"Durch die allgegenwÃĪrtige Werbung werden auch Kinder und Jugendliche schon frÞh an das Thema herangefÞhrt", sagte der Leiter der Forschungsstelle GlÞcksspiel an der UniversitÃĪt Hohenheim in Stuttgart. Sie seien eh oft online unterwegs und in dieser Zeit nicht von der Werbung fernzuhalten.
Das gelte auch fÞr Banden-Werbung im Stadion oder fÞr Plattformen wie Twitter, wo Werbung oft zum Beispiel mit Ergebnisdiensten verbunden sei. "Als Erwachsene kÃķnnte es dann fÞr diese jungen Menschen selbstverstÃĪndlich sein, zum Beispiel an Sportwetten teilzunehmen", warnte Otterbach im GesprÃĪch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa vor dem Auftakt des zweitÃĪgigen GlÞcksspiel-Symposiums an der UniversitÃĪt Hohenheim (14. und 15. MÃĪrz).
ErklÃĪrtes Ziel des GlÞcksspielstaatsvertrags sei es zwar, GlÞcksspiel- und Wettsucht zu unterbinden. "Zugleich wurden aber auch Werbung fÞr GlÞcksspiele und Wetten vermehrt zugelassen", monierte Otterbach. Durch den Mitte 2021 in Kraft getretenen Vertrag kÃķnnen Anbieter von Online-GlÞcksspielen, wie beispielsweise Online-Sportwetten oder virtuelle Automatenspiele, unter gewissen Auflagen eine Erlaubnis zum Veranstalten dieser Spiele erhalten.
Die starke PrÃĪsenz von Werbung fÞr GlÞcksspiele und Online-Sportwetten mÞnde zunehmend in eine gewisse Normalisierung, warnte Otterbach weiter. "Das fÞhrt dazu, dass es irgendwann selbstverstÃĪndlich geworden ist zu wetten. GlÞcksspiel wird wahrgenommen wie jedes andere Hobby auch."
GestÃĪrkt fÞhlt sich der Stuttgarter Forscher durch eine Studie des Wissenschaftlers Raffaello Rossi von der UniversitÃĪt Bristol. Nach dieser ist die GlÞcksspielwerbung auf Twitter in GroÃbritannien fÞr Kinder und Jugendliche stark und deutlich ansprechender als fÞr Erwachsene. Besonders E-Sport-Wetten und Content Marketing seien attraktiv und lÃķsten bei unter 25-JÃĪhrigen starke positive Emotionen aus.
Schnelle LÃķsungen sieht Otterbach aber nicht. "Das Problem ist schlicht und einfach nicht so richtig lÃķsbar", sagte er. "GrundsÃĪtzlich mÞssen wir uns als Gesellschaft fragen, wie viel Werbung, wie viel GlÞcksspiel wir in unserem Leben und in der Gesellschaft zulassen wollen." Wichtig sei es auch, den Staatsvertrag auf wissenschaftlicher Basis zu Þberwachen. "Viele in der Suchtforschung sind auch der Ansicht, dass die Liberalisierung des Marktes zu leichtfertig vorgenommen und zu wenig auf gesicherte Erkenntnis zurÞckgegriffen wurde", sagte Otterbach.
So hÃĪtten auch nach seiner Ansicht Erfahrungen und Daten aus Schleswig-Holstein zunÃĪchst ausgewertet werden mÞssen. Dort war es Þber ein eigenes LandesglÞcksspielgesetz bereits vor dem Vertrag mÃķglich, Lizenzen fÞr Online-GlÞcksspiel zu erhalten.
"Wir analysieren diese Daten derzeit in Hohenheim, um die Funktionsweise der gesetzlich vorgeschriebenen FrÞherkennungssysteme zu verstehen", sagte Otterbach. "Und wir haben festgestellt, dass die Vorhersagekraft der Modelle nicht immer zuverlÃĪssig ist. Es kÃķnne also bald Spieler geben, die durchs Raster fallen und die munter weiterspielen, obwohl sie eigentlich von den Anbietern gesperrt werden mÞssten." Die lÃĪnderÞbergreifende GlÞcksspielaufsichtsbehÃķrde stehe vor der Herausforderung, die neuen FrÞherkennungssysteme zu evaluieren und daraus SchlÞsse zu ziehen.
In Deutschland sind nach Studiendaten der Bundeszentrale fÞr gesundheitliche AufklÃĪrung rund 430.000 Menschen von einem problematischen GlÞcksspielverhalten oder einer GlÞcksspielsucht betroffen. Junge MÃĪnner bis 25 Jahre sowie mit Migrationshintergrund oder einem eher niedrigen Einkommen gehÃķren demnach zu den Risikogruppen.
Bis Mittwoch (15. MÃĪrz) wollen sich Experten auf dem jÃĪhrlichen Symposium der Forschungsstelle GlÞcksspiel Þber den Stand der Forschung und Themen im Bereich GlÞcksspiel austauschen. Die 2004 gegrÞndete Forschungsstelle GlÞcksspiel beleuchtet fÃĪcherÞbergreifend Aspekte des GlÞcksspiels nach wissenschaftlichen Methoden.
(dpa)