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Bauen und Wohnen: Der Genossenschaftsbau boomt in Bayern

Bauen und Wohnen

Der Genossenschaftsbau boomt in Bayern

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    Im Augsburger Sheridan-Park soll preiswerter Wohnraum entstehen.
    Im Augsburger Sheridan-Park soll preiswerter Wohnraum entstehen. Foto: Ulrich Wagner

    Junge Pärchen, Familien mit Kind oder ein Ehepaar aus Aichach, das sich für den Ruhestand eine Wohnung im Stadtgebiet wünscht: Die Lebensentwürfe der Mitglieder der Wogenau, einer Wohnbaugenossenschaft, die Anfang März in Augsburg gegründet wurde, könnten unterschiedlicher nicht sein. Und dennoch eint sie eines: der Wunsch nach bezahlbarem, fairem und sicherem Wohnraum.

    Mieten sind vor allem in Augsburg und München bis 2020 massiv angestiegen

    Dass dieser Wunsch heutzutage in bayerischen Großstädten wie München, Nürnberg oder Augsburg bei den meisten Menschen lange ein unerfüllter bleibt, ist keine Überraschung mehr: Mieten sind kaum zu bezahlen, neue Wohnungen auf dem Markt Mangelware. Zuletzt zeigte eine Studie des bayerischen Immobilienverbands: Obwohl sich der Markt in letzter Zeit wieder entspannt hat, sind Mieten in den Jahren zuvor enorm gestiegen: Zwischen 2015 und 2020 legten sie in Augsburg um 22 Prozent, in München um 18 Prozent zu.

    Am heutigen 3. Juli ist der Tag der Genossenschaften. Ein Anlass, um das Konzept der Wohnungsgenossenschaften genauer zu betrachten. Der Verband deutscher Wohnungsunternehmen (VdW) hat seit 2015 32 neue Genossenschaften alleine in Bayern aufgenommen. So viele wie in keinem anderen Bundesland. Tobias Straubinger, Sprecher des bayerischen VdW sagt: „Genossenschaften haben schon immer geboomt, wenn der Wohnungsmarkt besonders angespannt war.“ Nach dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg beispielsweise gab es große Gründungswellen.

    Vorteil: Kein Vermieter kann einem die Genossenschaftswohnung kündigen

    Durch die Corona-Krise hat die Bedeutung eines sicheren Zuhauses für viele Menschen noch größeren Wert bekommen, wie Straubinger beobachtet. „Der große Vorteil bei einer Genossenschaftswohnung ist: Man muss keine Sorge haben, dass der Vermieter Eigenbedarf anmeldet oder den Mietvertrag kündigt.“ Durch eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft, die mit einem finanziellen Beitrag verbunden ist, hat man Anspruch auf eine Wohnung. Das Angebot an freien und modernisierten Gebäuden für Genossenschaften ist jedoch nicht nur in Augsburg rar – deswegen müssen neue gebaut werden.

    Nach Ansicht des VdW liegt es mit in der Verantwortung der Kommunen, den genossenschaftlichen Wohnungsbau zu fördern. „Die Suche nach einem Baugrundstück ist schwer, vor allem, weil man als Genossenschaft sozial wirtschaftet und Grundstücke nicht zum Höchstpreis kaufen kann“, sagt Straubinger. In der angespannten Immobiliensituation sei es umso wichtiger, diese Wohnform zu fördern, denn: „Genossenschaftswohnungen dienen als Mietpreisbremse.“

    In der Regel bleiben die Mitglieder etwa 14 Jahre in der Wohnung

    Aktuell kostet ein Quadratmeter einer Wohnung der „Allgemeinen Baugenossenschaft Augsburg und Umgebung“ neun Euro. 961 Wohneinheiten werden in und um Augsburg vermietet. Stand 2. Juli gibt es drei freie Wohnungen, die nicht an Mitglieder vergeben sind. Wer sich als Nicht-Genossenschaftler bewirbt, muss bei Einzug eine Mitgliedschaft aufnehmen: Dafür sind ähnlich wie bei einer Kaution, zwei Pflichtanteile, je 306,78 Euro, sowie die Zahlung eines einmaligen Eintrittsgeldes von 100 Euro fällig.

    Eine solche Wohnung zu finden: ein Glücksfall. Denn wer eine bekommt, kündigt diese in der Regel nicht so schnell. Nach Angaben der VdW leben die Mitglieder im Schnitt 14 Jahre in der Wohnung. Die Wartelisten sind teilweise lang. So auch in der Region: Bei der Baugenossenschaft in Augsburg gibt es eine enorme Nachfrage und wenig Angebot.

    Tobias Straubinger empfiehlt, sich bei Interesse früh um eine Mitgliedschaft zu bewerben. Die kann sich später auszahlen, wenn beispielsweise die eigenen Kinder auf Wohnungssuche gehen.

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