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Autotest: So wird der Opel Astra zum elektrischen Lademeister

Autotest

So wird der Opel Astra zum elektrischen Lademeister

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    Blitz an der Front, Platz am Heck - nun auch elektrisch: Der Opel Astra Sports Tourer kommt mit einer Ladung rund 400 Kilometer weit.
    Blitz an der Front, Platz am Heck - nun auch elektrisch: Der Opel Astra Sports Tourer kommt mit einer Ladung rund 400 Kilometer weit. Foto: Andre Tillmann/Opel Automobile GmbH/dpa-tmn

    Berlin (dpa/tmn) VW bringt den ID.7 auch als Tourer und BMW hat uns einen i5 Touring versprochen: Kombis - lange Zeit als Opfer der elektrischen Revolution beweint und vom SUV verdrängt - feiern jetzt offenbar auch an der Ladesäule ein Comeback. Doch den Anfang machen gleich zwei elektrische Lademeister aus dem Stellantis-Konzern.

    Nahezu zeitgleich baut Peugeot den 308 SW mit Batterien, und Opel bringt den Astra Sports Tourer auch als Electric: Der Astra kommt zu Preisen ab 43 490 Euro in diesen Tagen noch etwas früher zu den Händlern. Was kann der Elektrokombi?

    Mittelmaß - in der Theorie

    Zwar erfreut man sich an der klassischen Linienführung, am angenehm altmodischen - Entschuldigung: konventionellen - Ambiente und an der Bedienung. Denn die setzt zwar auf zwei große digitale Displays, kommt dabei aber trotzdem ohne modischen Firlefanz wie zum Beispiel Sensortasten im Lenkrad oder Touchleisten aus.

    Guter Kompromiss: Das Cockpit greift auf Bildschirme, aber auch auf traditionelle Bedienelemente zurück.
    Guter Kompromiss: Das Cockpit greift auf Bildschirme, aber auch auf traditionelle Bedienelemente zurück. Foto: Andre Tillmann/Opel Automobile GmbH/dpa-tmn

    Aber wenn es um die elektrische Seite des Sports Tourers geht, stockt man beim ersten Blick auf das Datenblatt: allenfalls mittelmäßig. Mit einer Batteriekapazität von 54 kWh, der Motorleistung von 116 kW/156 PS und im Ladekabel am Wechselstrom 11 oder am Gleichstrom nur 100 kW - da fährt der elektrische Astra ähnlich großen SUV wie einem Tesla Model Y und einem VW ID.4 hinterher.

    Der Grund dafür ist die so genannte Multi-Energy-Plattform, die den Astra trägt. Weil sie auf der gleichen Bodengruppe auch noch Verbrenner unterbringen müssen, fehlt den Hessen der Platz für größere Batterien, und im Baukasten gibt’s keine leistungsfähigeren Komponenten. Deshalb müssen sie mehr Kompromisse machen als andere Hersteller, die ihre Stromer auf so genannte Skateboard-Plattformen mit der Batterie als Teil des Bodens stellen.

    In der Praxis verstummt die Kritik

    Aber kaum sitzt man am Steuer, verliert die Kritik deutlich an Schärfe. Denn im Alltag merkt man schnell, was die Hessen mit "Rightsizing" meinen und weshalb sie aufs elektrische Wettrüsten verzichten: Weil der Astra vergleichsweise leicht ist. Weil die serienmäßige Wärmepumpe bei der Klimatisierung Strom spart. Und weil der Motor zu den effizientesten gehört, liegt der Verbrauch bei 15,0 kWh und die Normreichweite bei über 400 Kilometern.

    Das sollte bei einer statistischen Fahrleistung von unter 50 Kilometern am Tag für die meisten alltäglichen Ausflüge reichen. Und weil ein kleinerer Akku schneller voll ist, tut auch die mäßige Ladeleistung weniger weh.

    Mit Lust und Leidenschaft

    Am Fahren selbst gibt es beim Astra ohnehin nichts auszusetzen. Ja, überzeugte E-Fahrer würden sich wohl eine stärkere Rekuperation wünschen. Mit einer stärkeren Energierückgewinnung bliebe das Bremspedal öfter unbenutzt.

    Doch alle anderen freuen sich an einer straffen Abstimmung und einer präzisen Lenkung, die dem Fahrer ein gutes Gefühl für die Straße gibt und deutlich mehr Lust und Leidenschaft schürt als bei vielen Elektroautos. Erst recht beim Kombi, der mit seinem um sechs Zentimeter längeren Radstand etwas ruhiger liegt und zudem besser ausbalanciert ist. Kein Wunder, dass Opel im Gegensatz zu den meisten anderen Autos in dieser Klasse erst bei 170 km/h den Stecker zieht.

    Lademeister im klassischen Sinn

    Wenn es ums (Be-)Laden an der Warenausgabe oder auf dem Supermarktparkplatz geht und nicht an der Steckdose, ist der Astra Sports Tourer ohnehin über viele Zweifel erhaben.

    Denn mit seinen 4,64 Metern ist er 27 Zentimeter länger als der Fünftürer und bietet im Kofferraum deutlich mehr Platz: 516 bis 1553 Liter fasst das Gepäckabteil. Und wenn ihm schon wegen der Verbrenner-Verwandtschaft der Frunk (kleiner Laderaum unter der Fronthaube) fehlt, haben die Ingenieure immerhin das Souterrain unter dem topfebenen Ladeboden gerettet. Zumindest die Hälfte der Grundfläche lässt sich trotz der Akkus noch für Kleinkram wie das Ladekabel oder das Bordwerkzeug nutzen.

    Und wo bei manchem SUV jedes Laden wegen der hohen Kante zum Kraftakt wird, verschwinden Kisten und Koffer im Astra orthopädisch günstig auf Kniehöhe in der Karosse.

    Long Vehicle: Mit rund 4,64 Metern Länge ist der Kombi rund 27 Zentimeter länger als der Fünftürer.
    Long Vehicle: Mit rund 4,64 Metern Länge ist der Kombi rund 27 Zentimeter länger als der Fünftürer. Foto: Andre Tillmann/Opel Automobile GmbH/dpa-tmn

    Fazit: Einfach gut

    Nein, auf dem Papier ist der Astra Sports Tourer Electric nur ein Mitläufer - selbst wenn er einer der ersten ernsthaften Kombis für die Steckdose ist. Aber in der Praxis bewahrheitet sich: weniger ist mehr. Denn selbst mit bescheidener, aber völlig ausreichender mäßiger Motorleistung wird der Astra zu einem absolut alltagstauglichen Elektroauto. Zusammen mit dem klassischen Design, dem konventionellen Ambiente, den großzügigen Platzverhältnissen und dem klaren Bediensystem ist er einfach, aber gut. Oder: Einfach gut.

    Datenblatt: Opel Astra Sports Tourer

    (Von Thomas Geiger, dpa)

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