Die Deutsche Bahn hat am Freitag nach mehr als fünfjähriger Planung den Verlauf ihrer künftigen Neubau-Bahnstrecke zwischen den Städten Ulm und Augsburg vorgestellt. Die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke über Zusmarshausen soll in Zukunft zusätzlich zur bisherigen, vor 170 Jahren angelegte Bestandsstrecke zwischen den beiden Städten vor allem Fern- und Güterzüge aufnehmen, teilte die Bahn am Freitag mit. Die alte Strecke soll vorrangig für den Regionalverkehr weitergenutzt werden. Das Konzept soll 2025 dem Bundestag übergeben werden.
Die Strecke soll nach dem Vorschlag der Bahn von Neu-Ulm durch die Orte Burlafingen und Nersingen, dann südlich von Günzburg in Richtung Zusmarshausen verlaufen. Östlich von Adelsried wird dann von Norden her Augsburg erreicht. In Zusmarshausen werde ein neuer Regionalzughalt ermöglicht. Auch der Nahverkehr solle durch die Neubaustrecke deutlich verbessert werden. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sprach von einem Meilenstein. "Diese Trasse hat vor Ort den meisten Zuspruch und ermöglicht den Bau eines Regionalbahnhofs in Zusmarshausen, der eine ganze Region besser an den Schienenpersonennahverkehr anschließen wird."
Auch Kommunalpolitiker, etwa aus den Städten Neu-Ulm und Augsburg sowie dem Landkreis Augsburg und Vertreter der regionalen Wirtschaft, darunter die IHK Schwaben, begrüßten die Entscheidung. Der Streckenverlauf soll so eng wie möglich mit der Autobahn 8 und mit der bestehenden Bahnstrecke gebündelt worden. Die Trasse greife somit nur geringfügig in Natur und Landschaft ein. "Das Projekt Ulm-Augsburg bringt deutlich kürzere und damit attraktivere Reisezeiten und sorgt für pünktlichere Züge", sagte die Infrastruktur-Vorständin der DB InfraGo, Ingrid Felipe.
"Das Projekt hat eine hohe Zustimmung in der Region sowie eine starke Unterstützung durch die regionale Politik", erklärte sie. In die Vorschlagsvariante seien Ergebnisse des Austauschs mit den Anwohnern eingeflossen. Es bestehe aber noch weiterer Optimierungsbedarf, etwa bei der Ortsdurchfahrt in Burlafingen (Landkreis Neu-Ulm) oder dort, wo Naturschutzprojekte betroffen seien. Die Planungen würden wissenschaftlich von Experten der Universität Innsbruck begleitet. Zur Ehrlichkeit gehöre aber auch, dass solche Projekte nicht ohne Eingriffe in die Lebenswelt der Menschen möglich seien. Es gelte, gute Lösungen etwa beim Lärm- und Erschütterungsschutz zu finden.
"Die Strecke zwischen Ulm und Augsburg ist eine der meistbefahrenen Strecken im Süden Deutschlands", betont die DB. Sie ist Teil der europäischen Magistrale von Paris nach Budapest, in Deutschland ist die Strecke für die Verbindungen von München nach Stuttgart wichtig. Durch den Ausbau soll die Reisezeit zwischen Augsburg und Ulm von derzeit mehr als 40 Minuten auf weniger als eine halbe Stunde reduziert werden. Die Züge sollen laut Projektseite bis zu 300 km/h schnell fahren können. Eine Sprecherin verwies am Freitag darauf, dass die Höchstgeschwindigkeit 265 Kilometer pro Stunde betragen solle. Es ist nach Angaben der Deutschen Bahn der letzte Abschnitt zwischen Stuttgart und München, der bisher noch nicht als Schnellfahrstrecke ausgebaut ist.
Die DB-Planer hatten seit 2019 eine Reihe von Varianten für die Streckenführung untersucht. Dazu wurden Stellungnahmen von Wirtschaftsverbänden, Umweltschützern und Kommunen eingeholt, zudem wurden die Bürger in den betroffenen Regionen beteiligt. Mehrere Bürgerinitiativen gründeten sich, um jeweils einzelne Ausbauoptionen zu verhindern.
Ende Mai hatte die Regierung von Schwaben das Raumordnungsverfahren abgeschlossen und drei Hauptvarianten für möglich erklärt, zwei geprüfte Streckenführungen wurden zu den Akten gelegt.
Eine der abgelehnten Varianten hätte im Landkreis Günzburg ein Grundwasservorkommen gefährdet, teilte die Behörde mit. Die andere verworfene Variante hätte ein Hochwasserschutzprojekt unmöglich gemacht.
Bis wann die Neubaustrecke dann fertiggestellt werden kann, ist derzeit noch unklar. Das betrifft auch die Kosten. Ursprünglich wurden einmal zwei Milliarden Euro für das Projekt veranschlagt, durch die üblichen Kostensteigerungen dürfte dieser Betrag aber deutlich überschritten werden.
(dpa)