Die Angst von Schäfern und Viehhaltern vor Wölfen teilen viele Menschen in Baden-Württemberg laut einer Umfrage nicht. Während sich Landwirte Sorgen um ihre Weidetiere machen, begrüßt jeder Zweite die Rückkehr der einst nahezu ausgestorbenen Wölfe nach Baden-Württemberg. Nur jeder Fünfte ist dagegen, wie eine Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Tageszeitungen im Südwesten ergeben hat. Für den am Mittwoch veröffentlichten sogenannten BaWü-Check hat das Institut im November und Dezember mehr als 1000 Erwachsene im Land befragt.
Die Sympathie für die Rückkehr des Wolfs ist laut der repräsentativen Umfrage recht unabhängig vom Wohnsitz. Sowohl in den Städten als auch auf dem Land befürwortet jeweils eine relative Mehrheit, dass sich Wölfe wieder im Südwesten ansiedeln.
Bislang leben allerdings auch nur vergleichsweise wenige Exemplare im Land. In Baden-Württemberg sind bislang vier Wölfe sesshaft - das bedeutet: Ihre Spuren können über mehr als ein halbes Jahr lang in einem bestimmten Gebiet eindeutig nachgewiesen werden. Ein Einzeltier lebt im Nordschwarzwald, drei weitere Wölfe im Südschwarzwald, darunter ein Paar mit Nachwuchs. Zum Vergleich: Im Monitoringjahr 2022/2023 wurden bundesweit insgesamt 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gezählt.
Laut Zeitungsumfrage sieht nur eine Minderheit der Befragten im Wolf auch eine größere Gefahr. Lediglich 17 Prozent glauben demnach, dass die Rückkehr der Wölfe große Risiken mit sich bringt, weitere 45 Prozent gehen von weniger großen Risiken aus und 29 Prozent sehen darin überhaupt kein Risiko. Etwas stärker ist die Sorge auf dem Land ausgeprägt. Dort verbinden immerhin 20 Prozent mit der Ausbreitung von Wölfen große Risiken. Rund 39 Prozent der Befragten insgesamt werten die Rückkehr von Wölfen allerdings auch als gutes Zeichen für den Zustand der Natur und fast jeder Dritte (31 Prozent) freut sich ausdrücklich, dass es wieder Wölfe im Land gibt. Ebenfalls jeder Dritte (32 Prozent) bezeichnet die Diskussion über Wölfe als zu wenig sachlich und viel zu emotional.
Zuletzt hatte die Debatte um Risse und Wolfsattacken durch das erste Rudel - also das Wolfspaar mit Nachwuchs im Südschwarzwald - eine neue Dynamik bekommen. Während Viehhalter unter anderem mit Mahnfeuern für einen weniger strengen Wolfsschutz demonstrieren, denkt die relative Mehrheit der Befragten (40 Prozent), dass man auch die sogenannten Wolfsrisse akzeptieren muss. Das Verständnis endet aber dort, wo sogenannte Problemwölfe unterwegs sind. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) sind der Ansicht, Wölfe müssten abgeschossen werden, wenn sie wiederholt Nutztiere gerissen haben - eine Haltung, die auch weitgehend dem Landesgesetz entspricht, das die Jagd und die sogenannte Entnahme in Ausnahmefällen zulässt. Ein ausgeweitetes Jagdverbot fordert laut Umfrage nur eine Minderheit der Bevölkerung.
(dpa)