (SGK) im Frühjahr dieses Jahres eingeführt. Deutschlandweit besteht demnach für 11,8 Prozent aller Gebäude eine hohe Gefahr durch Starkregen (SGK 3). Eine mittlere Gefährdung liege bei 65,7 Prozent der Gebäude (SGK 2) vor. Für lediglich 22,5 Prozent wird eine geringere Gefährdung angenommen (SKG 1).

    „Eine geringe Gefährdung bedeutet jedoch nicht, dass hier kein Starkregenrisiko besteht. Unsere Statistiken zeigen: Starkregen kann überall, auch weit ab von Gewässern oder in Tallagen, zu Überschwemmungen führen und immense Schäden anrichten“, teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dazu mit. Das entspricht der Einschätzung der Verbraucherzentralen, die eine Versicherung des eigenen Hauses – unabhängig von dessen Lage – gegen Elementarschäden durch Starkregen, Hochwasser und andere Naturgefahren empfehlen.

    Starkregen-Risiko: Augsburg steht auf Rang 16 der Liste der 50 größten Städte

    „In welcher Risikoklasse sich ihr Wohngebäude befindet, können Verbraucher bei ihrem Versicherer erfragen“, so der GDV. Bayern liegt auf Platz 7 der Bundesländer mit besonders vielen hoch gefährdeten Gebäuden: 12,4 Prozent der Häuser sind in die höchste Gefährdungsklasse SGK 3 eingestuft. 66,8 Prozent unterliegen einer mittleren Gefahr (SGK 2), und nur 20,8 Prozent gelten als „geringer gefährdet“ (SGK 1).

    Laut GDV können die Versicherer die neuen Gefährdungsklassen für eine „individuelle Risikokalkulation“ und Beratung der Kunden nutzen. Die Risiko-Einstufungen für alle rund 22 Millionen Adressen in Deutschland erfolgen anhand der regionalen Intensität der Niederschläge sowie der Lage der einzelnen Häuser.

    Im GDV-Ranking der 50 einwohnerstärksten Städte steht Augsburg mit 6,8 Prozent hoch gefährdeter Gebäude (SGK 3) auf Rang 16. 67,3 Prozent der Häuser unterliegen einer mittleren und lediglich 25,8 Prozent einer geringeren Gefährdung. Zum Vergleich: In Wuppertal auf Rang 1 beträgt der SGK 3-Anteil 19,3 Prozent.

    Die neue Klassifizierung speziell für Starkregen ergänzt eine schon länger bestehende für Hochwasser-gefahren. Sie beruht auf einem Forschungsprojekt des GDV mit dem Deutschen Wetterdienst und dem Ingenieurbüro IAGW. „Wir wissen nun: Je tiefer ein Gebäude liegt, je länger das Wasser darin steht, desto höher ist der Schaden. Und wir können inzwischen für jedes Gebäude diese Gefährdung berechnen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

    Verbraucherzentralen raten zur Erweiterung der Wohngebäude-Police

    Tipp: Nach Eingabe ihrer Postleitzahl auf einer GDV-Internetseite bekommen Hausbesitzer angezeigt, wie hoch die Gefahr durch Hochwasser bei ihnen ist. Außerdem erfahren sie, wie hoch der teuerste Schaden durch Starkregen und durch Sturm/Hagel in ihrer Region in den letzten Jahren war und wie viele Schäden durch Naturgefahren es an Gebäuden in ihrem Bundesland 2019 gab (www.dieversicherer.de, Suchwort: Naturgefahren-Check).

    Wer nach einer genaueren Einschätzung der individuellen Gefahrenlage sucht, sollte gleich auch noch den Gebäudeschutz überprüfen: Die normale Wohngebäudeversicherung deckt zwar Schäden durch Sturm (ab Stärke 8), Hagel und Blitzschlag ab, nicht aber Elementarschäden durch Überschwemmungen und andere Naturgefahren. Deshalb raten die Verbraucherzentralen, die Wohngebäude-Police um eine Absicherung für Starkregen, Hochwasser, Erdrutsch und Erdabsenkung zu erweitern.

    In ganz Deutschland sind dem GDV zufolge derzeit nur 46 Prozent der Gebäude entsprechend abgesichert – in Bayern gerade einmal 38 Prozent. Es wird politisch diskutiert, eine Pflicht zum Abschluss einer Elementarschaden-Versicherung bundesweit einzuführen, was die Verbraucherzentralen unterstützen.

    War ein Haus schon einmal betroffen, ist kaum eine Versicherung zu bekommen

    Alles eine Preisfrage? Nach GDV-Angaben sind „in Deutschland gut 99 Prozent der Gebäude problemlos gegen Überschwemmungen und Starkregen versicherbar“. Allerdings können die Versicherer ihre Preise aufgrund der Risikokalkulation, die jetzt noch genauer möglich geworden ist, in jedem Einzelfall bestimmen. Ob sich der Eigentümer oder Mieter eines besonders gefährdeten Hauses die Konditionen leisten kann oder will, ist eine andere Frage.

    Nach den Erfahrungen des Bundes der Versicherten (BdV) müssen Hausbesitzer in Gebieten, die häufig von Elementarschäden betroffen sind, sehr hohe Prämien zahlen oder sie müssen hohe Selbstbeteiligungen in Kauf nehmen. War ein Gebäude schon einmal von einem Elementarschaden betroffen, „ist ein neuer Vertrag unter Umständen gar nicht mehr zu bekommen“, berichtet die Verbraucherorganisation. Wichtig: Wem mehrere Angebote vorliegen, der sollte die Preise vergleichen. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz spricht von „möglichen Preisunterschieden von bis zu 300 Prozent bei gleichen Leistungen“.

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